Unsterbliche Liebe
Er lächelte.
Ach so das! Jetzt verstand Ayla. Er sprach davon, dass er angedeutet hatte, dass er einmal auf der Burg gelebt hatte.
„Warst du das mit den Kerzen?“, fragte sie, ohne auf seinen Wink mit dem Zaunpfahl einzugehen.
„Das ist das Erste, was du von mir wissen willst?“
„Ja“, erwiderte Ayla, „genau das ist es.“
Eliya schmunzelte. „Ich dachte, wir erzählen uns heute ein bisschen Geschichten und wollte die richtige Atmosphäre dafür schaffen. Außerdem dachte ich, ihr Frauen mögt so was, Kerzen, Romantik, und so weiter.“
Ayla spürte, wie sich ihr Puls erhöhte.
„Sehr aufmerksam von dir“, sagte sie neckisch und stupste ihn leicht in die Seite. Eliya packte sofort ihre Hand und fing an, mit ihren Fingern herumzuspielen. Es kitzelte leicht und Ayla hielt kurz den Atem an.
„Weitere Fragen?“, fragte er und beobachtete sie interessiert.
„Du bist also älter, als ich annehmen könnte, wie du sagst. Und wenn du schon einmal auf der Burg gelebt hast und kein abtrünniger Satari bist, dann nehme ich an, dass du schon vor der großen Spaltung dort warst?“
„Gut kombiniert .“ Er schenkte ihr sein schönstes Lächeln.
Nach kurzem Zögern traute sich Ayla zu fragen: „War es sehr schlimm? Der Krieg, meine ich?“
Eliyas Blick verdüsterte sich und er hörte auf, mit ihrer Hand zu spielen. Ayla befürchtete schon, sie hätte ihn verärgert, als er sagte: „Ja, es war schlimm. Aber es ging nicht anders. Du musst wissen, Ayla, ich habe sehr gerne auf der Burg gelebt. Es war nicht alles schlecht.“
Sie sah ihn betroffen an. Wieder wirkte er so verletzlich und hilflos.
„Hast du … Hast du jemanden verloren im Krieg?“
Eliya nickte traurig. „Ich hatte früher zwei Brüder. Sie sind beide im Krieg gefallen.“
Ayla wollte ihn gerne trösten, wusste aber nicht genau, was sie tun sollte.
„Tut mir leid“, flüsterte sie leise und strich mit ihrer Hand über seine Brust. Eliya sah sie an und meinte: „Danke. Aber so ist der Krieg nun einmal. Sei froh, dass du das nicht miterleben musstest. Immerhin haben meine Eltern ihn überlebt, sodass nicht meine ganze Familie ausgelöscht wurde.“
Ayla nickte stumm. Nach einer Weile, in der beide schwiegen, sagte sie leise: „Bei mir war es genau umgekehrt. Es ist jetzt ungefähr zehn oder elf Jahre her, seit ich ein Vampir geworden bin. Damals lebte ich mit meinen Eltern und meinen Brüdern in einem Dorf weiter westlich von hier. Unser Haus stand etwas außerhalb des Dorfzentrums. Eines Nachts brach eine Horde wilder Vampire bei uns ein und tötete meine Eltern. Ich kann den angsterfüllten Gesichtsausdruck meiner Mutter nie mehr vergessen, als sie mit ansehen musste, wie die grausamen Gestalten meinen Vater töteten. Sie schrie uns zu, wir sollten davonrennen, aber es war zu spät. Daraufhin brachten die Vampire auch meine Mutter um.“
Einzelne Tränen liefen über Aylas Gesicht. „Als sie mich und meine Brüder sahen, waren sie schon ziemlich satt und fanden, es wäre zu schade, uns zu töten. Also verschonten sie uns vor dem Tod, verwandelten uns aber alle in ihresgleichen. Wir wollten uns ihnen aber nicht anschließen und es kam zum Kampf. Die Vampire ließen von uns ab und zogen weiter, wir aber wussten nichts mit unserer neuen Gestalt anzufangen. Im Dorf konnten wir nicht bleiben, wir wollten nicht unsere engsten Freunde töten, doch unser Durst war zu groß. Verwirrt und hungrig zogen wir durch die Wälder. Tagsüber jagten wir Tiere und nachts schliefen wir auf dem nackten Waldboden. Wir dachten schon, so würde unser Leben von jetzt an bis in alle Ewigkeit weitergehen, als wir eines Tages auf die Satarijäger stießen. Wir waren in ihr Jagdgebiet eingedrungen, ohne es zu merken. Zuerst hielten sie uns für Vulpari, merkten dann aber schnell an unserer verwilderten Art, dass wir keinem Clan angehörten. Sie nahmen uns auf. Meine Brüder traten in die Dienste des Königs ein und für sie war es beinahe so, als hätten wir eine neue Familie gefunden. Darum sind sie ihm auch so treu ergeben. Ich habe mir damals keine großen Gedanken darüber gemacht. Wir hatten endlich wieder ein Dach über dem Kopf, nette Leute um uns herum, meine Brüder hatten wieder eine Aufgabe und ich konnte tun und lassen, was ich wollte. Erst seit ich dich kennengelernt habe, sehe ich alles mit anderen Augen …“
Eliya schien nicht so recht zu wissen, was er sagen sollte.
Ayla fuhr fort: „Das Schicksal ist schon eine seltsame Sache. Wenn
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