Unsterblichen 02 -Unsterblich wie ein Kuss-neu-ok-27.01.12
unwillkürlich vor dem Gedränge
zurück... und stieß prompt gegen eine muskulöse Brust. Es roch nach ihren
Bergen. Und nach Heidekraut.
Patrick.
»Sie
haben ihn, es ist vorbei«, stieß er gepresst hervor. Seine Worte, so zornig sie
klangen, waren eine Erlösung für Violet. Sie merkte auf einmal, wie ihr die
Knie weich wurden.
»Mir
wird schwindlig.«
Bevor
sie noch etwas sagen konnte, hatte Patrick sie schon auf die Arme genommen.
»Irgendwie
scheine ich dich ständig aus der Manege tragen zu müssen.«
Violet
grinste, obwohl er immer noch schrecklich wütend klang. Sie barg erschöpft
ihren Kopf an seiner Schulter. Es war so schön, wieder von ihm gehalten zu
werden, selbst wenn er wütend war.
Abermals
brachte er sie hinter den Vorhang und ging stracks zu ihrer Garderobe. Doch
diesmal stellte er sie nicht auf die Füße, und Violet war ihm dankbar, denn sie
wusste nicht, ob sie schon hätte stehen können.
Patrick
setzte sich mit ihr auf den kleinen Hocker in der Ecke.
»Du
scheinst die Schwierigkeiten ja geradezu anzuziehen«, bemerkte er leise.
»Bisher
nicht. Eigentlich erst, seit...« »Wir uns kennen gelernt haben?« Violet hörte
das unterdrückte Lachen in seiner Stimme und zuckte mit den Schultern. Sie
spürte, wie sie wieder zu Kräften kam, wie der Schock abklang. Wieder einmal
war sie knapp dem Tode entronnen, aber wieder einmal war alles noch einmal gut
gegangen. Da fiel ihr ein, was er bei ihrer letzten Begegnung erfahren hatte:
dass sie blind war. Sicher hielt er sie jetzt für eine schutzbedürftige arme
Invalide... Sie presste zornig die Lippen zusammen.
»Es
geht mir schon besser. Sie können mich jetzt loslassen.« Sie versuchte von
seinem Schoß zu rutschen, aber er hielt sie fest.
»Frau,
hast du den Verstand verloren?«, knurrte er.
»Ich
«, stotterte Violet.
»Was
hast du dir dabei gedacht, dich direkt vor die Mündung seiner Pistole zu
stellen?!«
Sie
spürte seinen Zorn in der Anspannung seines ganzen Körpers.
»Ich
-«
»Wenn
du so was Dummes noch mal machst, erschieße ich dich eigenhändig, so wahr ich
hier sitze!«
»Ich
kann gut auf mich selbst aufpassen!«, sagte sie, lauter als beabsichtigt, und
kam sich sofort kindisch vor. Sie hörte auf, auf seinem Schoß herumzuzappeln
und hielt still. Holte tief Luft.
Ein
Fehler. Er roch einfach himmlisch.
»Danke
für Ihre Freundlichkeit, aber ich brauche jetzt keine Hilfe mehr. Bitte lassen
Sie mich aufstehen.«
Plötzlich
spürte sie seine Finger zart an ihrer Wange. Überrascht fuhr sie zusammen. Er
schwieg. Dann stieß er gereizt die Luft aus.
»Ich
weiß, dass du keine Hilfe brauchst. Du bist die mutigste Frau, der ich je
begegnet bin, Violet.«
Violet
wusste nicht, was sie sagen sollte. Er hielt sie für mutig? Und sie hatte
gedacht... Aber das ergab keinen Sinn...
»Sag
das nicht. Ich weiß, was die meisten Leute von kleinen blinden Mädchen halten.«
Er
lachte auf. Violet, deren Wange an seiner vibrierenden Brust lag, war
verwirrter denn je.
»Eine
blinde Frau, die sich frei bewegen kann wie eine Sehende, die vor Löwen und
waffenschwingenden Säufern nicht zurückschreckt, die würde ich kaum als
›kleines blindes Mädchen‹ bezeichnen!«
Violet
gab es nur ungern zu, aber seine Worte taten gut. Sehr sogar. Aber das lag nur
daran, weil er sie gesagt hatte. Wieso? Er
war ein Fremder, sie wusste nichts über ihn. Außer, dass er dazu neigte, sie
aus Gefahren zu retten... und ihre Gefühle durcheinander brachte.
»Willst
du wirklich, dass ich dich loslasse?«, flüsterte er heiser.
Ihr
Herz begann schneller zu schlagen, ihre Finger krallten sich unwillkürlich in
sein Hemd. Nein, sie wollte nicht, dass er sie losließ. Sie wollte ihn küssen.
Unbedingt.
»Mein
Gott, ich hab mir solche Sorgen gemacht, geht's dir... Oh!« Sarah blieb wie
angewurzelt in der Tür stehen. »Ich... das hab ich doch schon mal... äh...«
Violet
sprang mit hochrotem Gesicht von Patricks Schoß und glaubte ihren Ohren nicht
zu trauen, als sie ihn lachen hörte.
»Déjà-vu?
Alles schon mal gesehen?«, sagte Patrick unschuldig und erhob sich ebenfalls.
Violet
sagte nichts. Sie war zutiefst verwirrt und beschämt. Und frustriert. Verdammt ! Was war das bloß mit diesem Mann?
»Also,
äh, ich geh dann lieber...«, sagte Sarah, wurde jedoch von Violet und Patrick
aufgehalten, die beide zur gleichen Zeit sprachen.
»Nein,
Sarah, bleib...«
»Ich
muss sowieso gehen.«
Violet
klappte den Mund zu, und Patrick
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