Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
meine Haare. Dann legt er seine kühlen Hände rechts und links an mein Gesicht – augenblicklich habe ich das Gefühl, als stehe ich in Flammen, er blickt mir tief in die Augen.
„Tascha, Liebes, du hast Großartiges vollbracht. Du hast mich gerettet … Ich liebe dich.“
Er nähert sich meinem Gesicht und unsere kalten Lippen berühren sich.
Es ist ein ganz anderes Gefühl, als das letzte Mal – da floss noch Blut durch seine Adern, er war noch menschlich, lebendig.
Ich nähere mich ihm heftig und erwidere den Kuss.
Wir lassen uns gemeinsam auf das weiche Moos sinken. Er zieht mich auf sich drauf. Ich lasse es nur zu gerne zu.
Irgendwann trennen sich unsere Lippen. Ich lege meinen Kopf auf seine Brust und lausche seinem Atem darin. Nur das Atmen, sonst höre ich nichts. Es hört sich gut an, kein verlockendes, rauschendes Blut, kein Herzschlag mehr. Nur noch sein Geruch, der mich einhüllt und mich verführt.
Wir liegen eine zeitlang einfach so da und hängen unseren Gedanken nach. Die Sonne ist mittlerweile untergegangen und eine tröstliche Dunkelheit hüllt uns beide ein.
Mit einem Schlag wird mir wieder bewusst, warum ich eigentlich hier bin und was ich noch zu erledigen habe. Schnell erhebe ich mich und klopfe mir den Dreck aus der Hose.
Justin liegt noch auf dem Boden und blickt mich von unten her an. Ich halte ihm meine ausgestreckte Hand hin, um ihm aufzuhelfen.
Wir müssen los, die Dunkelheit hüllt uns ein wie ein Mantel – verbirgt uns. Wir haben über zwölf Stunden Zeit verloren, ich hoffe das es noch nicht zu spät ist. Noch nicht zu spät um meinen Sohn zu retten.
„Komm jetzt“, murmelt Justin und nimmt mich an der Hand
Wir lächeln uns an, in dieser ungewöhnlichen schwarzen Nacht. Ich schließe kurz meine Augen und atme tief den Geruch ein. Die satte, köstliche Sommernacht, der Wald – und Justin. Meine Augen strahlen bestimmt, als ich sie wieder öffne.
„Los jetzt“, sag ich und wir rennen los. Es ist herrlich, wir laufen durch die Nacht – sind gleich schnell – und müssen uns immer wieder zulachen.
Schnell haben wir den Wald hinter uns gelassen, sind an meinem einsam geparkten Mustang vorbei und rennen jetzt auf mein altes Zuhause zu.
Kurz vor dem Haus halte ich an, Justin neben mir auch. Es ist merkwürdig – das Haus, die Umgebung – sie ist mir so vertraut, und doch auf eine eigenartige Weise völlig fremd. Ich versuche den Geruch von Dennis aufzunehmen, er ist nur in kleinen Spuren vorhanden. Geruchsfetzen, sozusagen, die immer wieder an meiner Nase vorbei wehen.
Ich befürchte, dass Dennis nicht zu Hause ist. Aber wo kann er nur sein, dieser kleine Verbrecher, wo treibt er sich nur herum? Ich schaue Justin an und zucke mit den Schultern.
„Ich glaube, er ist nicht mehr hier“, flüstere ich ihm zu. Er legt seine glatte Stirn in Falten.
„Was meinst du, wo er jetzt ist? Wo können wir nach ihm suchen?“ In seiner Stimme klingt Ratlosigkeit mit.
Ich überlege blitzschnell, in meinem Kopf tauchen Bilder auf, Bilder von vor zwei Jahren, als ich mir Dennis zur Brust genommen habe. Eine Kneipe, ein Hinterhof, ein Gesicht – sein Freund – eine Straße, eine Adresse in der Stadt.
„Ich weiß, wo ein Freund von ihm wohnt, vielleicht sind die beiden ja immer noch befreundet und er ist jetzt bei ihm?“ Zweifelnd sehe ich Justin an, ich weiß im Moment nicht weiter.
„Ja, okay wir werden sehen.“ Abrupt dreht er sich um und rennt schon zurück zu meinem Wagen. Ich bin erstaunt – ich gewöhne mich erst langsam an den veränderten Justin.
Kurz vor dem Mustang habe ich ihn eingeholt.
Zweifel steigen in mir auf, was habe ich eigentlich genau vor, wenn ich Dennis gefunden habe? Ihn entführen? Ihn verstecken? Vor wem denn genau? Wen wird Frank zu Dennis’ – und wahrscheinlich unserer – Hinrichtung schicken? Oder kommt er wohl möglich selber? Frage ich mich grimmig.
Justin blickt mich besorgt an.
„Was ist los?“
Ich seufze und dann frage ich ihn all die Dinge, die ich mir gerade selbst gestellt habe.
Während wir einsteigen, sehe ich wie Justin ins Grübeln kommt. Ich frage mich, ob er sich vorher keine Gedanken darüber gemacht hat. Oder hat er etwa so ein Urvertrauen in mich gesetzt, das er gemeint hat, ich wüsste schon, was zu tun ist, ich wüsste schon einen Ausweg? Da muss er sich aber auf eine Endtäuschung vorbereiten;
Im Moment komme ich mir eher hilflos, unorganisiert, schwach und … ja richtig menschlich vor. Ein ekelhaftes
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