Unsterblichen 02 -Unsterblich wie ein Kuss-neu-ok-27.01.12
hätte.
»Nein,
Liebes«, widersprach Patrick und beugte sich über sie, sodass seine Lippen die
ihren fast berührten, »so, wie du dich beim ersten Mal bei mir bedankt hast.«
Violet
erinnerte sich gut an den Kuss, den sie ihm geschenkt hatte, nachdem er sie vor
dem Löwen gerettet hatte. Sie konnte sich jetzt kaum mehr zurückhalten. Sie hob
die Hände, vergrub sie in der seidigen Masse seines Haars und näherte sich
seinen Lippen...
»Highlander?«
Ein
scharfes Klopfen an der Tür. Violet versuchte hektisch, unter Patrick
hervorzukriechen.
»Einen
Moment«, rief Patrick seinem Freund zu. Zwei Hände hoben sie an den Ellbogen auf und stellten sie auf die Beine.
»Keine
Sorge, Liebes, du siehst vollkommen respektabel aus.«
Violet
sagte nichts. Sie wartete auf den Moment, in dem die Tür aufging, damit sie
davonlaufen konnte. Wie hatte sie das zulassen können? Sich einfach so von ihm
in ein Zimmer verschleppen zu lassen?
»Highlander?«
Abermals klopfte es, diesmal jedoch ungeduldiger.
»Was?«
Violet hörte, wie Patrick die Tür aufschloss. Wann hatte er sie zugesperrt? Und
warum hatte sie überhaupt nicht an die Tür gedacht? Sie mochte ja nicht so
verklemmt sein wie die feine Gesellschaft, aber sich auf einem Ball bei
Intimitäten ertappen zu lassen, das ging zu weit!
Violet
spürte den Blick von Patricks Freund auf sich ruhen und errötete.
Sie
war ihm schon einmal begegnet, sein Geruch kam ihr bekannt vor. Er war der
Mann, der im Theater aufgetaucht war.
»Prinzessin
Angelica sucht nach Ihnen, Lady Violet.«
»Danke.«
Violet machte einen kurzen Knicks, nur für den Fall, dass er ein Aristokrat
war, und entfloh. Draußen im Gang blieb sie stehen und holte tief Luft, um
herauszufinden, wo sich Angelica aufhielt.
Doch
was sie als Nächstes hörte, ließ sie zu Eis erstarren.
»Ich
hab dir schon mal gesagt, Ismail, dein Timing ist miserabel.«
Patrick
blickte Ismail stirnrunzelnd an, aber er war zorniger auf sich selbst als auf
seinen Freund. Eine Ablenkung. Violet
betrachtete ihn also als Ablenkung, was? Dass er selbst sie ähnlich sah, war ja
noch verständlich. Er hatte viel zu tun. Aber wieso konnte sich eine
Zirkusartistin keine derartige ›Ablenkung‹ leisten?
»Beruhige
dich, Highlander. Die Prinzessin hat sich Sorgen gemacht. Ich musste etwas
unternehmen.«
»Ich
bin nicht böse. Jedenfalls nicht auf dich.« Patrick lief unruhig auf und ab.
»Wieso
kann sich eine Frau, die als Geigerin beim Zirkus arbeitet, keine Ablenkungen
erlauben?«
Ismail
runzelte die Stirn. »Das hat sie gesagt? Dass du eine Ablenkung für sie bist?«
Patricks
frustrierter Seufzer war Antwort genug.
»Ich
habe dich gewarnt: Wünsch dir keine Komplikationen!« Ismail zuckte die Achseln
und fuhr sachlich fort: »Vielleicht hat sie das Interesse an dir verloren,
Highlander, und behauptet das nur, um dich loszuwerden.«
»Nein,
sie will mich. Das bilde ich mir nicht ein, so arrogant bin ich nun auch wieder
nicht.« Patrick begann wieder auf und ab zu gehen. »Sie will mich, aber aus
irgendeinem Grunde...«
Patrick
verstummte. Eine böse Ahnung stieg in ihm auf.
Der
Löwe.
Der
Mann mit der Pistole.
Er
hatte das alles für Zufall gehalten, Einzelvorfälle, die nichts miteinander zu
tun hatten. Aber wenn doch?
Auf
einmal wurde ihm alles klar. Wut stieg in ihm auf.
»Ich
muss gehen, Ismail.«
»Wohin?« »Ich muss ein ernstes Wörtchen mit unserer
Geigerin re den. Und dann muss ich wahrscheinlich
einem Kerl sämt liche Knochen brechen.«
Der Osmane verzog keine Miene. »Sag mir Bescheid, wenn du Hilfe beim Knochenbrechen brauchst.«
Patrick nickte
und ging Violet suchen.
18.
Kapitel
Die
Löwen lagen friedlich in ihrem Käfig. Violet konnte ihren Atem riechen und
wusste, warum sie so ruhig waren: Sie hatten vor kurzem zu fressen bekommen.
Verrückterweise
wünschte sie sich, einer würde sich an ihrer Anwesenheit stören und knurren.
Sie wollte knurren. Und schreien.
»Warum
nur?«, brach es aus ihr hervor. Ein Löwe schnaubte missmutig.
Ismail. Sie hatte ihn endlich gefunden. Nein, das stimmte
nicht. Er hatte sie gefunden. Und das alles wegen Patrick.
Sie
umklammerte eine der Eisenstangen vor dem Löwenkäfig. Zwölf Jahre lang hatte
sie sich ausgemalt, was sie tun würde, wenn sie den Mörder ihres Vaters endlich
fände. Und nichts davon hatte sie in die Tat umgesetzt. Sie hatte sich von ihm
ausrichten lassen, dass Angelica nach ihr suchte, und war gegangen.
Patricks
Freund! Und aus der
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