Unsterbliche Leidenschaft
Belegbuch hervor und schlug es auf. Da stand es, schwarz auf weiß, auf der letzten Seite: »Angela Ryan, The Gables, Havering, North Yorkshire«.
Verdammt! Sie war dort gewesen, war abgereist und hierhergekommen. Und nun? Wenn er nur diesen anderen Namen schon gestern gewusst hätte. Kein Wunder, dass niemand dort je von einer Elizabeth Connor gehört hatte! Wo zum Teufel war sie jetzt? Während er auf das Buch starrte, sah er die Bleistiftnotiz neben ihrer Heimatadresse. »Kommt Sonntagabend zurück.« Nun musste er lediglich ein paar Stunden warten.
»Was ist denn hier los?« Noch so ein verdammter Sterblicher: Ein pickeliger Jugendlicher mit einer weißen Schürze kam durch eine Tür und sah die am Boden liegende junge Frau. »Sarah!«
Laran schlug ihn mit dem Handrücken brutal zur Seite. Der Junge fiel rücklings zu Boden. Laran trat noch mit dem Fuß nach ihm und grinste höhnisch, als der Menschling vor Schmerzen aufschrie. Dann trat Laran, zufrieden angesichts dieses erfolgreichen Auftritts, in den anbrechenden Vormittag.
Er musste Zeit totschlagen. Da konnte er ebenso gut noch den Marshs einen Besuch abstatten und dort noch schnell für Ordnung sorgen, ehe Elizabeth ihm in die Fänge lief. Er startete den Wagen und bog in die Straße ein, von der aus er am Fluss nach links abbog. Nach ein paar Hundert Metern kam ihm auf der Gegenspur ein Polizeiauto mit heulender Sirene und blinkendem Blaulicht entgegen. Mist, er hätte diesen Jungen nicht lebend zurücklassen sollen!
Im Rückspiegel konnte Laran sehen, wie das Polizeiauto einen U-Turn vollzog und unverzüglich auf ihn zugeschossen kam. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Sekundenschnell hatte das Auto die Verfolgung aufgenommen. Laran wartete ab, bis sie ihm nahe waren, vollzog eine rasante Wende und rammte sie.
Er drängte sie an den Straßenrand ab. Und wartete.
Der Fahrer blieb im Auto sitzen, der Beifahrer stieg aus. Keine Waffe in der Hand und auch keine am Halfter. Es stimmte also. Sie waren wirklich nicht bewaffnet. Nicht dass es ihm auch nur das Geringste ausgemacht hätte.
»Sir«, sagte der Beamte, »kann ich Ihre Fahrerlaubnis sehen?«
Laran packte ihn am Kragen und drückte zu. Er hatte ihn in den nächsten Vorgarten geschleudert, ehe der Fahrer kapiert hatte, was los war. Laran konnte das Entsetzen des Mannes riechen, indes sein mickriger sterblicher Geist mit diesem unglaublichen Zwischenfall klarzukommen versuchte. Der Fahrer sprach in ein kleines Mikrofon; Laran riss die Tür auf und warf ihn über die Straße auf die andere Seite.
Dann setzte er die Fahrt mit seinem eigenen Auto fort, stellte es aber schon nach kurzer Zeit in einer Seitenstraße ab; die Nummernschilder entfernte er noch, den Schlüssel ließ er stecken. Bis zu den Marshs war es nur noch ein kurzes Stück. Hoffentlich waren sie zu Hause. Er lechzte nach frischem, warmem Blut. Dieses hektische Morden zehrte an den Kräften.
Sie empfingen ihn nicht besonders freundlich, aber das war nicht sein Problem. In der Küche des kleinen Bungalows sah es sehr bald aus wie in einem Schlachthof, was seiner Stimmung jedoch keinen Abbruch tat. Er schwelgte in einem Hochgefühl, wie er es seit der Begegnung mit Elizabeth und dieser Halbschwester von ihr nicht mehr erlebt hatte.
Laran wählte Piets Nummer auf dem Telefon der Marshs. Höchste Zeit, dass er sich auch um etwas kümmerte.
»Mist, Laran! Weißt du, wie spät es ist?«
»Mir doch egal, Piet. Jammer hier nicht rum und hör lieber zu. Ich muss an Elizabeth rankommen, und du wirst herausfinden, wo sie ist. Wende dich an ihre Freunde, deine Exfrau – oder ruf meinetwegen den Präsidenten an, wenn es was nützt, bloß finden musst du sie!«
»Laran, ich …«
»Nein, Piet. Lass dir eines klipp und klar gesagt sein. Wenn du mir nicht schnellstmöglich sagen kannst, wo sie ist, dann finde ich sie, und dann ist sie fällig.«
»Laran. Nein!«
»Mach’s uns nicht so schwer, Piet. Viel Glück.«
Es war am späten Nachmittag, als der Anruf endlich kam. Laran hatte fast nicht mehr damit gerechnet. Drei Streifzüge durch die Stadt hatten ergeben, dass die Polizei in voller Stärke ausgerückt war – die Ermordung der beiden Polizisten war vielleicht doch nicht so klug gewesen –, aber von Elizabeth gab es weit und breit keine Spur. Er war nahe daran, zu verzweifeln.
»Viel ist es nicht«, begann Piet, »es stammt von Heather. Ich habe sie erwischt, nicht ihre doofe Mutter. Adela kriegt immer den Mund nicht auf, aber
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