Unsterblichen 02 -Unsterblich wie ein Kuss-neu-ok-27.01.12
aufdringliches
Rasierwasser. »Ist mir ein Vergnügen - oh! Kenne ich Sie nicht?«
»Wie
bitte?«, fragte Violet verblüfft. Sie hatte keine Ahnung, was er meinte.
»Sie
sind Lady Violine!«
Angelica
wandte sich ihr überrascht zu, und Violet konnte nur mühsam ein Stöhnen
unterdrücken.
»Wer?«
»Sie
sind es! Ich konnte Ihre Augen einfach nicht vergessen! Und Ihre Finger, sie
können zaubern!« Daniel er- griff Violets Hand und küsste sie hingebungsvoll.
Hin- und hergerissen zwischen Verärgerung und Belustigung entzog ihm Violet
ihre Hand. »Das hat nichts mit Zauberei zu tun, bloß mit Fleiß und Übung.
Mylord«, fügte sie hastig hinzu, sich vage an ihre Kindheitserziehung
erinnernd.
»Na,
so was!« Diesmal war es Angelica, die ihrem Erstaunen Ausdruck gab. »Ich habe
von Ihnen gehört! Die bessere Gesellschaft spricht von nichts anderem, Violet.
Man bezeichnet Sie als musikalisches Genie!«
»Als
was? Aber nein, so was bin ich nicht!«, protestierte Violet erschrocken.
»Bescheidenheit
ist eine Tugend, Lady Violine«, erklärte Daniel, »aber in Ihrem Falle fehl am
Platz. Ihre Musik berührt die Seele.«
»Ich
würde Sie zu gerne spielen hören«, fügte Angelica hinzu. »Ich habe erst neulich
einen Freund zu Ihnen in den Zirkus geschickt, der dringend ein bisschen Kultur
nötig hatte, wissen Sie. Aber ich selbst hatte bisher noch nicht das
Vergnügen.«
»Ich,
äh, ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mal in die Vorstellung kämen«, sagte
Violet verwirrt. »Jederzeit.« So viel Aufmerksamkeit machte sie ganz nervös.
Und nun, da es schien, als ob Ismail hier nicht auftauchen würde, entschied
sie, es sei das Beste, die Flucht zu ergreifen. »Ich muss jetzt leider gehen.«
»Sie
wollen nicht zum Vortrag bleiben?«, rief Angelica enttäuscht aus.
Violet
erhob sich und schüttelte den Kopf. »Mir ist gerade eingefallen, dass ich noch
dringend etwas im Zirkus zu erledigen habe.«
»Prinzessin
Kourakin, ich fürchte, wir müssen ebenfalls gehen«, warf Daniel rasch ein.
»Muss
das sein?«, fragte Angelica.
»Ja,
leider. Sie werden zu Hause gebraucht.«
Violet
hörte neugierig zu. Lord Trace klang, als würde er etwas verschweigen.
»Nun
gut.« Angelica erhob sich. »Dann werden wir Violet auf dem Heimweg beim Zirkus
absetzen.«
Daniel
sagte nichts. Violet wollte protestieren, zögerte aber. Angelicas Ton ließ
keinen Widerspruch zu; nun, Prinzessinnen waren es sicher gewohnt, Befehle zu
erteilen. Auf einmal kam Violet der ganze Nachmittag wie ein Witz vor. Sollte
sie nicht eigentlich einen Hofknicks vor ihr machen und sie mit ›Euer Gnaden‹
oder so was anreden?
»Bitte,
ich komme schon zurecht...«
»Kommt
nicht in Frage!«, wurde sie von Angelica unterbrochen.
»Jawohl,
Prinzessin«, antwortete Violet spöttisch. Angelica hakte sich bei ihr unter und
steuerte sie wie ein Schlepper aus dem Saal. Daniel folgte den beiden.
»Wagen
Sie es ja nicht, mich noch einmal so zu nennen!«, flüsterte ihre neue Freundin
erregt. »Außer natürlich, Sie wollen sich den Zorn einer Prinzessin zuziehen!«
Violet
lachte. Die Bekanntschaft mit einer Aristokratin kam ihr nicht ungelegen. Je
mehr Leute sie kennen lernte, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, dass sie
Ismail eines Tages über den Weg lief.
Dass
die Prinzessin so nett war, war natürlich ein unerwarteter Bonus.
8.
Kapitel
Würdest
du das bitte Angelica geben?«
»Natürlich.
Ist es die Einladung von Isabelle?«
Als
bekannt wurde, dass Prinzessin Angelica Kourakin die Auserwählte war und ein
Kind von Alexander erwartete, hatte das ganze Volk der Vampire wochenlang
gefeiert. Endlich war angebrochen, was alle sehnsüchtig erhofft hatten: ein
neues Zeitalter.
Seit
Jahrhunderten kämpften die Vampire um ihr Überleben. Obwohl sie mit vielen
unglaublichen Fähigkeiten ausgestattet waren, konnten Vampirfrauen erst vom
fünfhundertsten Lebensjahr an Kinder bekommen. Und nicht viele erlebten dieses
hohe Alter. Die Selbstmordrate war hoch, Depressionen, Lebensüberdruss weit
verbreitet - die Nebenwirkungen einer so langen Lebensspanne.
Düstere
Zukunftsaussichten also.
Nur
die stärksten, stabilsten Vampire wurden Clanoberhäupter, aber selbst sie
hatten auf das Wahrwerden der Prophezeiung gehofft.
Und
sie war wahr geworden. Die Auserwählten, Menschen, die mit Vampiren Kinder
zeugen konnten, würden eine neue, gesegnete Spezies ins Leben rufen.
Angelica
selbst war die Tochter einer Auserwählten und eines Vampirs. Sie war der
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