Unsterbliche Sehnsucht
Beschallung um sie und die Männer in ihrer Nähe einen Kokon bilden, der eine intime Atmosphäre erzeugte. Alle bewegten sich zum gleichen Rhythmus. Die Versuchung, nachzugeben und sich auch darauf einzulassen, war überwältigend. Die Gefallenen
wollten
sie, wie noch niemand zuvor es getan hatte.
Warum sollte sie also nicht tanzen?
Warum sollte sie diesen Moment nicht einfach genießen, bevor sie in ihr alltägliches Leben zurückkehrte?
Nael schob sie weiter vorwärts und wünschte sich, sie wäre ebenso käuflich wie die vielen anderen Frauen, die er im G2 verführt hatte. Doch Nessa St. James schien anders zu sein, was in diesem Fall Ärger bedeutete.
»Tanz mit mir, Baby!«, forderte er sie mit gedämpfter Stimme auf, denn er wusste, dass die meisten Menschen das liebten.
»Das hier kann man nicht als tanzen bezeichnen.« Sie schaute skeptisch zur Tanzfläche hinüber, ging allerdings weiter, also würde sie tun, was er verlangte.
»Nicht?« Er sah zwei der nächststehenden Gefallenen an, schüttelte jedoch kurz den Kopf, als sie zu schnell anrückten. Nessa schien nervös zu sein, was bedeutete, dass sie so klug war, wie er bereits vermutet hatte.
»Nein«, antwortete sie und ihre Gedanken überschlugen sich. Auf ein unauffälliges Signal von Nael hin trat ihr zweiter Wachhund näher. Nael indes bewegte sich weiter geschmeidig im kruden Takt der Musik. Sein Hemd hatte er bereits aufgeknöpft. »Das nennt sich balzen, Nael.«
Der lachte leise und trat hinter sie, damit sie nicht abhauen konnte. »Da könntest du recht haben«, gab er zu. »Wir sind sinnliche Geschöpfe, liebe Nessa. Wir lieben Frauen. Lieben es, sie zu berühren.«
Sie wandte den Kopf zu ihm um und starrte ihn an. Neugier lag in ihren Augen und ihre Haut war leicht gerötet, was auf seinesgleichen wie ein Aphrodisiakum wirkte. Er konnte den Rhythmus der Musik in seinem ganzen Körper spüren, fühlte, wie der Boden erbebte, die Luft vibrierte und ließ sich von dem heftigen Beat benebeln, da er sich nicht den Frauen auf der Tanzfläche hingeben durfte.
»Warum?«, wollte sie wissen.
Nael zuckte mit den Schultern und packte sie an den Hüften, um sie locker an sich zu ziehen. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn er in dieser Nacht den Heiligen spielen würde. Er hurte herum und hasste sich selbst dafür, aber es musste sein. Er hatte geschworen, seinen Herrn zu beschützen, und genau das tat er auch, mit Leib und Seele. »Mit euch
fühlen
wir etwas, Nessa. Die meisten Emotionen haben wir eingebüßt. Das war eine der Konsequenzen des Engelssturzes.« Ebenso wie ihre Flügel hatte Michael ihnen auch alle angenehmen, zarten Gefühlsregungen genommen.
Ein weiterer Tänzer glitt näher, er bewegte die Hüften in dem heißen Takt und strahlte eine schroffe Männlichkeit aus. Der Mann berührte Nessa nicht, noch nicht zumindest. Doch er befand sich in ihrer Nähe und es ging eine unverhohlene Kraft von ihm aus.
Normalerweise hätte Nael mit dem anderen Kerl geteilt oder aber selbst den Hauptgewinn davongetragen. Es war nicht wirklich wichtig, wie das Ganze ablief. Entweder bekam einer von beiden die jeweilige Frau oder beide nahmen sie – je nachdem, wie es ihr gefiel. In dieser Nacht erschien ihm jedoch keine der beiden Optionen recht. Sie erinnerten ihn nur daran, dass Sex in einem Nachtclub nicht wirklich ein Ersatz für die Gefühle sein konnte, welche er verloren hatte. Sein kühler Blick schien den anderen Kerl vertrieben zu haben, denn der Bruder zog sich wieder in die Menge zurück. Doch ein anderer trat bereits an seine Stelle.
»Durch Sex seid ihr in der Lage, etwas zu fühlen«, sagte sie nachdenklich, und als sie wegschaute, geschah das nicht etwa, weil es sie abschreckte oder anekelte. Nein, Nessa St. James dachte über seine Äußerungen nach und zog die logischen Schlüsse daraus. »Und was passiert, wenn ihr keinen habt?«
»Keinen Sex?« Er verzog den Mund zu einem breiten, wollüstigen Grinsen. »Nessa, Süße, du weißt doch, was passiert, wenn ein Mann keinen Sex hat.«
Sie starrte ihn ungeduldig an, hörte aber nicht auf, sich erotisch in den Hüften zu wiegen. »Du brauchst kein Blatt vor den Mund zu nehmen, Nael. Keiner von uns beiden redet hier von sexueller Frustration. Was passiert mit euch, wenn ihr keine Partnerin findet?«
Was wohl geschehen würde, wenn er es ihr verriete? Zum Teufel, sie hatte es sich doch schon fast selbst zusammengereimt.
Zer setzte ihm eine Seelenverwandte vor die Nase, und
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