Unsterbliche Küsse
warm zu leuchten, als er sie ansah. Einen Moment lang fühlte sie sich schwach, wie benommen. Dann gab sie sich einen Ruck und fand in die Wirklichkeit zurück.
»Das meinen Sie doch nicht ernst!« Sie sollte im Auto sitzen, während er einem möglicherweise bewaffneten Einbrecher auflauerte.
Er runzelte die Stirn. »Beruhigen Sie sich. Ich will doch nur, dass Sie sofort fliehen können, sollte die Situation eskalieren.«
Sie hatte eher den Eindruck, als wollte er einen auf Kavalier alter Schule machen.
»Wozu dann die Tür verriegeln?«
Er zog sie näher heran und flüsterte: »Wollen Sie mir zeigen, wie schwierig Sie sein können?«
Wieder spürte sie diese Benommenheit, das Gefühl von Wärme, von Schwäche. »Ich bin nicht schwierig, sondern vernünftig. Sie haben von Waffen gesprochen. Warum wollen Sie dann unbewaffnet hineinstürmen?«
Er kicherte. »Ich bin doch Superman, erinnern Sie sich nicht?« Ihr Zögern wertete er als Zustimmung. »Vertrauen Sie mir. Ich weiß, was ich tue. Warten Sie im Auto. Vielleicht brauche ich ja später Ihre Hilfe.«
Dixie stimmte zu, wenn auch ungern, und verließ das Grundstück durch den Nebenausgang, ging aber nicht direkt zu ihrem Auto. Ein am Straßenrand geparkter Wagen erregte ihre Aufmerksamkeit. Christophers? Ihm hätte sie ein schickeres Gefährt zugetraut als einen klapprigen Kleinwagen. Gehörte es womöglich dem Einbrecher? Warum nicht? Dank ihrer Taschenlampe konnte sie die Nummer problemlos entziffern.
Was war eigentlich mit der viel gepriesenen ländlichen Stille? Es raschelte, knackte und ziepte durch die Nacht. Fast ein wenig unheimlich! Sie beschloss, die Geräusche und ihr inneres Beben in Christophers Armen zu vergessen. Allmählich wurde sie unruhig und machte kehrt.
Durch die Nacht drang ein Schrei. Eine Tür knallte, und Dixie bog gerade rechtzeitig um die Ecke, um zu sehen, wie eine dunkle Gestalt auf das geparkte Auto zulief. Der Motor sprang an, aber als das Auto anfuhr, kam eine zweite Gestalt hinterhergerannt. Das Auto machte einen Schwenk, gerade als der Mann herankam. Dixie blieb schier das Herz stehen, als sie sah, wie Christopher im Licht der Scheinwerfer in hohem Bogen durch die Luft geschleudert wurde. Sie rannte die Straße entlang, als er aus dem Graben kletterte.
»Sie sollten doch im Auto sitzen.«
»Sind Sie verletzt?« Er musste es sein.
»Nur etwas durcheinander.«
Durcheinander? Er musste verletzt sein nach diesem Sturz. Sie dachte an Knochenbrüche, innere Verletzungen – aber er stand da wie eine Eiche. »Ich hol das Auto. Sie müssen zum Arzt.« Ohne auf eine Antwort zu warten, rannte sie los, so schnell sie konnte. Als sie zurückkam, stand er gegen einen Baum gelehnt. Sie blieb stehen und öffnete die Beifahrertür.
»Darf ich einsteigen?«
Er stand da, die Hand an der Tür. War das etwa typisch britisch oder was? »Natürlich! Steigen Sie ein!« Seine Beine erwiesen sich als etwas zu lang für den Kleinwagen. Dixie knipste die Innenbeleuchtung an. »Das war kein Einbrecher, sondern ein brutaler Killer!«
»Ich bin okay. Lieber wär’s mir, Sie hätten sich die Autonummer gemerkt.«
Das war zu viel. »In welcher Welt sind wir hier eigentlich? Sie sind halb tot und machen sich Sorgen wegen einer Autonummer. Wie auch immer, ich hab sie.« Sie sagte die Nummer auswendig her, erstaunt, dass sie sie in ihrer Aufregung nicht vergessen hatte. »Nun lassen Sie mich mal sehen.«
Er schien nirgendwo zu bluten, hatte aber Schlamm und Erde im Gesicht und an den Kleidern; in seinen Haaren hing Gras, und sein Kaschmirpullover würde keine weiteren Cocktailpartys mehr sehen. An der Stelle, an der Pullover und Hemd zerrissen waren, schien seine weiße Schulter durch. Sie streckte die Hand aus, dort zumindest musste er verletzt sein.
Seine Hand umfasste ihr Handgelenk. »Schon gut, meine Liebe.«
»Sie könnten bluten.«
Er packte ganz schön zu für einen Mann, der knapp dem Tod entronnen war.
»Tu ich nicht.«
»Lassen Sie mich nachsehen.«
Er legte ihre Hand an das Lenkrad. »Wenn Ihnen danach ist, einem Mann die Kleider vom Leib zu reißen, dann haben Sie Ihre Chance mit Caughleigh bereits gehabt. Verschonen Sie mich bitte. Ihr Haus ist für diese Nacht sicher.«
»Vergessen Sie das Haus! Viel wichtiger ist, wie es Ihnen geht. Sie brauchen einen Arzt.«
Seine Finger schlossen sich um ihre Hand, als diese zum Schaltknüppel griff. »Merken Sie sich das. Ich brauche keinen Weißkittel, und Sie fahren jetzt nach Hause.
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