Unsterbliche Sehnsucht
im hinteren Teil des Wagens.
»Das ist deine letzte Chance, dich zu benehmen, Baby«, brummte Zer. Er konnte ihre Seele fast schon schmecken, der Hunger setzte ihm gnadenlos zu. Naels blonder Zeitvertreib im G2 war nicht viel mehr als ein Appetithäppchen gewesen. Eine kleine, nette Ablenkung.
»Vielleicht mag sie es ja auf die harte Tour«, warf Vkhin ein, der durch die getönte Heckscheibe des SUV methodisch die Straßen hinter dem Wagen absuchte.
Nessas Pupillen weiteten sich. Sie wirkte verunsichert und sog zischend die Luft ein, was er eigentlich nicht dermaßen heiß hätte finden dürfen. Beherrscht sah er an ihr hinab und ließ den Blick über den gespannten weißen Stoff ihrer Bluse gleiten. Ihre Nippel zeichneten sich als harte kleine Knospen ab, doch er vermochte nicht zu sagen, ob Nessa Angst hatte oder aber erregt war. Diese Ungewissheit störte ihn, sollte es aber eigentlich auch nicht, schließlich
musste
sie ihm zuhören und gehorchen.
Zum Glück für sie beide besaß er die Gabe, Menschen dazu zu bringen, das zu tun, was er von ihnen wollte.
Mit voller Absicht rückte er ihr weiter auf die Pelle, sodass sie zwischen seinem viel wuchtigeren Körper und den teuren Ledersitzen festsaß. Nessa versuchte sofort, von ihm wegzurutschen, was er jedoch nicht zuließ. Zer konnte es sich selbst nicht erklären, aber er wollte sie – brauchte sie förmlich –, und zwar so nah wie möglich. Aus dieser Distanz nahm er den köstlichen Duft und die Wärme ihrer Haut wahr. Es lag nicht in seiner Absicht, dass sie Angst vor ihm hatte. Nein, er hätte mit dem Daumen am liebsten über ihr mit Schweißperlen bedecktes Schlüsselbein gestrichen, die zarte Linie mit seiner Zunge nachgezeichnet und zärtlich an ihrer Haut geknabbert.
Oh Gott, was stimmte nur nicht mit ihm? Sie war bloß eine Waffe in seinem Kampf gegen Cuthah; wenn er das Ganze nun zu einer persönlichen Angelegenheit machte, würde das in einem Desaster enden.
»Das ist Kidnapping«, herrschte sie ihn an. »Kidnapping. Wissen Sie, welche Strafe darauf steht?«
»Zehn Jahre«, wandte sich Nael über den Sitz hinweg an die Dozentin. Was Humor anging, bewies sein Bruder einmal mehr äußerst schlechtes Timing. »Für Menschen zumindest. Aber ihr habt noch keine Gefängnisse gebaut, aus denen solche wie wir nicht entkommen könnten, Süße. Es bringt also nichts, sinnlose Drohungen auszustoßen.«
»Ist das wahr?« Sie schenkte Zer einen eindringlichen Blick, als wäre er moralisch dazu verpflichtet, ihr die Wahrheit zu sagen. Die Nachricht, dass die Gefallenen nicht länger Mitglieder der Engelchöre waren, hatte sie offensichtlich nicht mitbekommen. »Glauben Sie, dass Sie über dem Gesetz stehen? Dass Sie sich nicht an die Regeln halten müssen, die für den Rest von uns gelten?«
Er schaute sie nur an.
»Bitte, wenn Sie mich kidnappen wollen, dann versuchen Sie es ruhig.«
So, wie sie dort ausgestreckt auf dem Sitz lag, wirkte sie groteskerweise äußerst feminin auf ihn. Ihr sorgfältig gesteckter Haarknoten war verrutscht und fast aufgegangen. Er streckte die Hand aus, ignorierte, dass sie nach ihm schlug, und löste noch eine weitere Strähne daraus. Die dichte Haarpracht fiel ihr in zahlreichen Wellen und weichen Locken über die Schultern, sodass er am liebsten die Hände in ihren Haaren vergraben hätte und mit den Fingern hindurchgefahren wäre.
Aber nein. Er brauchte keine Geliebte – und schon gar nicht, wenn sie ein Mensch war, verletzbar und zerbrechlich. Da spielte es auch keine Rolle, dass sie das Schönste war, was er seit Monaten gesehen hatte, so verblüffend lebendig und außergewöhnlich verwundbar. Jemand musste sie verführen, sie überreden, sich dem Plan zu fügen. Er könnte derjenige sein …
Die heftige Reaktion seines Schwanzes verriet ihm, dass sein Körper damit absolut konform ginge. Schon beim ersten Anblick der Dozentin im Hörsaal hatte er einen Steifen bekommen.
Nichtsdestotrotz würde das nicht passieren. Hatte er nicht schon vor Jahrtausenden gelernt, dass Geliebte einen Mann verwundbar machten? Er wusste, was passieren könnte, sobald er sie in sein Bett ließe – sobald er sie als etwas anderes betrachtete als einen taktischen Vorteil, eine Schachfigur, die in dem Spiel, das er mit Cuthah und dem Erzengel Michael austrug, geopfert würde. Wenn er erst einmal tief in ihr versunken wäre, würde er womöglich vergessen, dass sie letzten Endes bloß eine Waffe war, ein Spielstein, der gesetzt werden
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