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Unsterbliche Sehnsucht

Unsterbliche Sehnsucht

Titel: Unsterbliche Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Marsh
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dir so sicher, dass Michael all das verraten hat, wofür wir stehen?«
    Vkhin sah ihn aus seinen dunklen Augen an, während das zweite Siegel aufleuchtete. »Er ist von Esrene belastet worden. Als sie Brends rief, hat sie ihm Michaels Namen genannt.«
    »Aber es könnte doch sein, dass sie sich geirrt hat. Vielleicht war es ein Hilferuf an ihn.« Ein Name stellte keinen ausreichenden Beweis dar. Zer konnte – würde – seinen Befehlshaber nicht wegen eines einzigen Worts verurteilen.
    Das letzte Siegel wurde aktiviert. »Und genau deshalb, Herr, kehre ich in den Himmel zurück, um es selbst herauszufinden.«
    Herr … Anführer … Das war sein Titel, richtig? Er sollte die Herrschaften in den Kampf führen, der Erste sein, der sich in die Schlacht stürzte.
    Und hier ging es um eine Schlacht.
    »Sie zögern«, sagte Vkhin. Sein Tonfall war so kalt und ruhig wie immer. »Das ist verständlich, Herr. Sie sollten hierbleiben. Wenn ich mit meiner Deutung falschliege, können Sie die Sache wieder bereinigen.«
    Dann wäre es an Zer, Vkhin zu jagen und zu töten. Er fluchte. Er hatte niemals darum gebeten, das Kommando zu erhalten, war jedoch auch nicht dazu in der Lage gewesen, es abzulehnen. Ein weiteres Rätsel … Warum nur hatte man ihn ausgewählt? Mit gerade einmal zweihundert Jahren war er noch jung und unerfahren. Trotzdem, unter keinen Umständen würde er seinen Stellvertreter, Vkhin, das erledigen lassen, was eigentlich seine Aufgabe darstellte.
    »Ich gehe«, blaffte er zurück, als der Durchgang aktiviert war und Magie hindurchströmte.
    »Wir gehen gemeinsam«, entgegnete Vkhin.
    Für Diskussionen war keine Zeit. Zer trat in das Portal und wurde durch den magischen
Durchgang gesaugt, der dieses rückständige irdische Reich mit ihrem Himmel verband. Auf der anderen Seite schlug er hart auf dem Boden auf, rollte sich ab und stand mit den Klingen in den Händen auf.
    Er war jünger und damit auch schneller. Ohne auf Vkhin zu warten, klappte er seine Flügel aus und zerrte sich die Muskeln, als er sich einen Weg durch die Luft bahnte. Mit seinen Raubtieraugen las er im schwindenden Licht die Spuren. Auf dem Boden unter ihm war eine leichtere Person als er sehr schnell gelaufen. Die Fußspuren sahen sehr tief aus und ließen auf Verzweiflung schließen, denn jemand hatte sich mit aller Kraft und Entschlossenheit abgestoßen und dabei die nackten Zehen in die weiche Erde gedrückt. Die Fährte des Verfolgers, einer größeren Person, war dahinter zu erkennen. Der Anblick schnürte Zer die Kehle zu. Es gab klare Anzeichen für eine Verfolgungsjagd. An den Büschen, an denen er vorüberkam, klebte Blut.
    Der Mistkerl trieb sein Spielchen mit ihr.
    Zer verlor die Kontrolle über sich und verspürte nur noch tiefe Verzweiflung. Niemand hatte seinen Einwand, dass es sich bei dem Mörder um keinen Dämonen handelte, für bare Münze genommen. Und auch er selbst konnte, wollte es nicht glauben, aber die Spuren sagten etwas anderes. Unmöglich … Die Abdrücke hatten die falsche Form und Größe, um von einem Dämonen zu stammen. Nun würden sie alle für ihre Ungläubigkeit bezahlen.
    Die Fährte endete unvermittelt auf einem kleinen Flecken freier Fläche am Fuß eines Hügels.
    Zer war schneller vor Ort als Vkhin oder Brends und kam dennoch zu spät.
    Viel zu spät.
    Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte er einen Flügelschlag.
    Zer sammelte sich, zog sich zurück und riss seinen Blick von dem zusammengekrümmten Körper los, der mitten auf der kleinen Lichtung lag. Gefühle konnte er sich in dieser Situation nicht erlauben. Er durfte nicht dem Drang nachgeben, sich neben ihren sterbenden Körper zu kauern und dem, was von ihr übrig war, gut zuzureden. Wenn er jetzt auf sie zustürzte, würde er es nie mit Sicherheit wissen – und er musste es mit eigenen Augen sehen.
    Michael
, flüsterte eine innere Stimme, als der Erzengel über die Lichtung geschritten kam, vor der blassen, stummen Gestalt stehen blieb und auf sie hinunterblickte. An seinen Händen klebte Blut, und der Mistkerl blinzelte noch nicht einmal. Zer schloss geschockt die Finger um seine Waffe. Die scharfen Kanten der Klinge schnitten ihm in die Handfläche, was ihn immerhin davon abhielt, auf die Lichtung zu stürzen.
    Esrenes Brust hob und senkte sich nun nicht mehr.
    Hinter ihm murmelte Vkhin einen bösen Fluch. »Jetzt, Herr!« Zum Teufel, diese zwei Worte klangen halb wie eine Anklage, halb wie ein Befehl.
    Plötzlich erschien Brends am Tatort.

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