Unsterblichen 02 -Unsterblich wie ein Kuss-neu-ok-27.01.12
machen. Wenn er nun
aufgehalten wird und das Baby kommt?«
»Du
weißt genau, dass er die Geburt seines Kindes um nichts auf der Welt versäumen
würde«, beruhigte er sie. »Er wird rechtzeitig wieder da sein.«
Die
Prinzessin seufzte. »Du hast ja recht. Ich wünschte nur, er wäre schon hier.«
Patrick,
der wusste, dass nichts, was er sagte, ihre Sehnsucht nach ihrem Mann lindern
konnte, schwieg. Tabletts mit Champagnerflöten und Kanapees machten die Runde.
Am
Eingang zum großen Esszimmer entstand Bewegung und zog Patricks Aufmerksamkeit
auf sich. Lady Summers schien jemanden hereinzuführen. Ihre Augen leuchteten
vor Aufregung.
»Meine
Damen und Herren, wenn Sie mir bitte einen Moment Ihre Aufmerksamkeit schenken
würden!«, rief sie mit ihrer hohen Stimme.
Die
versammelten Gäste verstummten, und Lady Summers führ fort.
»Heute
haben wir einen ganz besonderen Gast. Lasst ihn uns herzlich willkommen
heißen.«
Sie
zog ihren Gast, der hinter ihr gestanden hatte, in den Saal.
»Violet!«,
stieß Angelica erstaunt hervor. Patricks Magen zog sich zusammen, als er sie in
einem wundervollen grünen Abendkleid erblickte. Ihr herrliches schwarzes Haar
war der Mode entsprechend hochgesteckt, und feine Löck- chen umschmeichelten
Stirn und Schläfen. Doch das war auch schon ihr ganzes Zugeständnis an die
Etikette. Sie trug weder Rouge noch Schmuck noch einen einschmeichelnden
Gesichtsausdruck.
Aufgeregtes
Getuschel brach unter den Anwesenden aus. Lady Summers begann Violet herumzuführen
und den anderen Gästen vorzustellen. Die vornehme Gesellschaft war entzückt, ›Lady
Violine‹ in ihren Reihen begrüßen zu dürfen, ein Name, der mit einem
bewundernden Raunen von einem zum anderen weitergegeben wurde.
Patrick
fiel auf, dass es niemandem in den Sinn kam, die Nase über die Anwesenheit
einer Zirkusartistin zu rümpfen. Sie fanden die mysteriöse Geigerin viel zu
faszinierend. Inzwischen war sie eine kleine Berühmtheit. Die Times hatte sie als die Frau bezeichnet, die ›dem
Tod in die Augen sah und ihn erbärmlich nannte‹. Ganz London sprach von ihr.
Patrick
musste an den gestrigen Abend zurückdenken und schnitt eine Grimasse. Der
Betrunkene hätte Violet mit Sicherheit erschossen, wenn er, Patrick, ihn nicht
davon abgehalten hätte. Erbärmlich, wie der Mann tatsächlich war, war es ihm
nicht schwergefallen, seinen Geist zu kontrollieren und ihn dazu zu zwingen,
die Waffe fallen zu lassen. Aber Violets Verhalten machte ihm Sorgen. Sie war
viel zu unvorsichtig gewesen...
»Ach,
sieh sie dir an! Sieht sie nicht hübsch aus?«, sagte Angelica lächelnd.
Das
fand Patrick reichlich untertrieben. Sie war atemberaubend.
»Sie
scheint sich unwohl zu fühlen«, bemerkte er nachdenklich. »Vielleicht solltest
du ihr zu Hilfe kommen, Angelica.«
Angelica
schaute stirnrunzelnd zu Violet hinüber, die an Lady Summers Seite die Runde
machte. »Aber sie lächelt, siehst du nicht? Oder hast du ihre Gedanken
gelesen?«
Patrick
versteifte sich.
»Tut
mir leid«, sagte Angelica sofort, »ich weiß, dass du so was nicht tun würdest.
Ich bewundere deinen Standpunkt, was das Gedankenlesen betrifft. Auch ich
finde, man sollte es nur dann tun, wenn es unumgänglich ist. Aber viele sind
anderer Meinung. Nun, man kann froh sein, dass die meisten es ohnehin nur auf
kurze Distanz schaffen. Stell dir vor, jeder könnte aus der Entfernung die
Gedanken anderer lesen!«
Angelica
selbst war unter allen vier Clans die mächtigste Gedankenleserin, und bis vor
kurzem war es ihr unmöglich gewesen, dieses Talent zu kontrollieren. In
Anbetracht dieser Tatsache war ihre Abneigung gegen den Missbrauch der
Fähigkeit sehr verständlich. Und sie hatte recht, was das Gedankenlesen über
Distanzen betraf, dachte Patrick. Die meisten Vampire konnten nur die Gedanken
dessen lesen, dem sie in die Augen sahen, und das auch nur, wenn sie sich
konzentrierten. Distanzen spielten nur dann keine Rolle, wenn es sich um wahre
Liebe handelte, um ein Paar also, das eine sehr enge Beziehung zueinander
hatte, so wie Angelica und Alexander. Doch nur sehr wenige Vampire fanden einen
solchen Partner, ihren Seelenverwandten.
Patrick
wies mit einem Nicken auf Violet. »Es stimmt, sie lächelt, aber sieh nur, wie
sie sich bewegt, mit kleinen, zögernden Schritten. Violet geht nicht so.«
»Ach,
und wie geht Violet?«, fragte Angelica.
Patrick,
der das interessierte Funkeln in ihren Augen nicht bemerkte, antwortete:
»Schneller, forscher, ohne Zögern.
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