Unsterblichen 02 -Unsterblich wie ein Kuss-neu-ok-27.01.12
seinem Sofa aus.
»Zu
spät. Es ist mir bereits zu Kopf gestiegen!«, warf Angelica ihm über die
Schulter zu. Sie hakte sich bei Patrick unter. »Komm, ich will dir unseren Gast
vorstellen.«
Patrick ließ sich nur zu willig zu der Geigerin
führen, die allerdings die Geige in der einen und den Bogen in der anderen Hand
hielt. Keine Chance auf einen Handkuss also. War das Absicht? Sie schien ihm am
Ende ihrer letzten Begegnung nicht allzu wohlgesonnen gewesen zu sein.
»Violet, das ist Patrick. Patrick, das ist Violet«, stellte
die unkonventionelle Prinzessin die beiden einander vor. Ohne zu ahnen, dass
sie sich bereits kannten.
»Freut mich sehr, Sie kennen zu lernen, Violet.«
Sie hob ihre Braue, als sie dies hörte, und Patrick
musste ein Lachen unterdrücken. Sie mochte offenbar keine Spielchen.
»Ganz meinerseits«, antwortete sie mit einem grüßenden
Nicken.
Patricks Blick hing wie gebannt an der schönen
Künstlerin, bis Angelica sich schließlich vernehmlich räusperte.
»Kommt, setzen wir uns doch«, forderte sie ihre beiden
Gäste auf.
»Perfektes Timing, Schwesterherz, wie immer«,
verkündete Mikhail. »Hier kommt der Tee. Ach, Violet, die Köchin hat extra die
Kekse gebacken, die du so magst.«
Patrick folgte den beiden Frauen Stirnrunzelnd zu der
Sitzgruppe. Mikhail duzte Violet? Und woher wusste er, welche Kekse sie mochte,
verdammt noch mal?
»Stimmt was nicht?« fragte Angelica ihn flüsternd während Mikhail und Violet
entspannt zu plaudern begannen.
»Nein, wieso?«, antwortete Patrick in gleichgültigem
Ton. Er ärgerte sich über sich selbst. Was kümmerte es ihn, wie gut oder wie
schlecht sich die beiden verstanden? Aber dass man es ihm angemerkt hatte,
wurmte ihn.
»Du sahst aus, als hättest du in eine Zitrone
gebissen.«
»Das
bildest du dir bloß ein.« Dann sagte Patrick mit erhobener Stimme zu Violet, die
sich immer noch angeregt mit Mikhail unterhielt: »Und, haben Sie seit unserer
letzten Begegnung noch irgendwelche Nahtoderlebnisse gehabt?«
Mikhail
verstummte wie vom Blitz getroffen, und Angelica sog erschrocken die Luft ein.
»Nein,
aber es gibt sicher jede Menge Frauen in London, die sich zu gerne von Ihnen
retten lassen würden, wenn Ihnen so viel daran liegt.«
Patrick
beugte sich lachend vor. »Wenn diese Damen in Bedrängnis sich ebenso nett dafür
bedanken wie Sie, dann hätte ich wahrhaftig nichts dagegen.«
»Eitler
Gockel«, brummte Violet leise, aber Patrick hörte es dennoch. Er wollte gerade
zu einer Retourkutsche ansetzen, um Violet noch mehr zu reizen, wurde jedoch
von Angelica davon abgehalten.
»Patrick!
Violet! Ihr kennt euch?«, rief sie frustriert und hielt Violet eine Tasse Tee
hin.
»Ja,
wir sind uns schon einmal begegnet. Ein unvergessliches Erlebnis, nicht wahr,
Violet?«, bemerkte Patrick. Er wusste selbst nicht, warum es ihm solchen Spaß
machte, Violet zu reizen.
»Ich
glaube, sie will keinen Tee, Angelica«, bemerkte Mikhail, als er sah, dass
Violet keine Anstalten machte, die angebotene Teetasse anzunehmen.
Zu
Patricks Erstaunen war es Angelica, die rot wurde und Entschuldigungen zu
stammeln begann.
»Entschuldige
vielmals, Violet, ich vergesse einfach immer, dass du... ich meine... ich
wollte dich nicht...«
Patrick
merkte, dass Mikhail wohl ebenso verwirrt drein- blickte wie er selber. Violet
jedoch wirkte unerschüttert.
»Das
macht doch nichts, Angelica, es ist nicht direkt ein Geheimnis.« Violet beugte sich vor
und nahm vorsichtig die angebotene Tasse.
»Wovon
redet ihr?«, fragte Mikhail verblüfft. »Wenn es kein Geheimnis ist, dann
verratet es uns doch, bitte!« Mikhail stellte seine halb leer getrunkene Tasse
Tee auf dem Sofatisch ab und lehnte sich erwartungsvoll zurück.
Patrick
dagegen starrte Violet aus verengten Augen an. Die Art, wie sie die Tasse
hielt, wie sie sie an die Lippen hob... warum hatte er es nicht gleich gemerkt?
»Ich
kann nichts sehen«, erklärte Violet so schlicht, dass Mikhail sie nur sprachlos
anstarren konnte.
»Was
meinst du?«, fragte er fassungslos.
»Genau
das, was sie gesagt hat«, sagte Angelica.
Mikhail
erholte sich rasch von seinem Schock, und plötzlich erhellte ein breites
Grinsen seine Züge. »He, Patrick, sieht so aus, als hätte ich in diesem Fall
sämtliche Chancen auf meiner Seite!«
Violets
Lachen erfüllte den Raum, doch Patrick erwiderte nichts. Seine Gedanken rasten.
Er rief sich den Vorfall im Zirkus noch einmal ins Gedächtnis, bloß dass er
diesmal ihre Blindheit
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