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Unsterbliche Sehnsucht

Unsterbliche Sehnsucht

Titel: Unsterbliche Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Marsh
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sich um eines, das allen Jünglingen unter den Herrschaften zur Übung beigebracht wurde. Außerdem gab es keine Spuren auf dem Boden, es schien, als wäre der Angreifer von oben auf die Opfer herabgefallen, sodass diese durch sein Gewicht einige Zentimeter tief in den weichen Untergrund gedrückt worden waren.
    Vielleicht irrte er sich aber auch. Er verspürte den Drang, aufzustehen, zu seinen Waffen zu greifen und den Himmel auseinanderzunehmen, bis er Antworten gefunden hätte. Doch stattdessen musste er nun in einem nabatäischen Vergnügungscamp hocken, bis er endlich den Auftrag bekäme, auszufliegen. Die Tänzerin wiegte sich weiter hin und her. Zer bezweifelte, dass ihr schier unerträgliches Interesse eher nachlassen würde als die schwüle Hitze der Wüste.
    Es war so unglaublich drückend, zudem hätte er bloß seine Handgelenke drehen müssen, um seine Waffen zu ergreifen. Aber ein guter Soldat befolgte Befehle, und Zers Erzengel hatte ihn auf die Erde beordert. Also würde er an Ort und Stelle bleiben, richtig? Er rührte sich nicht vom Fleck und hielt die Flügel still.
    »Herr …« Die Tänzerin strich mit ihren Fingern über ihren Bauch, hinauf bis zu ihren Brüsten und hielt einen herrlichen Herzschlag lang inne. Nah wie sie war, gab es kein Entkommen vor dem süßen, heißen Duft ihrer Haut oder vor ihrem Verlangen, das wie ein verruchtes Versprechen zwischen ihnen in der Luft zu hängen schien, während sie tanzte.
    Trotz seiner guten Vorsätze bekam Zer einen Ständer.
    Plötzlich wurde es draußen laut. Ein Tumult vor dem Vergnügungszelt ruinierte die Stimmung. Dann schlug jemand die lederne Zeltklappe zur Seite, und Vkhin trat ein. Zer hatte den Bruder zwar bereits vor einer Ewigkeit kennengelernt, doch niemand konnte behaupten, wirklich viel über das Mitglied der Herrschaften, das nun die dicken Teppiche überquerte, zu wissen. Die Flügel fest zusammengeklappt, wirkte Vkhin so kontrolliert, kühl und diszipliniert wie immer. Er hätte einst zum Anführer der Herrschaften gewählt werden sollen, und nicht Zer.
    Noch so ein verdammtes Rätsel, das es zu einem späteren Zeitpunkt zu lösen galt.
    »Michael hat uns verraten«, verkündete Vkhin.
    Zer griff seine Waffen und stand auf. »Details.«
    »Brends ist wieder im Himmel.« Der Bruder spuckte die Erklärung förmlich aus und machte sogleich auf dem Absatz kehrt, um wieder aus dem Zelt zu laufen.
    Mit schnellen Schritten folgte Zer ihm zum Eingang. Das sitzen gelassene Mädchen sah ihnen nach. Die Enttäuschung stand ihr sprichwörtlich ins Gesicht geschrieben, ihre Miene spiegelte jedoch auch etwas Animalisches wider.
    Das Lager zu verlassen verstieß gegen die Befehle des Erzengels, doch ganz eindeutig hatte Vkhin genau das vor. Er hielt nicht an, sondern trampelte sich einen Weg zur Grenze des Lagers. »Warum –«, begann Zer, doch sein Bruder unterbrach ihn.
    »Esrene hat ihn zu sich gerufen.« Vkhin ging unbeirrt auf das einzige Tor des Lagers zu und hatte offensichtlich vor, sich ebenso ehrlos zu verhalten wie ihr Bruder, der abgehauen war.
    »Warum?« Zer legte Vkhin eine Hand auf den Arm, um ihn zurückzuhalten, doch der andere schüttelte ihn ab. Brends war kein Krieger, der sich Befehlen widersetzte. Niemals!
    »Esrene hat den Zwillingsbund genutzt, um ihn zu rufen«, erklärte Vkhin. »Dann wurde sie unterbrochen. Sie ist angegriffen worden, Zer.«
    Mit dem Sonnenuntergang legte sich Schläfrigkeit über das Lager. Ein unterdrücktes lustvolles Stöhnen drang aus einem Zelt in der Nähe zu ihnen herüber, gefolgt von dem zufriedenen Lachen eines Mannes und einem leisen Klirren, als Waffen abgelegt wurden. Das Lager schien eine verdammte Traumwelt zu sein.
    »Wenn sie ihn gerufen hat, war sie nicht tot.« Noch nicht zumindest. Im Kopf ging er die bisherigen Tatorte durch und führte sich noch einmal die Beweise vor Augen. Es musste da ein Muster geben.
    »Brends glaubt, dass sie sich in den Händen des Mörders befindet.« Vkhin schlug mit einer Hand gegen die Mauersteine des Torbogens und knurrte einen Fluch, als er das Siegel malte, das den Durchgang aktivieren und sie von einer Ebene auf die andere bringen würde. »Sobald wir durch dieses Tor schreiten, sind wir Geächtete. Der Erzengel, Michael, wird uns jagen.«
    Zer war stehen geblieben, doch sein Hirn arbeitete auch weiterhin auf Hochtouren. Das erste Siegel glühte auf. »Stimmt.« Michael wünschte man sich nicht zum Feind. »Warum willst du es dann tun? Warum bist du

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