Unsterbliche Sehnsucht
so verleumdet hatte. Er war abserviert worden. Und zu allem Überfluss hatte er dem Erzengel auch noch den Anlass dazu geliefert. Diesen Fehler würde er nicht noch einmal machen. Bis Cuthah, der Handlanger des Erzengels, auftauchte, um Nessa St. James zu holen, würde Zer bereit sein und förmlich an der Frau kleben. Und wenn dieser Mistkerl dann endlich zum Schlag ausholte, wäre Zer im Vorteil. Er brauchte nur zu warten, und sein Feind würde direkt zu ihm kommen. Nessa fungierte als Köder in seiner Falle – nicht mehr und nicht weniger.
»Was, wenn sie nicht besonders scharf darauf ist, sich mit einem von uns zu verbünden?«, gab Nael zu bedenken.
Ob ihr die Optionen, die sie hatte, in den Kram passten oder nicht, tat nichts zur Sache. Zu schade und sehr traurig.
»Wir brauchen sie aber.« So einfach war das.
»Ja.« Nael lümmelte sich lässig gegen die Wand. »Aber was ist, wenn sie uns nicht braucht?«
Nessa stellte den taktischen Vorteil dar, den die Gefallenen benötigten, ihre eigenen Wünsche interessierten also einen Dreck. Außerdem hatte er noch keinen Menschen getroffen, der sich nicht kaufen ließ. »Sie wird bereit sein, sich zu verbünden.«
»Mit einem von uns«, fügte Vkhin gedehnt mit seiner tiefen, rauchigen Stimme hinzu, wobei er sich noch weiter in den Schatten drückte.
»Mit einem von euch«, bestätigte Zer. Vielleicht würde sie sich ja mit Nael oder Vkhin zusammentun. Beide waren ihrer mehr als würdig. Sie hatten jahrtausendelang Seite an Seite mit ihm gekämpft, und Zer konnte sich niemanden sonst vorstellen, der es mehr verdiente.
Da sie folglich in guten Händen war, wandte er sich zum Gehen. Er sollte sowieso nicht allzu viel über sie nachdenken.
Sie war nicht für ihn bestimmt.
5
Mit zusammengebissenen Zähnen fuhr Cuthah mit dem Daumen über die Schneide seiner Klinge.
»Ihr habt sie verloren«, herrschte er die Männer an. »Ich habe euch ihren Namen genannt, ihre Adresse, euch gesagt, wo sie arbeitet. Und doch war keiner von euch dazu in der Lage, sie aufzuspüren, bevor es die Gefallenen getan haben?«
Er wollte diese Frauen,
brauchte
sie. Wenn er sie tötete, machte er die letzte Hoffnung der Gefallenen zunichte. Er hatte nie vergessen, dass die Gefallenen tief in ihrem Inneren immer noch die himmlischen Herrschaften waren, ausgebildet, um zu verteidigen und zu töten, um zu tun, was immer auch nötig wäre. Wenn diese gefallenen Engel erst einmal von der Existenz der jeweiligen Frauen erfahren hatten, konnte sie nichts davon abhalten, sie zu finden.
Ihm war bewusst, dass er mit den Zähnen knirschte, aber vielleicht würden die blöden Wichser, die gerade vor ihm standen, es so endlich kapieren. Er wollte diese Frauen. Und ihr verdammter Job bestand darin, sie ihm zu liefern.
Als die himmlischen Herrschaften von ihm aus dem Himmel vertrieben worden waren, hatte Michael dafür gesorgt, dass seine Gefallenen genau das zur Verfügung gestellt bekamen, was sie brauchten, um sich ihre Erlösung zu verdienen, und den dreizehnten Stamm von Israel mit diesen Frauen versehen. Seither hatte jede Tochter das Erbe ihrer Mutter weitergetragen und war eine potenzielle Seelenverwandte für die Gefallenen gewesen.
Mit Betonung auf
war gewesen
.
Michael hatte die Mitglieder des Stamms nämlich überall auf der Erde verstreut, ein kleiner Kniff, damit es für die einstigen Herrschaften nicht
zu
leicht war, ihre Seelenverwandten zu finden. Cuthah hatte sich davon überzeugt, die Informationen, die er brauchte, gestohlen und dann nach Michaels Rückzug so viele der Frauen umgebracht, wie er nur konnte.
Aber Michaels kleine Diaspora funktionierte fast schon zu gut. Cuthah hatte eine Handvoll von diesen Menschen aus den Augen verloren, während er selbst noch zu sehr damit beschäftigt gewesen war, seine eigene Stellung im Himmel zu festigen. Er hatte danach Jahrtausende damit zugebracht, diesen Verbliebenen nachzujagen. Bis er schließlich endlich auf Nessa St. James gestoßen war.
Als kurz zuvor sein Handy geklingelt hatte und Nessa St. James am Apparat gewesen war, hatte er gewusst, dass es sich dabei um ein Zeichen handelte. Sie hatte seinen Köder geschluckt und ihm mitgeteilt, sie wolle an dem Forschungsprojekt arbeiten, das ihr von ihm angeboten worden war. Wenn er nun so darüber nachdachte, kam ihm ihre Entführung also ganz gelegen. Sie besaß jetzt einen wunden Punkt und hatte Zugang zu exakt den Proben, die sie benötigte. Wenn sie sein kleines Forschungsprojekt
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