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Unsterbliche Lust

Unsterbliche Lust

Titel: Unsterbliche Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thornton
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altersschwachen Aufzug steckengeblieben bist. Es muss ein kleines Vermögen wert sein. Hast du schon überlegt, wem du es verkaufenwirst? Einem Museum oder einer Universitätsbibliothek?»
    «Du verstehst das nicht!», fauchte Sasha verärgert und schnappte die Blätter aus Xenias Hand. Behutsam legte sie das Manuskript auf den Tisch. Xenia reagierte nicht. Sasha sah ihre Freundin aufgebracht an. «Warum weigerst du dich so hartnäckig, das zu glauben, was du mit eigenen Augen siehst? Ich könnte Amelias Geschichte unmöglich verkaufen. Mir ist, als ob ich sie schon immer gekannt hätte, als ob mir die Rolle zugefallen wäre, ihre Nachricht weiterzugeben – ja, ja, ich weiß, dass beide tot sind», fügte sie rasch hinzu und starrte die Freundin wütend an. «Ich habe noch alle Tassen im Schrank, ich glaube nur nicht, dass ich diese Geschichte zu den Akten legen kann. Ich muss irgendetwas tun, obwohl ich bis jetzt noch nicht weiß, was.»
    Ihrem heftigen Ausbruch folgte ein längeres Schweigen. Sasha schenkte ihnen beiden Tee nach, und dann starrten beide auf die Blätter auf dem Glastisch, als erwarteten sie, dass sich dort wie durch Zauberhand eine Antwort ergäbe. Schließlich hob Xenia die Schultern und setzte sich zu Sasha auf die Couch.
    «Hör zu, Mädchen, ich bin deine beste Freundin, und du weißt, dass ich dich in allem unterstütze, was immer du auch entscheidest», sagte sie ernst. «Es stimmt, ich empfinde nicht dieselbe Faszination wie du, im Gegenteil, die Geschichte lässt mich eher schaudern.»
    Sie schüttelte sich. «Ich glaube auch, dass du nach einer gewissen Zeit anders über deine Erlebnisse denkst als heute, wo alles noch so frisch ist. Bis dahin   …» – sie umarmte Sasha kurz, aber herzlich – «tust du das, was du glaubst, tun zu müssen.» Sie lächelte. «Wer weiß,vielleicht schaffst du es ja, aus mir ein Groupie des Übersinnlichen zu machen.»
    «Du hast recht», sagte Sasha resigniert und rollte die Blätter zusammen, geschützt durch einen Umschlag aus Seidenpapier. «Ich schätze, ich habe mich ein bisschen verrückt angestellt. Ich kann es mir wirklich nicht leisten, mich von dieser Geschichte ablenken zu lassen. Die Kampagne für
Gripp
läuft auf vollen Touren, und morgen trifft Paul aus London ein, um die Werbung für England vorzustellen.»
    Sie sah Xenia grinsen und grinste zurück. «Valerie glaubt, dass er erst am Montag eintrifft, und ich werde ihr natürlich nicht aufs Auge binden, dass er morgen kommt und die Nacht bei mir verbringt.»
    Sie nahm einen Schluck Tee. «Am Montag und Dienstag muss er natürlich ins Hotel – am Mittwoch fliegt er zurück   –, aber diese Heimlichkeiten zwischen ihm und mir geben mir einen zusätzlichen Kick.»
    Entschlossen schob sie die Teekanne beiseite und sagte fröhlich: «Jetzt ist es aber genug mit diesem Kräuterzeug. Warum kredenze ich uns nicht etwas Kräftiges, und dabei sehen wir uns eine Sex-Show im Kabelfernsehen an? Du solltest über Nacht bleiben. Ich mache uns Popcorn und borge dir mein Victoria’s Secret Nachthemd – na, was sagst du dazu? Willst du einen Bananen-Daiquiri oder eine Erdbeer-Margarita?»
    Während Sasha nachschaute, ob sie frische Handtücher im Gästezimmer hatte, nahm sie sich vor, das Manuskript nicht mehr anzusehen – mindestens eine Woche lang nicht. Sie nahm ihre kleine Leiter und deponierte das zusammengerollte Dokument ins oberste Regal ihres Wäscheschranks.
    «Gute Nacht, Amelia», murmelte sie leise und ging in die Küche, um die Getränke zu holen.
     
    Als Sasha am Morgen aufwachte, erlebte sie einen Schock, aber gleichzeitig empfand sie auch so etwas wie tröstliche Selbstbestätigung.
    Das Erste, was sie an diesem Morgen sah, war das Manuskript von Amelia Asher. Die einzelnen Blätter lagen – auseinandergerollt – auf ihrem Nachttisch.

Fünftes Kapitel
    «Paul! Hier bin ich!»
    Sasha winkte aufgeregt, das Gesicht ganz rot vor Wiedersehensfreude. Sie drängte sich an der wartenden, verschwitzten Menge vorbei, die sich dicht bis an die Absperrung knäuelte. In dem schmalen Korridor, aus dem die Passagiere auf dem Kennedy Airport in die Ankunftshalle traten, hatte Sasha ihren Besucher entdeckt. Es war ein schwüler Augustabend in New York, und Sasha hatte das Gefühl, dass ihr Make-up in Bächen über ihr Gesicht lief, als sie beide Arme hob, um Paul auf sich aufmerksam zu machen.
    Paul dagegen sah bemerkenswert erfrischt aus. Er hatte Sasha endlich entdeckt, lächelte und schritt

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