Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
gedacht? Du kannst doch nicht über jeden herfallen, der dir gerade mal vor die Zähne spaziert.“
Wütend halte ich inne. Justin dreht den Kopf in meine Richtung und lächelt mich an. Seine Augen strahlen wieder in diesem wunderschönen warmen Braun.
„Ich weiß, Tascha“, er schluckt kurz, „es tut mir leid. Aber wenigstens brauchen wir jetzt nicht mehr hoch zu dir in deine Wohnung. So haben wir Zeit gespart.“ Wieder ein Lächeln von ihm, diesmal ein unwiderstehliches. Ich verdrehe die Augen zur Decke.
„Komm, hilf mir, wir schaffen Ralph in den Kofferraum und entsorgen ihn unterwegs.“ Justin rappelt sich hoch, gemeinsam tragen wir den Toten zu meinem Wagen.
Ich knalle den Deckel von meinem Kofferraum zu. Ralph ist vorerst verstaut, wir werden später sehen, was wir mit ihm machen.
Wir steigen wieder in den Mustang und ich rase ziemlich schnell durch die Straßen.
Am Rand der Stadt ist ein Viertel, das von den weniger geachteten Bürger dieser Stadt bewohnt wird. Hier kommen die meisten unserer Opfer her. Ich parke den Wagen vor dem Haus, das ich in aus meiner Erinnerung noch kenne. Es ist still hier. Viele Gerüche liegen in der Luft. Verschiedene Gerüche, auch bedrohliche und Blutgeruch.
Ich atme tief ein und bekomme den leichten Duft von Dennis in meine Nase.
„Er war hier“, ich blicke zu Justin, der sich verwundert umschaut.
„Er ist jetzt wieder weg, aber vielleicht kriegen wir aus seinem Kumpel was raus.“ Ich gehe zu der Haustür und studiere die Klingeln. In meinem Gedächtnis versuche ich nach dem Namen zu graben, er fällt mir nicht mehr ein. Justin steht neben mir und grinst mich frech an.
„Guck mal, es ist offen.“ Dabei gibt er der Tür einen Stoß und sie fliegt auf. Ein langer dunkler Flur liegt vor uns. Es stinkt nach Verwesung, Exkrementen und über all dem liegt ein beißender Brandgeruch.
Justin und ich laufen die Treppen hoch, an jeder Wohnungstür stoppen wir kurz um den Geruch der Wohnung einzuatmen. Im obersten Stockwerk steht die Tür offen und hier dringt auch dieser scheußliche Brandgeruch heraus.
Langsam betreten wir die schäbige und dreckige Wohnung. Dennis’ Duft ist hier sehr stark vorhanden, obwohl der Geruch nach verbranntem Fleisch ihn versucht zu überdecken.
Mich überkommt ein eigenartiges Gefühl, mein ganzer Körper kribbelt und vibriert. Irgendetwas ist hier passiert, und ich weiß genau, das mir das nicht gefallen wird. Wir gehen in das kleine Wohnzimmer und da liegen sie.
Vier längliche verbrannte Haufen, die aussehen wie ein altes Lagerfeuer. Von Asche und einem Wall aus Sand umgeben, damit sich das Feuer nicht ausbreitet. Nur mit Mühe kann man in den Brandhaufen menschliche Gestalten erkennen. Die Umrisse sind noch da, wenn auch nur noch schwach vorhanden. Ich schließe die Augen und ziehe die verbrannte Luft in mich ein. Keiner von denen ist Dennis, zum Glück. Aber ein bekannter Geruch zieht mir in die Nase, ich glaube den Freund gefunden zu haben, nach dem wir suchten. Er wird uns jetzt nichts mehr verraten können.
„Das war Frank – eindeutig“, sagt Justin neben mir gepresst. Ich runzele meine Stirn und schnuppere nochmals. Ja, er hat recht, unter dem ganzen Gestank habe ich den feinen Vampirgeruch fast nicht bemerkt.
„Du hast recht. Wo könnte er jetzt nur sein? Hat er Dennis mitgenommen? Hat er ihn getötet?“
Wieder rieche ich intensiv die Umgebung ab. Den Brandgeruch muss ich ausblenden, ihn abschalten denn nur die darunter verborgenen Gerüche interessieren mich.
Justin stellt sich dicht neben mich. Ich spüre, wie er mir Kraft gibt. Wie er mir Halt gibt.
Nach einer Weile kann ich ruhiger atmen, kann mich besser konzentrieren. Ein letztes Mal atme ich tief ein und halte den Geruch fest.
„Frank hat ihn mitgenommen. Ich glaube, ich weiß wo ich die beide finden kann.“ Justin wirbelt mich an den Schultern herum, bis ich ihm gegenüber stehe. Er blickt mir fest in die Augen.
„Wo wir die beiden finden, meinst du wohl.“ Sein Mund ist nur ein Strich.
„Ich erledige das alleine“, sage ich kalt, „das hier geht dich nichts an, Justin. Das ist meine Angelegenheit. Du hast damit nichts zu tun.“
„Tascha“, er schließt seine Augen, „ich dachte, wir gehören zusammen.“ Seine Augen öffnen sich wieder. Sein Blick ist voller Verzweiflung, voller Angst.
„Ich dachte“, fährt er leise fort, „wir beschützen einander, sind Gefährten. Mit allem, was dazugehört.“ Er legt seine Stirn in
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