Unsterblichen 02 -Unsterblich wie ein Kuss-neu-ok-27.01.12
Beginn
dieser neuen Mischrasse, und sie und ihr Kind die Hoffnungsträger für die
Zukunft.
»Ja.
Der Westclan, Isabelles Leute, möchten die Auserwählte ebenfalls mit eigenen
Augen sehen. Nicht jeder wird es schaffen, bei der Geburtszeremonie dabei zu
sein«, antwortete Ismail.
»Ich
werde ihr den Brief noch heute aushändigen, ich bin ohnehin auf dem Weg zu
Angelica. Vermutlich wird Alexander mit ihr auch in dein Territorium reisen.
Natürlich erst nach der Geburt.«
Ismail
nickte und klopfte dann mit seinem Spazierstock an die Decke der Kutsche. Der
Kutscher brachte sogleich die Pferde zum Stehen.
»Ich
muss mich mit einigen Mitgliedern des House of Lords treffen. Wir sehen uns
später.«
Ismail
stieg aus, und Patrick blickte ihm lächelnd hinterher. »Bis später.«
Ismail
schlug die Tür zu, und schon setzte die Kutsche sich wieder in Bewegung.
Patrick schob den dicken Vorhang beiseite und schaute auf die vorbeiziehenden
Häuser und Menschen hinaus. Als sie vor dem herrschaftlichen Anwesen der
Kourakins stehen blieben, faltete er den Brief zusammen und schob ihn in seine
Brusttasche. Patrick sprang aus der Kutsche und ging mit ausgreifenden
Schritten auf die stilvolle Eingangstür zu. Er klopfte.
Nichts.
Eine Minute verging. Patrick klopfte erneut.
Was
war los? Wo waren Alexanders Dienstboten? Patrick probierte die Klinke, und zu
seiner Überraschung ließ sich die Tür öffnen.
»Hallo?
Angelica? Ist jemand da?«
Seine
Stimme hallte in der großen Eingangsdiele.
Leises
Klavierspiel drang an sein Ohr.
»Was
zum Teufel...«, brummte er.
Angelica
saß offenbar wieder einmal am Klavier. Das war nichts Neues, die Prinzessin war
eine ausgezeichnete Pianistin.
Patrick
schritt den breiten Gang entlang zu dem großen Raum, den Alexander nach der
Hochzeit in ein Musikzimmer umgewandelt hatte. Dort fand er, was er suchte:
eine Traube von Dienstboten drückte sich hingerissen vor der einen Spalt weit
offen stehenden Tür herum. Hier waren sie also alle abgeblieben.
Patrick
blieb belustigt hinter ihnen stehen und blickte über ihre Köpfe hinweg in den
Saal. Den Konzertflügel konnte er nicht sehen, aber ein paar Sofas und Mikhail,
der auf einem davon saß und der Musik lauschte.
»Ist
was Besonderes?«, fragte er flüsternd ein Zimmermädchen.
»Nein,
aber es ist wunderschön, nicht wahr? Das Klavier und dann noch die Geige.
Heulen könnt' man, so schön ist es!«, antwortete sie, ohne sich umzudrehen.
Geige?,
dachte Patrick verblüfft. Aber er brauchte sich nicht lange zu wundern.
Plötzlich erklangen die gefühlvollen Töne einer Geige, im Einklang mit dem
Flügel, eine traurige, weiche, bezaubernde Melodie.
Wie
im Traum setzte Patrick sich in Bewegung. Als die Dienstboten ihn sahen, wichen
sie hastig zurück und machten ihm eine Gasse frei. Sein Blick fand sie wie
Magnet, sobald er den Saal betreten hatte.
Violet. Er hatte sofort gewusst, dass sie es war. Niemand
sonst spielte so wie sie. So traurig, so ergreifend. Es kam ihm überhaupt nicht
in den Sinn, sich zu fragen, wieso sie hier war. Er machte noch einen Schritt
in den Saal hinein, dann blieb er stehen, den Blick unverwandt auf sie
gerichtet.
Sie
hatte die Augen geschlossen, den Kopf zur Seite geneigt, und ihr schlanker Körper
bog sich wie eine Weidenrute zum Takt der Musik. Das lange schwarze Haar hing
ihr offen bis zu den Hüften, und in dem schlichten, hochgeschlossenen weißen
Kleid wirkte ihre Haut regelrecht golden. Die blassgrüne Schärpe um ihre Taille
würde das Grün ihrer Augen unterstreichen, sobald sie sie wieder öffnete. Das
wusste er.
Was
war es nur, das ihn so zu ihr hinzog? Er hatte mit seinen jetzt
fünfhundertsechsundneunzig Jahren so viele Frauen gehabt, Hunderte, dass ihn
diese eine eigentlich nicht so sehr hätte beeindrucken sollen. Was hatte sie,
was den anderen fehlte?
Das
Musikstück klang aus, die Zuhörer verharrten wie verzaubert: das größte
Kompliment, das ein Musiker erhalten konnte.
»Na,
du könntest wenigstens klatschen!«, beschwerte sich Angelica gut gelaunt und
drehte sich zu ihrem Bruder um. Ihr Blick fiel auf Patrick.
»Patrick!«,
rief sie erfreut aus.
Patrick
riss seinen Blick widerwillig von der schönen Geigerin los.
»Prinzessin.«
Patrick machte eine spöttische Verbeugung, und Angelica schnaubte verächtlich.
Sie erhob sich und ging mit ausgestrecktem Arm auf ihn zu.
Ȇbertreib's
nicht, alter Mann. Dieses ganze Prinzessinnen-Getue steigt ihr sonst noch zu
Kopf«, rief Mikhail von
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