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Unsterbliche Versuchung 2

Unsterbliche Versuchung 2

Titel: Unsterbliche Versuchung 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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schön hoch“, murmelte die Vampirin und entfernte mit einem sterilen Tupfer das Blut von Dans Haut. Ich hatte wirklich damit gerechnet, dass sie sich die Finger ableckte, aber sie glaubte wohl, ich würde ihr erneut ins Genick springen.
Hochkonzentriert beobachtete sie die Gerätschaften.
Mein Atem ging plötzlich stoßweise. Die klitschnassen Handflächen wischte ich ununterbrochen am raschelnden Rocksaum meines Kleides ab. Nie zuvor hatte ich so neben mir gestanden und mich wie jemand gefühlt, der versuchte die Welt durch ein Milchglas zu erkennen. Abgesehen von meinem rasenden Puls drangen keine Geräusche mehr an meine Ohren. Nur Dan stach wie eine leblose Puppe aus dem Geschehen hervor. Die scharfen Konturen brannten sich in meine Augen, während alles andere um mich herum verschwamm.
    ***
    Mit wildem Herzklopfen lehnte ich im Schutz der schattigen Ecke an meinem Kleiderschrank und beobachtete, wie Toma aus dem Fenster blickte und dabei zusah, wie die Sonne am Horizont versank.
„Glaubst du, du wirst sie sehr vermissen?“, flüsterte ich und wandte den Blick ab.
„Ich weiß nicht. Vermisst du sie denn?“
„Ich erinnere mich kaum an sie.“
„Hmm.“
Sekunden später schloss er via Knopfdruck die UV-Licht geschützten Fensterläden.
Nur wenige Wochen war es her, dass ich ihn einfach aus dem Krankenhaus verschleppt hatte.
Seitdem war er schwächer geworden, konnte kaum noch allein stehen, geschweige denn gehen. Ich hatte extra einen Rollstuhl besorgt, in der Hoffnung, dass er sich den Tod doch noch aus dem Kopf schlagen würde. Mittlerweile waren wir beide davon überzeugt, dass es das Beste für ihn war, dem jetzigen Leben ade zu sagen. Auch wenn er nicht ahnte, dass mich der Gedanke daran fast umbrachte.
Die Gefühle, die ich zu diesem Mann entwickelt hatte, waren quälend langsam gekeimt. So langsam, dass ich sie erst realisierte, als er auf meiner Couch kurz davor gewesen war seinen letzten Atemzug zu tun. Gerade noch rechtzeitig war ich mit einer Dosis Nitro-Spray, das ich einer Apotheke entwendet hatte, zurückgekehrt. Sein Vorrat war schon lange aufgebracht gewesen, aber er hatte sich geweigert, sich neuen zu kaufen. Er hatte weiterhin geglaubt, ich würde ihn umbringen.
Nun, das würde ich, nur anders als erwartet.
Mir war das Ausmaß der ganzen Katastrophe bewusst geworden: Ich hatte mich in einen todkranken Sterblichen verliebt, der an unheilbarer
KHK
    litt, einer Herzkranzgefäßerkrankung. Die dicken Adern, die sich um den lebenspendenden Muskel wie ein Netz spannten, hatten sich durch irgendwelche Ablagerungen verengt. Toma hatte mir erklärt, dass die Blutversorgung seines Herzens gestört war und das Organ erheblichen Schaden nahm. Die krampfartigen Schmerzanfälle deuteten auf einen schwerwiegenden Krankheitsverlauf hin. Dass er noch lebe, grenze an ein Wunder, meinte er. Die Medikamente schlugen nicht an und der einzige Ausweg, der ihm noch geblieben war, wäre eine Herztransplantation gewesen. Aber es gab keinen Spender. Selbst die Ärzte zweifelten aufgrund der geringen Zeitintervalle der auftretenden Schmerzattacken an, dass Toma die ganze Prozedur lange genug durchhalten würde, um auf das Herz eines anderen Menschen zu warten – er hatte die Wahrheit in ihren Augen gesehen.

Seit wir das Krankenhaus verlassen hatten, waren kaum zwei Wochen vergangen. Trotzt des Sprays, das seine Schmerzanfälle nur bedingt linderte, und meiner übermütterlichen Fürsorge, ging es ihm nicht mehr besser.
Toma ergriff die Räder des Rollstuhls und drehte sich vorsichtig zu mir. Ich löste mich aus meiner verkrampften Haltung und trat vor ihn. Er lächelte müde zu mir rauf und streckte mir die Arme entgegen. Mein Herz machte in jenem Augenblick einen unglücklichen Hüpfer.
Rabenschwarze Schatten lagen unter Tomas blutunterlaufenen Augen, doch sie strahlten, nur für mich.
„Was findest du nur an mir?“, wisperte er dicht an meinem Ohr, als ich die Arme vorsichtig um seinen Oberkörper schlang und ihn aus dem Stuhl hob. Äußerst behutsam setzte ich ihn auf das Bett. Er ließ sich nach hinten fallen. „Ich bin so …“ Er seufzte und deutete an sich hinab. „Du siehst es ja selbst!“
„Ich weiß es nicht“, gestand ich. „Vermutlich ist es der Beschützerinstinkt und dein süßer Arsch.“
Er verzog die Lippen zu einem schwachen Lächeln. Selbst dafür fehlte ihm mittlerweile die Kraft.
„Das ist schon schräg, oder?“, flüsterte er. Ich hatte mich neben ihn sinken lassen und starrte an

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