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Unsterblichen 02 -Unsterblich wie ein Kuss-neu-ok-27.01.12

Unsterblichen 02 -Unsterblich wie ein Kuss-neu-ok-27.01.12

Titel: Unsterblichen 02 -Unsterblich wie ein Kuss-neu-ok-27.01.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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hatte erkannt, was sie bisher nicht sehen konnte: wie bitter
sie geworden war, versklavt von ihrer Mission, blind für die Welt um sie herum.
    Es
wurde Zeit zu leben.
    Violet
holte tief und zittrig Luft. Sie massierte ihre kalten Arme. Drei Tage lang
hatte sie nur Wasser getrunken und nichts zu essen bekommen. Aber der Hunger
störte sie nicht allzu sehr, er kam und ging. Vergiss nie, hatte die Seherin zu ihr gesagt, der Geist ist stärker als der Körper.
    Falls
man sie freiließ, würde sie nach Schottland zurückkehren, zu ihrer
Zigeunerfamilie.
    Doch
zuerst galt es noch etwas zu erledigen.
    In
diesem Moment hörte sie draußen eine Kutsche vorfahren.
    Gut,
es war so weit.
    Sie
sog tief die Luft ein. Da war er, sein Geruch. Er war unter allen der stärkste.
    Ihr
Puls beschleunigte sich, und sie erlaubte sich für einen kurzen Moment, das
Wunder ihrer Liebe zu dem Bluttrinker auszukosten. Wie sie Hand in Hand durch
die riesigen Gewächshäuser des Botanischen Gartens schlenderten... seine warmen
Lippen, die einen zärtlichen Kuss auf ihre Stirn drückten, seine Stimme in
ihrem Ohr: ›Ist es so falsch, dass das Bedürfnis, ein Lächeln auf dein Gesicht
zu zaubern, zur Besessenheit für mich geworden ist? ‹ Das hatte er ihr eines
Nachts zugeflüstert. Und sie hatte keine Antwort darauf gewusst.
    Wenn
er es jetzt sagen würde, würde sie antworten: Nein, tausendmal nein. Aber er
würde nicht. Er hasste sie. Und so sehr es auch wehtat, sie konnte es ihm nicht
vorwerfen.
    Die
Tür ging auf, und ein Schwall eisiger Winterluft strömte herein. Einer nach dem
anderen betraten sie die Hütte: zuerst Patrick, dann Ismail, dann Angelica und
Mikhail...
    »Wir
müssen mit dir reden«, verkündete Angelica, während die Tür sich schloss und
die Außenwelt wieder aussperrte.
    Violet
befeuchtete ihre trockenen Lippen. Angelica hatte sie ebenfalls Unrecht getan.
Und Mikhail. Die Geschwister waren ihr gute Freunde gewesen.
    Sie
hatte sie alle verraten.
    »Ich
bin froh, dass ihr hier seid«, sagte sie ruhig. »Ich habe euch viel zu sagen.«
    »Ehrlich?«,
fragte Angelica überrascht. Auch die anderen traten überrascht von einem Fuß
auf den anderen.
    »Ja,
und ich wäre euch dankbar, wenn ihr mich anhören würdet.«
    »Wie
ich sehe, hat der Hunger Wunder gewirkt«, sagte Patrick gehässig.
    Sie
verstand seine Bitterkeit, aber das machte sie nicht weniger schmerzhaft. »Ich
habe in meinem Leben oft hungern müssen, das ist nicht der Grund, warum ich
meine Meinung geändert habe.« Jetzt, wo sie ihm das Gesicht zugewandt hatte,
konnte sie seinen Geruch noch deutlicher wahrnehmen: Pferde, Holz, Rauch von
einem Kaminfeuer. Kein Blut. Er schien seit Tagen kein Blut mehr getrunken zu
haben. Oder gegessen, wie ihr schien. Was war los mit ihm?
    »Ich
habe gestern etwas herausgefunden, und mir ist klar geworden, dass ich einen
schrecklichen Fehler gemacht habe...«
    »Ach,
einen Fehler?«, fragte Patrick gedehnt.
    »Patrick,
bitte, lass sie ausreden«, bat Angelica leise.
    Violet  biss
sich auf die Lippe. Zu wissen, dass sie ihm so wehgetan
hatte, dass er ihr nicht mal mehr zuhören wollte, war unerträglich.
    »Es tut mir leid«, sagte sie, in dem Bewusstsein, dass
ihre Worte auf taube Ohren stoßen würden. Aber sie sagte sie trotzdem, weil sie
wahr waren. Und weil es gut tat, sie laut auszusprechen, »Ihr habt es verdient,
die Wahrheit zu erfahren. Aber wo soll ich anfangen...« Sie war froh, dass keiner
der vier sie mehr unterbrach, dass alle auf ihre Erklärung warteten. Doch auf einmal
wusste sie nicht mehr, was sie sagen sollte, ihr Hals war wie zugeschnürt.
Langsam ließ sie sich zu Boden sinken, wo sie mit untergeschlagenen Beinen sitzen
blieb.
    »Vielleicht ist es besser, wenn ihr es selbst seht.«
    »Du willst, dass wir in deine Gedanken blicken?«,
fragte Ismail überrascht.
    Violet nickte. »Ja, bitte. Es ist wichtig, dass ihr
mir glaubt. Ihr seid in Gefahr.«
    »Wir alle?« Es war Angelica, die diese Frage stellte,
und das überraschte Violet. Die Prinzessin war keine Bluttrinkerin, aber jetzt
war nicht die Zeit für Fragen. Sie musste ihre Freunde warnen.
    »Ja.«
    Kurz darauf spürte Violet ein sanftes Eindringen und
bekam sofort Kopfschmerzen. Sie hatte sich lange darin geübt, Bluttrinker
abzublocken, und es war nicht leicht, ihre Verteidigungswälle fallen zu lassen.
Aber sie zwang sich dazu.
    Es gelang ihr sich zu entspannen, und die Schmerzen
ließen nach.
    Erinnerungen stiegen in ihr auf.
    Sie war ein Kind und

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