Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
zwischen die Rippen. Sein Gebrüll geht in ein Ächzen über und sein Oberkörper klappt nach vorne. Ich ziehe die Machete aus seinem schon lange toten Körper, erhebe sie und lasse sie auf seinen nun frei liegenden Nacken niedersausen.
„Ich hatte dich gewarnt“, brülle ich ihn an.
Sein abgetrennter Kopf fliegt mindestens sechs Meter weit, ehe er auf der Lichtung liegen bleibt wie ein vergessener Fußball. Erst Sekunden später fällt sein, nun wirklich toter Körper, in sich zusammen.
Ich atme stoßweise aus, lasse die Machete achtlos fallen. Dann hebe ich meine Hände zum Himmel und lasse ein lautes Brüllen erklingen. Ein Siegesgebrüll.
Die zwei toten Körper, die über die Lichtung verstreut sind und die zwei abgetrennten Köpfe fangen wie aus dem Nichts Feuer. Sie brennen, sie sind endgültig vernichtet.
Es ist vollbracht, ich bin siegreich aus der Geschichte herausgekommen.
Jetzt liegt noch eine schwere Aufgabe vor mir. Ich lasse meine Arme kraftlos sinken, drehe mich um und blicke auf den einzigen herumliegenden Körper, der nicht brennt.
Justin.
Lebt er noch? Ich lausche – Ja, ich kann sein Blut rauschen hören.
Er atmet unregelmäßig. Thomas hat ihn schwer verletzt.
Justins Geruch weht über die Lichtung, hüllt mich ein. Überall um mich herum riecht es nach seinem Blut, nach Angst und Verzweiflung … und nach Tod.
Langsam gehe ich auf Justin zu, je näher ich komme um so stärker rieche ich die Verzweiflung und die Angst. Als ich über ihm stehe merke ich mit einem Mal, das der Geruch nicht von ihm kommt.
Er kommt von mir, er strömt aus jeder Pore meines kalten Körpers.
Ich rieche nach Verzweiflung und Angst.
Ich bin verzweifelt, ich habe Angst, sogar sehr große Angst.
Böses Blut
Langsam falle ich auf die Knie vor Justins blutenden Körper. Er atmet noch, auch sein Blut höre ich rauschen, wenn auch schon leiser. Sein Herz macht einige Stolpergeräusche, dann schlägt es wieder regelmäßig, aber sehr schwach.
Ich streiche vorsichtig eine Haarsträhne aus seiner Stirn. Ich weiß nicht, was ich machen soll, oder was ich sagen soll. Ich blicke ihn einfach nur an.
Thomas hat ihn übel zugerichtet, am ganzen Oberkörper hat er Bisswunden. Die schlimmste ist an seinem Hals, unermüdlich tritt Blut aus der Wunde. Es sieht so aus, als hatte Thomas vor ihn aufzufressen. Die Wunden sind fast alle zu tief um von mir geheilt zu werden. Außerdem hat er schon zu viel Blut verloren. Seine eigenen Selbstheilungskräfte werden erst voll entwickelt sein, wenn er ein Vampir ist.
Wieder frage ich mich was ich machen kann, wie es jetzt weitergeht. Er murmelt etwas Unverständliches und öffnet schließlich die Augen. Ich sehe in seine tiefen Brunnen, die für mich keine mehr sind.
„Justin“, ich muss einfach lächeln, „na, wieder unter den Lebenden?“
Er lächelt kurz zurück, vor Schmerzen verzieht er aber sein Gesicht und schließt krampfhaft die Augen.
Als er sie wieder öffnet, liegt ein leichter Schleier über dem schönen Braun seiner Augen.
„Wie … schlimm?“, fragt er gepresst, ich kann sehen und riechen, wie ihn wieder eine Schmerzeswelle erfasst.
„Du siehst … eh.“ Was soll ich sagen, das er aussieht wie durch den Fleischwolf gedreht? Das er auf jeden Fall sterben wird? Das er aber noch qualvollere Schmerzen ertragen muss, bis er endlich erlöst wird? Soll ich ihm das wirklich sagen? Oder soll ich ihn einfach anlügen, soll ich ihm beruhigend zureden bis … bis zu seinem Ende? Mein innerer Kampf dauert an.
Seine blutverschmierte Hand schießt vor und ergreift meinen Unterarm. Ich bin ein bisschen erschrocken, von der Bewegung und das sie so erstaunlich kraftvoll ist.
„Tascha“, er sucht meinen Blick, er versucht mich mit seinen Augen fest zunageln.
„Werde ich das hier überleben?“, sein Blick ist ohne Furcht, er kennt die Wahrheit schon.
Mein Mund ist ausgetrocknet und meine Stimme wie ein Reibeisen.
„Ich fürchte nein.“
Ich blicke in seine Augen und erkenne in diesem Moment die Wahrheit.
Ich würde ihm nicht nur mein Leben anvertrauen, ich vertraue ihm mein ganzes Dasein an, alles was ich bin, alles was ich ausmache, würde ich in seine Hände legen.
Diese Erkenntnis reißt mich fast um.
Ohne ihn würde ich nur noch eine Leere fühlen, ich will nicht, das er stirbt, das er mich verlässt.
„Justin“, frage ich ihn ganz ruhig, mein Entschluss ist gefasst.
„Möchtest du sterben?“
„Nein, Tascha, jetzt nicht mehr.“ Seine blutige
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