Unsterbliche Liebe
Tod.«
»Ist mir nicht so ganz klar.« Sie wandte sich an Christopher. Er war ihr noch keine Erklärung schuldig geblieben.
Auch dieses Mal ließ er sie nicht im Stich. »Du hast insoweit recht, als wir alle sozusagen wiederauferstanden sind, und beide Arten, Vampire und Ghule, sind von Vampiren gemacht. Aber die Unterschiede sind riesig. Wir haben Vernunft und Verstand, körperliche Kraft und Ausdauer. Wenn wir alt genug und entsprechend kräftig sind, können wir uns verwandeln. Und sind wir verletzt, dann heilt die Wunde fast sofort. Ghule verfügen über keine dieser Eigenschaften. Man versagt sie ihnen schlichtweg, wenn sie gemacht oder vielmehr auferweckt werden.« Er unterbrach. »Wie Justin schon sagte, es entstehen willenlose, unsterbliche Kreaturen, über die man beliebig verfügen kann.«
»Wie über eine Sache«, fuhr Justin fort, »die oft von einer Hand in die andere weitergegeben wird und dem jeweiligen Benutzer auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist.«
»Fast wie Sklaven?«, fragte Dixie.
Justin schüttelte den Kopf. »Schlimmer noch. Zumindest in meiner Zeit hatten Sklaven noch gewisse Rechte, und es gab Gesetze zu ihrem Schutz. Für Ghule gibt es das alles nicht.«
»Die Sklaven hierzulande waren ihren Herren ziemlich schutzlos ausgeliefert«, fügte Dixie hinzu. »Aber immerhin wurde die Sklaverei vor einiger Zeit abgeschafft.« Vor hundert Jahren zugegebenermaßen, in den Augen dieser beiden Herren ein bloßer Wimpernschlag. »Nun denn«, sie schaute zu den beiden Vampiren, »Vlad hält sich also zwei Ghule, Sklaven, wenn ihr wollt. Was machen wir denn jetzt?«
4
Beide starrten sie an, als wüchsen ihr plötzlich Kürbisse aus den Ohren. Sie kannte diesen Blick von Christopher. »Wir unternehmen doch was, oder?«
Justin ergriff zuerst das Wort. »Wir können nichts machen.« Er hielt inne. »Zumindest nicht sofort. Vielleicht später.«
»Später?« Dixie wartete auf eine Erklärung. Am liebsten hätte sie ihrer Ungeduld freien Lauf gelassen oder ihn wenigstens mit einem skeptischen Blick bedacht, aber immerhin hatte sie es mit einem ausgewachsenen Vampir zu tun und nicht mit einem widerspenstigen Drittklässler.
»Dixie, ich weiß, dass du über etwas nachdenkst!«, sagte Christopher. Damit hatte er zugegebenermaßen recht. Sie verschleierte ihre Gedanken, was auch gut war, denn schon im nächsten Moment sah er sie fragend an. »Wir können nicht einfach in seinem Revier aufkreuzen und ihnen Asyl anbieten. So geht das nicht.«
»Okay, aber wie soll es sonst gehen?«
»Mit Diplomatie.« Dixie zog eine Augenbraue hoch. Dann fuhr Justin fort. »Jede noch so gut gemeinte Spontanaktion wäre ein Schuss nach hinten und hätte letztlich eine Invasion zur Folge. Damit wären alle meine Bemühungen um feste Grenzen Makulatur.«
»Aber damit ist diesen beiden Frauen nicht geholfen.«
Er schüttelte den Kopf. »Zunächst nicht.« Über Zeit und Unsterblichkeit hatte er schon immer gern gepredigt, aber trotzdem. »Das Problem wird gelöst werden, Dixie. Aber nicht von uns.«
»Von wem denn dann?« Sie hörte Kit genervt aufseufzen. Schon gut, vielleicht übertrieb sie ja, aber der Gedanke, diese beiden Frauen könnten ewig …
»Jemand, der Einfluss auf Vlad hat.« Justin hielt inne. »Gwyltha.« Die Anführerin ihrer Kolonie. Die Frau, die Justin das Herz gebrochen hatte. »Ich spreche mit ihr, sobald ich wieder zu Hause bin. In solchen Dingen kennt sie noch weniger Pardon als du, Dixie.«
»Kann sie ihn denn zur Vernunft bringen?«
»Wenn es jemand kann, dann sie«, erwiderte er.
Dixie nickte. »Schon klar.« So sehr sie es hasste, einfach tatenlos abzuwarten, wusste sie doch auch, dass Gwyltha über entschieden mehr Macht verfügte als sie.
»Überlass es ihr, Dixie. Stürz dich nicht blindlings in eine Rettungsmission.«
Christophers Worte ärgerten sie maßlos. »Ich stürze mich nicht in Rettungsmissionen. Ich plane sie im Voraus.« Sie stürmte in die Küche und starrte auf den unbenutzten Herd. Sie vertraute Justin. Wenn er sagte, Gwyltha würde die Sache in die Hand nehmen, dann war darauf Verlass. Trotzdem ließ der Gedanke an diese zwei Ghule Dixie nicht los. Oder waren es am Ende gar noch mehr?
Die ganze Geschichte schien irgendwie absurd. Sicher, Vlad und Justin konnten einander kaum ausstehen, aber die beiden Male, als sie Vlad gesehen hatte, fand sie ihn ganz nett, gar nicht so sehr das Monster, das man aus Büchern und Filmen kannte.
Aber wenn Justin nun einmal
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