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Unsterbliche Sehnsucht

Unsterbliche Sehnsucht

Titel: Unsterbliche Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Marsh
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schon die ganze Zeit über ein Messer hielt, und ihr Herz setzte einen Schlag lang aus. Sie wollte nicht sterben.
    Die Klinge blitzte auf, doch die Schneide war nicht auf sie gerichtet. Nein, sie zeigte in Richtung des muskelbepackten Mannes, der sich gerade durch die eingetretene Tür arbeitete. Es war ein großer, schwerer, fieser Kämpfer, der die kalten Augen eines abgeklärten Killers besaß. Doch er wirkte nicht halb so beängstigend wie das, was er in ihr Auditorium jagte.
    Der Lärm hätte ihr einen ersten Hinweis darauf geben müssen. Sie hörte das unmenschliche Knurren eines Raubtiers, das Beute gerochen hatte. Einen weiteren Wink bekam sie durch das dunkle, verzerrte Gesicht und den fies hervorstehenden Kiefer des Kerls. In Gedanken typisierte sie die Züge des Mannes und versuchte, seine Abstammung zu bestimmen. »Oh mein Gott«, brach es aus ihr heraus, »er ist einer von Ihnen.«
    »Nicht mehr«, entgegnete ihr sonderbarer Beschützer. »Jetzt gehört er zu den Abtrünnigen.«
    Wenn jemand hier in diesem Raum töten würde, dann wäre Zer es.
    Primitive Instinkte, von denen er gar nicht gewusst hatte, dass er sie besaß, lösten ein Gefühl in ihm aus, sie beschützen zu wollen. Sie war hier nicht in Sicherheit, und das machte ihn unerwartet wütend. Er würde dafür sorgen, dass Nessa St. James sich sicher fühlen konnte. Und diesen Abtrünnigen zu erledigen stellte nur den ersten Schritt dar.
    »Keine Sorge, Schätzchen.« Zer griff nach seinen Messern und warf sie. »Es ist an der Zeit, diese Party hier zu beenden.«
    Noch ehe Zer den Mittelgang zwischen den Sitzen halb hinaufgerannt war, ging der Abtrünnige zum Gegenangriff über und zog knurrend eine Feuerklinge. Nur Herrschaften, die höchsten Engel der zweiten Triade, Verteidiger des Himmelsthrons, sollten diese Waffen tragen. Dies war jedoch die zweite Feuerklinge, die Zer in ebenso vielen Monaten zu sehen bekam. Jemand, den diese Botschaft offensichtlich nicht erreicht hatte, musste eine Ladung verbotener Waffen aufgetrieben und sie an die Niedrigsten der Niedrigen verteilt haben – an die Abtrünnigen.
    Die Klinge traf Zer und schnitt in sein Fleisch; das Engelsfeuer sprang auf die Wunde über und fraß sich durch das dicke Leder seines Staubmantels. Der Gefallene versuchte, sich gegen den Schmerz zu wappnen, indem er sich die eiserne Disziplin in Erinnerung rief, welche er in einem anderen Leben besessen hatte, als er in den Kampf für das Richtige und Gute gezogen war. Schmerz durfte da keine Rolle spielen. Es kam nur darauf an, den Gegner zu besiegen. Und dieser Hurensohn würde den Hörsaal auf gar keinen Fall lebend verlassen. Ein kurzer Blick nach oben verriet Zer, dass es in dieser Richtung keinen Fluchtweg gab, selbst wenn der Abtrünnige Flügel gehabt hätte. In der Decke befanden sich keine Fenster, sondern nur viel zu schmale Oberlichter.
    Der Abtrünnige hieb mit seiner Klinge erneut nach unten, sodass Zer gezwungen war, zur Seite auszuweichen. »Meine Seele, Gefallener«, zischte sein Gegner. »Nessa St. James kommt mit mir.«
    Nun ja, Zer war nicht an irgendwelchen Resten interessiert, die übrig blieben, und er würde diese Frau auch ganz sicher nicht mit jemandem teilen. Er hatte immer für sich selbst gejagt.
Früher einmal zumindest
, spottete eine leise Stimme in seinem Hinterkopf. Mit einer fließenden Bewegung ging er von einer Verteidigungsposition in die nächste über, wobei er sein eigenes Messer hob, um einen weiteren tödlichen Hieb abzuwehren. Die Schneide des Abtrünnigen traf ihn tief – verdammt, sollte der Angreifer einmal zu oft seinen Mantel erwischen, wäre Zer erledigt. Letzten Endes schnitten diese Klingen direkt in die Seele.
    Der Gefallene blieb jedoch ruhig und konterte, indem er den Abtrünnigen mit brutaler Gewalt zurückstieß. Dieses Mal ging die Feuerklinge glatt durch den teuren Ledermantel. Und das bereits zum zweiten Mal. Scheiße!
    Nun reichte es. Diesen Mantel hatte er gemocht.
    Zer sprang über den Kopf des Abtrünnigen hinweg und brachte sich damit zwischen diesen und die Dozentin, die klugerweise mit einem Fluch hinter das Pult zurückwich.
    Dann hieb er nach links und rechts und ließ die Klingen in seinen Händen sprichwörtlich tanzen, wobei er seinen Gegner immerzu umkreiste, darauf wartend, dass dieser zum ersten Schlag ausholte.
    In seinem Inneren, direkt unter der Oberfläche, lauerte auch in ihm ein Abtrünniger; Zer konnte regelrecht spüren, wie seine Miene sich verdunkelte

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