Unsterbliches Verlangen
verbunden. Das störte ihn nicht im Geringsten. Wer wusste das schon, vielleicht würden sie beide Abel eines Tages für diese Verbindung danken. »Ich frage mich, ob sich diese besonderen Bande erst im Lauf der Zeit entwickelt haben. Denn bisher sind sie mir nie aufgefallen.«
»Hast du je versucht, dich bei ihm einzuklinken?«, fragte Tom.
»Ist mir nie in den Sinn gekommen.«
»Vielleicht ist das etwas, woran du arbeiten solltest«, schlug Gwyltha vor, »wenn ihr wieder zu Hause seid.«
»Kann gar nicht früh genug sein, was mich betrifft.«
»Mir geht’s nicht anders«, sagte Tom. »Elizabeth will unbedingt auch in Zukunft für Antonia arbeiten, aber wenigstens hat sie zugestimmt, ihren Job auf zwei oder drei Tage pro Woche zu reduzieren.« Er schüttelte den Kopf. »Ein merkwürdiger Ort.«
Gwyltha lachte auf. »Aber nicht langweilig, oder?«
»Du findest ihn ja anscheinend sehr faszinierend«, sagte Tom. »Was hast du denn sonst noch herausgefunden, außer der Verbindung zwischen Sam und Justin? Ach ja, wie bist du denn überhaupt darauf gekommen?«
»Sam hat es mir selber erzählt. Gleich nachdem er mir geraten hat, Stella ja nicht wegen möglicher Verletzungen, die dieser Autodieb haben könnte, zur Verantwortung zu ziehen. Und er war äußerst strikt.« Sie lächelte und schüttelte dabei den Kopf. »Ich dachte schon, er nagelt mich darauf fest, aber in dem Moment kam Antonia angewackelt und platzte mit der Nachricht heraus, sie habe sich einen Pelzwechsler angelacht. Und das alles innerhalb der ersten Stunde. Am Morgen darauf wurde es dann richtig interessant. Der Gärtner wollte später kommen und hat Elizabeth eine Voicemail hinterlassen. Ein sehr interessanter Mann übrigens auch. Noch am Morgen hat scheinbar das ganze Dorf geglaubt, er sei mit der Tochter des Pfarrers durchgebrannt, und mittags ist er dann zur Arbeit erschienen. Also doch nicht durchgebrannt, aber eine formellere Art von Beziehung zwischen dem jungen Mann und der Pfarrerstochter scheint doch sehr wahrscheinlich.«
»Himmel!« Tom schüttelte den Kopf. Das alles zu verkraften, strengte ihn sichtlich an. »Der führt was im Schilde, garantiert.«
»Nicht unbedingt«, sagte Gwyltha. »Elizabeth ist der Meinung, man könne ihm vertrauen, und sie ist alles andere als dumm.«
Und wenn er der Pfarrerstochter Avancen machte, würde er wohl doch die Finger von anderen lassen.
»Was nun also?«, fragte er aus Rücksicht auf Gwyltha, obschon er genau wusste, was er vorhatte.
»In Anbetracht der Ängste, die hier allenthalben kursieren, würde ich vorschlagen, ihr kreuzt heute Abend dort auf und begrüßt eure jeweilige Herzdame, als hättet ihr sie seit Wochen vermisst. Stella ist bereit, sofort abzureisen. Elizabeth will womöglich länger bleiben. Sie steckt bis zum Hals in Plänen, würde sich aber vielleicht doch freuen, dich für ein Weilchen bei ihr zu haben.«
»Am besten, wir fahren sofort hin.« Tom war aufgesprungen und schon fast draußen, als Gwyltha den Kopf schüttelte.
»Nein. Haltet euch an den Plan und taucht erst nach dem Abendessen dort auf. Sam weiß, dass ihr nur deshalb hier Stellung bezogen habt, weil ihr euch Sorgen macht. Das macht ihm Angst und die würde nur noch größer, wenn ihr dort aufrauscht wie die Kavallerie in einem Wildwestfilm.«
Sie hatte recht, dachte Justin, aber trotzdem … »Wir bleiben also einfach die nächsten Stunden hier sitzen und fahren dann los?«
»Und holen sie da raus«, murmelte Tom. »Ich hätte nie zulassen dürfen, dass Elizabeth da überhaupt runterfährt.«
Gwyltha hob den Blick himmelwärts und schüttelte den Kopf. »Tom, kapierst du das denn nicht? Wenn sich Elizabeth was in den Kopf gesetzt hat, wirst du sie nicht davon abhalten. Niemals. Sie ist eine eigenständige Frau, und genau deshalb, mein Freund, liebst du sie.«
Tom brummelte was vor sich hin, widersprach aber nicht. Kluges Bürschchen. Gwyltha lag wie so oft auch hier wieder mal goldrichtig, aber was sprach dagegen? Sie war schließlich alt genug. Sie war die Älteste ihrer Kolonie, die Stärkste und die Führerin. Er hatte sie einmal geliebt, und sie hatte ihm das Herz gebrochen, aber nun wusste er, dass seine damaligen Gefühle nur ein Schatten der Liebe gewesen waren, die er für Elizabeth empfand.
Seltsam, wie gut sich alles entwickelt hatte.
Sie saßen schweigend in der Gesellschaft alter Freunde. Justin überlegte schon, ob er noch eine Flasche von Johns exzellentem Port holen sollte, aber die
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