Unsterbliches Verlangen
konnte es ihm kaum verübeln, denn auch sie selbst fand diesen Snack aus Schokoladenkeks, gefüllt mit Schokoladencreme und überzogen mit Schokolade, nahezu unwiderstehlich.
Es musste gut fünf Minuten gedauert haben, bis sie wieder hinausging, den Bon und die Snacks in der Hand, um gerade noch rechtzeitig zu sehen, wie ihr Auto von der Tankstelle abfuhr.
Zum Teufel mit Justins Ermahnungen, ihre Kräfte vor Sterblichen zu verbergen! Ein Blick in Sams ängstliches Gesicht genügte, und Stella rannte los. So schnell, dass ihr kein menschliches Auge folgen konnte. Schnell wie ein gestohlener Jaguar auf einer Landstraße. Nein, schneller. Der Wagen hatte sich an den Straßenverlauf zu halten. Sie konnte Hecken überspringen, Kurven abschneiden und den Wagen überholen und auf die Kühlerhaube aufspringen. Der Fahrer geriet vor Schreck ins Schlingern. Stella presste die Knie gegen die Windschutzscheibe und fasste an die Seite, um die Tür zu öffnen. Der Wagen schlingerte abermals und schleuderte gegen eine Hecke; sie hielt das Gleichgewicht, sprang herunter, riss die Tür auf und schnappte sich den Fahrer.
Er war kreidebleich und zitterte. Geschah ihm recht. Sie zerrte ihn heraus und schüttelte ihn. »Was fällt Ihnen ein? Wie können Sie es wagen, mein Kind in meinem Auto zu entführen? Wagen Sie das nicht noch einmal!«
»Mum! Mum!«, rief Sam. »Hinter uns kommt jemand.«
Verdammt! Was nun? Das Auto war keine fünfzig Meter entfernt. Stella warf den Möchtegerndieb über die Hecke und sprang zurück in den Wagen. Der Schlüssel steckte noch im Zündschloss – wie dumm und leichtsinnig. Diesen Fehler würde sie nicht noch einmal machen. Es war eine Sache von Sekunden, den Wagen neu zu starten, zurückzustoßen und weiterzufahren.
Sie zitterte, aber ihr war klar, dass sie auf Distanz gehen musste. Ohne Orientierung fuhr sie einfach drauflos, rief Sam zu, es sei alles in Ordnung und er solle sich gut festhalten. Sie bog mal hier, mal dort ab, nahm im Eiltempo Haarnadelkurven, rumpelte über einen Bahnübergang und machte schließlich an einem Feldweg halt. Sam sprang über den Sitz nach vorne direkt in ihre Arme. Er war ein wenig zu groß für eine Umarmung auf dem Vordersitz, aber die beiden schafften auch das.
»Ich hatte solche Angst, Mum. Er hat gesagt, wenn ich nicht still bin, bringt er mich um, aber ich wusste, dass du kommst und mich rettest.«
Genau das hatte sie getan, oder nicht? Vielleicht hatte sie dem verhinderten Dieb ein Härchen gekrümmt, aber das scherte sie nicht im Geringsten. Er hatte immerhin versucht, ihr Kind zu entführen. Der Dreckskerl hatte eine Strafe verdient. Hoffentlich war er mitten im Kuhmist gelandet.
»Mum, müssen wir nicht weiter?«, fragte Sam schließlich.
In der Tat. Sobald sie sich orientiert hatte und … »Ich seh mir noch schnell das Auto an, Sammy, ja?«
»Okay.« Er stieg mit aus. »Wow, Mum! Du hast es zu Schrott gefahren!«
»Das war nicht ich, Schatz, sondern der Autodieb.«
»Klar! Aber seine Versicherung kommt nicht dafür auf.«
Ehrlich gesagt, scherte sie sich darum herzlich wenig, als sie aber um das Auto herumging, musste sie doch einräumen, dass Sam nicht ganz danebenlag. Der rechte Kotflügel war zerbeult, beide Scheinwerfer zerschmettert. Bloß gut, dass es Sommer war und bis zum späten Abend hell. Und sie mussten doch fast da sein. Das hoffte sie zumindest. Sie war schätzungsweise acht, vielleicht auch fünfzehn Kilometer vom Unfallort entfernt und noch ein paar mehr von der Tankstelle. Mithilfe der Wegweiser müsste sie doch auf Nebenstraßen sicher nach Bringham kommen?
Sie erreichten Bringham fast eine Stunde später, nachdem sie mehrmals nach dem Weg gefragt hatten – ihre wilde Verfolgungsjagd und die darauffolgende Flucht war genau entgegengesetzt verlaufen – und so manche spitze Bemerkung über den Zustand ihres Fahrzeugs hatten einstecken müssen. Sie würde Justin und die Versicherung anrufen müssen, um den Schaden beheben zu lassen. Morgen. Im Moment sehnte sie sich nach nichts mehr, als endlich im Bringham Manor Hotel anzukommen, ihre Freunde wiederzusehen und Sam fest in die Arme zu schließen.
Um mit ihrem Fleischkonsum nicht zu sehr aufzufallen, hatte sich Elizabeth in verschiedenen Läden in Horsley, Effingham und Bringham eingedeckt, und auch einem Treffen mit Mitgliedern des ehemaligen Zirkels stand so gut wie nichts mehr im Weg. Sie war ganz zufrieden mit dem Vormittag.
Die Arbeiter waren noch eifrig mit ihren
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