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Unsterbliche Gefährten - das böse Blut

Unsterbliche Gefährten - das böse Blut

Titel: Unsterbliche Gefährten - das böse Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chrissi Schröder
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seinen gesprochenen Worten und seiner Stimme in meinem Kopf macht mich nervös.
    Ich habe verloren – alles verloren.
    „Nein!“, schnell lege ich ihm meine Finger über den Mund und hoffe, damit auch die Stimme in meinem Kopf zu stoppen.
    „Du hast nichts verloren, alles ist noch da. Du hast auch nicht versagt, du hast dein Bestes getan.“
    Du bist der, der du bist, schon vergessen? Schicke ich ihm in Gedanken nach. Er lächelt ein bisschen und das Feuer der Pupillen ist kurz verschwunden. Er umarmt mich mit seinen kalten Armen und drückt mich an sich. Auch ich schlinge meine Arme um ihn.
    „Natascha, warum bist du so verzweifelt, das sogar das Feuer der desperatio in dir brennt?“
    „Ich weiß es nicht“, ich weiß es wirklich nicht – nicht bewusst, ich ahne etwas, aber genau weiß ich es nicht.
    „Du lässt mir keine andere Wahl.“ Seine Stimme klingt verzweifelt, und bevor ich noch reagieren kann, hat er mir seine Zähne in den Hals geschlagen.
    Ich zucke zusammen und stöhne auf. Da ist es wieder, dieses Gefühl, wenn er mein Blut saugt, das mich fast an den Rand des Wahnsinns treibt.
    Die Zeit dehnt sich aus, ich sehe Feuer vor meinen Augen, alles verzehrendes Feuer. Als Ansgar von mir ablässt und die Wunden verschließt, geht das Feuer langsam aus, es brennt nieder.
    Ich zwinkere ein paar Mal, dabei rutsche ich langsam an der Wand nach unten, bis ich auf dem Boden sitze. Ansgar hat mich losgelassen und ist gegangen, ich sehe gerade noch die Doppeltüre zufallen.
    Mein Kopf ist leer – eine totale Leere – ich sehe mich verwundert um und weiß nicht, wo ich mich befinde und was ich hier will.
    Die Türe fliegt auf und Ansgar kommt auf mich zu. Er packt mich am Arm und zerrt mich auf die Beine. Dann geht er mit mir die Treppen hoch. Er reißt mich einfach mit. Ich stolpere ständig, ich blicke nach unten und überlege, wozu die zwei dünnen Dinger da sind, die sich ständig bewegen.
    Beine – schießt es mir durch den Kopf – das sind meine Beine und ich kann sie bewegen.
    Wir sind oben angekommen, er zieht mich durch den hölzernen Ausgang, den Gang entlang und durch die letzte Türe. Wir stehen im Freien. Tief atme ich die süße Nachtluft ein.
    „Du kannst mich jetzt wieder loslassen“, ich runzele meine Stirn, „ich kann alleine gehen.“
    „Nein, kommt nicht in Frage“, grollt er zurück.
    Warum ist er nur so wütend? Frage ich mich, was habe ich getan, oder gesagt? Ich durchforste mein Gehirn nach Erinnerungsfetzen, aber es herrscht weiterhin eine dumpfe Leere da drin.
    Ansgar zieht und zerrt mich hinter sich her. Mittlerweile stolpere ich nicht mehr so viel, da ich mich wieder erinnern kann, wie man die Beine benutzt.
    Er hält erst an, als wir bei Joshs Hinterhof angekommen sind, schubst mich noch durch die Türe, dann lässt er mich endlich los.
    Ich reibe mir den Arm, es schmerzt etwas. Ansgar holt eine Konserve aus dem Kühlschrank, gießt sie in ein Glas und erwärmt sie. Das Licht der Mikrowelle fällt auf ihn und ich beobachte fasziniert den Teller, der sich unaufhörlich dreht. Mir ist, als hätte ich das noch nie gesehen, als wäre das völlig neu für mich. Das leise Pling der Mikro erschreckt mich ein bisschen.
    Ansgar nimmt das Glas heraus und reicht es mir.
    „Nein, danke, ich habe keinen Durst“, sage ich und hebe abwehrend die Hände.
    „Trink es bitte“,
    „Nein, wirklich ich …“
    TRINK! Die Stimme in meinem Kopf dröhnt wie hundert Kirchenglocken. Ich halte mir die Ohren zu, ich muss meinen Kopf festhalten, sonst explodiert er. Langsam öffne ich wieder die Augen, die ich vor Angst zusammengekniffen habe. Er hält mir das Glas hin, diesmal nehme ich es an mich, ich möchte nie wieder diese laute Stimme in meinem Kopf hören.
    Ich nippe kurz, dann stürze ich das Blut in einem Schluck herunter. Sofort breitet sich eine herrliche Wärme in mir aus und mit ihr, kommt die Erinnerung zurück – die Erinnerung, wer und was ich bin – und an die vergangenen Stunden. Meine Augen werden immer größer, je mehr ich mich erinnere. Ich muss mich an der Theke festhalten, um nicht umzukippen. Ansgar steht hinter dem Tresen und beobachtet mich, er lächelt, das Feuer ist verschwunden, nur der rote Rand pulsiert noch leicht.
    „Geht’s wieder?“, fragt er irgendwann.
    „Ich glaube schon“, meine Stimme ist ein einziges Krächzen.
    „Komm mit, du musst dich ausruhen“, er packt erneut meinen Arm und zerrt mich zur Kellertür.
    Wir gehen den Gang entlang, am Ende

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