Unsterbliche Liebe
darüber hinweg, vergrub ihre Finger in dem dichten, dunklen Pelz. Er war bald zweitausend Jahre alt, hatte aber für immer den muskulösen Körper eines Fünfundzwanzigjährigen. Sie beugte sich nach unten, um mit der Zunge über eine Brustwarze hinwegzuflattern, und grinste, als sie zunehmend härter wurde. Dann wandte sie sich der anderen zu. Warum nicht Gleiches mit Gleichem vergelten – sozusagen.
»Macht’s Spaß?«, fragte Justin mit rauer Stimme.
»Und wie«, antwortete sie. Als sie mit dem Kopf hochkam, grinste sie ihn an und rückte nach hinten. »Mindestens so wie dir.« Sie drückte ihm einen Kuss auf den Nabel und dann, einfach, weil sie nicht anders konnte, blies sie über seinen Bauch. Interessant, dachte sie, selbst gestandene Vampire reagierten kein Iota anders als Babys. Sie versuchte ihr Lächeln zu verbergen. »Du findest das wohl lustig«, knurrte er.
»Nur eine kleine Ablenkung zwischendurch.«
Nun veränderte sie die Position und setzte sich breitbeinig auf ihn.
Sein ganzer Körper bebte vor freudiger Erwartung. Seine Augen leuchteten, und aus seinem Inneren stöhnte es lustvoll auf. Seine kräftigen Hände lagen an ihrer Taille. »Stella«, sagte er.
Sie war seine Frau und wünschte sich nichts mehr, als ihren Vampir-Geliebten glücklich zu machen.
Sie war die Frau und er war der Mann, und sie waren geschaffen worden, um an diesem Nachmittag und für immer zusammenzukommen. Über die Weiten der Zeit und des Meeres hinweg hatte er sie gefunden, und sie wollte ihn nie wieder verlieren. Er machte sie zur Frau, und sie ging auf im Gefühl ihrer Macht.
In diesem Moment öffnete sie ihr Bewusstsein für ihn. Sie fühlte seine Lust, gab und nahm, war gleichzeitig Feuer und Flamme. Schließlich kamen sie zusammen, in einem gemeinsamen Aufschrei der Lust.
Danach lagen sie erschöpft und zufrieden nebeneinander, überglücklich und außerstande, an sehr viel anderes zu denken als an die Grenzenlosigkeit ihres Verlangens. Stella war hungrig nach mehr Sex, und sie brauchte Blut. Beides schockierte sie. Sie war wirklich von Grund auf verwandelt.
Sie musste geschlafen haben. Justin küsste sie. »Ich bin gleich wieder zurück«, sagte er. »Ich muss Sam von der Tagesmutter abholen. Du kannst ja unterdessen gucken, was ich eingekauft habe, um zu sehen, ob es passt.«
Stella setzte sich fassungslos auf. Sie hatte sich so verloren in ihrer Lust, dass sie ihr Kind vergaß. In Sekundenschnelle war Justin angezogen, und bei ihr dauerte es nicht viel länger. In der Diele küsste sie ihn noch zum Abschied. Es schien so schwer, sich zu trennen, aber in wenigen Minuten würde er ja zurückkommen … mit Sam.
Höchste Zeit, sich wieder wie eine Mutter zu benehmen.
11
»Das meinst du doch wohl nicht ernst, Toby!« Kit sah den dunkelhäutigen Vampir an, der zwanzig Minuten zuvor an seine Tür geklopft hatte.
Toby lächelte knapp. »Tut mir leid, Kit, ich soll hier lediglich die Fakten ermitteln. Alles wäre viel einfacher gewesen, wenn einer von euch Dreien Gwyltha sofort informiert hätte.«
»Glaub mir, Toby, genau das hätten wir doch getan, wenn wir auch nur das Geringste gewusst hätten.«
»Wie kann euch das entgangen sein. Justin musste doch wissen, was er getan hatte. Die Zeitungen waren voll davon.«
Kit schüttelte den Kopf. »Du hast keine Ahnung, Toby, seit Freitagnacht kümmern wir uns um eine verblichene Sterbliche, die wir unserem Leben anverwandelt haben – wobei Letzteres nicht ganz unproblematisch war, weil Stella nicht an unsere Existenz geglaubt hat. Da gab es einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten. Und, lass dir das gesagt sein, Stella gehört nicht zu der Sorte Frau, die sich so schnell alles erzählen lässt. Obendrein mussten wir dann auch noch erfahren, dass sie sich gar nicht auf heimatlichem Boden befand, weshalb ich John per E-Mail bitten musste, schnellstens Spezialschuhe zu schicken. Wir hatten also alle Hände voll zu tun, mussten uns aber auch noch um einen neunjährigen Jungen kümmern und unter allen Umständen verhindern, dass er etwas von der ganzen Sache mitbekommt. Überhaupt sage ich dir, wie Normalsterbliche Tag für Tag mit ihren Kindern zurechtkommen ist mir nach einem Nachmittag mit Sam ein Rätsel.
Und stell dir vor, kaum hat sich die Lage etwas beruhigt, kommt doch der Frischling glatt auf die Idee, am ersten sonnigen Vormittag innerhalb von drei Wochen, hinaus auf die Straße zu rennen. Justin und ich waren sofort zur Stelle, aber es sah sehr ernst
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