Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
gebe ich zur Antwort.
„Kann ich dich noch mal umarmen und mich verabschieden von dir?“ Ich beiße die Zähne zusammen und blicke an mir runter – ich bin komplett angezogen.
„Tut mir leid, Josh, ich bin noch nackt und nass.“
Meine Lüge brennt mir in der Seele, man lügt keine Freunde an, ich schließe die Augen und versuche nicht daran zu denken.
„In Ordnung, dann aber später, ich muss jetzt los. Mach dir einen gemütlichen Abend, genug Konserven sind noch im Kühlschrank. Auf bald.“
„Ja, bis später dann“, meine Stimme klingt gequält und ich hoffe inständig, das Josh es nicht hört.
Seine Schritte entfernen sich.
Ich blicke in den Spiegel über dem Waschbecken, er ist ganz beschlagen.
Ich hebe meine Hand und wische einen kleinen Bereich frei, genug, um mir selbst in die Augen zu blicken. Was ich sehe, lässt meine Hand in der Bewegung erstarren und mich packt das nackte Entsetzen.
Meine Augen brennen, sie stehen in Flammen, das ist mein erster Gedanke. Schnell kneife ich sie ein paar Mal zu – keine Schmerzen, also kein echtes Feuer. Langsam und vorsichtig öffne ich sie wieder und blicke mich erneut im Spiegel an.
Wo mal meine Iris war, ist jetzt ein Feuerstrudel, ein brennender Strudel aus Feuer. Das harmlose, nette Braun mit den goldenen Flitterstücken ist verschwunden. Tief in dem Feuer – sozusagen im Kern des Strudels – sieht man ganz klein die Pupillen, sie sind leuchtend rot. Das Feuer dreht sich immer wieder um die eigene Achse, ich starre fasziniert darauf.
Das gibt es doch nicht, ich schüttele meinen Kopf. Bei Vampiren kenne ich nur gelbe Raubtieraugen, mit schmalen länglichen Schlitzen als Pupillen.
Gut, bei Ansgar nicht – ich sehe kurz seine roten Augen vor mir, in denen die rote Lava heiß und glühend vor sich hin fließt – aber das ist etwas anderes, er ist … eben anders, viel älter und er gehört dem hohen Rat an, die unterscheiden sich alle von uns.
Wie komme ich nur zu diesen feurigen Augen und welchen Sinn haben sie?
Ich habe genug und wende mich ab. Dann muss ich eben mit Feuerbällen herumlaufen, den hohen Rat wird es schon nicht stören, die sehen bestimmt alle merkwürdig aus.
Ich gehe wieder aus dem Keller in Joshs Laden. Düster ist es, er hat die Lichter ausgeschaltet. Ich gehe zu seiner Hintertür und überlege einen kurzen Augenblick, was ich denn mache, wenn er die Türe auch abgeschlossen hat – ein Fenster zertrümmern? Aber sie ist offen, ich gehe hinaus und schließe die Türe hinter mir.
Ich mache mich auf den Weg, weit ist es zum Glück nicht.
Unterwegs lasse ich mir durch den Kopf gehen, was ich alles über den hohen Rat weiß, es ist wirklich sehr wenig.
Der hohe Rat besteht aus acht Mitgliedern, vier Männer und vier Frauen, sie bilden sozusagen den Kopf – dann kommen die Vertrauten und Abgesandten, wozu wohl auch Ansgar zählt. Was bleibt, ist eigentlich nur noch das Fußvolk, sprich der Rest der Vampire, also mich eingeschlossen.
Die Mitglieder des hohen Rates sind allesamt alt, nicht bloß dreihundert, vierhundert Jahre, sondern irre alt – eintausend Jahr und mehr. Den höchsten und mächtigsten des Rates nennt man Alarich das bedeutet über alles mächtig. Dann kommt Falk , er repräsentiert Stärke und Klugheit. Ihm folgt Conrad , der Kühne im Rat, zuletzt wäre da noch Oberon , das bedeutet Herrscher überirdischer Wesen.
Bei den Frauen ist Sarah, die Fürstin, mit Alarich gleichgestellt, neben ihr Lea , die Löwenstarke, Eleonore , die Barmherzige und Asta, die Auferstandene.
Eine schöne Bande von Vampiren, die mir wahrscheinlich sehr wenig Verständnis entgegen bringen werden. Ob Ansgar ihnen meine Vergangenheit schon berichtet hat?
Was tue ich eigentlich? Ich begebe mich zu den Löwen, um mich von ihnen den Tigern zum Fraß vorwerfen zu lassen. Wird mein Plan auch aufgehen? Werden sie Justin und Dennis fassen können, mit mir als Köder?
Will ich das eigentlich auch? Ich stutze kurz, wie war das? Ob ich das auch will? Natürlich will ich, dass die beiden gefasst werden, immerhin wollten die mich umbringen. Außerdem ermorden sie Unschuldige und haben es auf den hohen Rat abgesehen, somit auch auf Ansgar.
Es ist, als wären in meinem Kopf zwei Stimmen vor mir zu hören, eine die Justin bluten, die Dennis am Boden sehen will und eine, die Justin noch liebt, sich lieber von ihm töten lassen würde, als selbst einzugreifen. Die immer noch das Gute in ihm sieht, und nicht das mordende Monster.
Eine völlig
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