Unsterbliches Verlangen
gab einen obskuren Anruf aus Bringham«, sagte Detective Inspector Warrington, als Jeffers einen Stapel Post hereinbrachte.
»Letzte Nacht sind dort angeblich UFOs und Außerirdische gelandet. Ein Wilderer wurde verhaftet. Verdacht auf illegalen Waffenbesitz. Und es wurden interessanterweise zwei Gewehre mitten durchgebrochen, wie es heißt, durch außerirdische Mächte.«
»Alles klar.« Warrington griff nach dem obersten Umschlag. »Als Nächstes alarmiert man uns noch wegen Kornkreisen!«
»Aber hoffentlich nicht bei diesem Wetter«, fügte sie mit einem Grinsen hinzu.
Jeffers war gegangen und hatte ihre Fröhlichkeit mit sich genommen, als er den Bericht der Gerichtsmedizin bezüglich des Falles von Bringham zu lesen begann. Seine lange Praxis hatte ihn gelehrt, die Details zu überfliegen und sich auf die wichtigen Punkte zu konzentrieren: weiblich, weiß, zwanzig bis fünfundzwanzig Jahre alt, eine oder mehrere Geburten. Todesursache: Strangulation. Gewebeproben zur Untersuchung auf Spuren von Gift entnommen. Geschätzte Liegezeit fünfzehn bis zwanzig Jahre, vielleicht länger. Präzisere Angaben unmöglich. Keine offenkundigen gesundheitlichen Störungen. Kein Schmuck oder andere zur Identifizierung beitragende Gegenstände. Zahnbefund beiliegend.
Vor zwanzig Jahren also wurde eine gesunde, hübsche junge Frau stranguliert und in einem alten Luftschutzbunker verscharrt. Ein paar Anhaltspunkte gab es immerhin. Sicherheitshalber dehnte er den Zeitrahmen auf eine Spanne zwischen zwölf und fünfundzwanzig Jahren aus und forderte sodann eine Liste aller im fraglichen Zeitraum als verschwunden gemeldeter Personen an, auf die die vorliegende Beschreibung zutraf.
Gerade war irgendjemandes verschwundene Mutter, Tochter oder Ehefrau gefunden worden. Seine Aufgabe war es, die Hinterbliebenen ausfindig zu machen und den Mörder zu ermitteln. Unter Umständen könnte das Wochen oder Monate in Anspruch nehmen, aber zuvor würde er niemals ruhen. Wenigstens im Tod sollte dieser armen, namenlosen jungen Frau Gerechtigkeit widerfahren.
17
Im Laufe des Vormittags traf ein mit Klapptischen, Stühlen und beweglichen Trennwänden voll beladener Lieferwagen ein. »Mir wurde gesagt nächste Woche«, sagte Antonia zu dem Fahrer, während dieser zusammen mit einem Gehilfen einen Karton nach dem anderen auslud.
»Wir hatten die Sachen wider Erwarten doch vorrätig.«
»Ich glaube, Sie wollten eher sehen, wo man die Tote gefunden hat, hm?«
Der Typ zuckte mit den Schultern und grinste. »Verpfeifen Sie mich bloß nicht im Büro, aber ein bisschen Neugier ist doch normal, oder?«
Mitnichten, und beinahe hätte sie ihm das auch gesagt. Manchmal fehlte ihr einfach jegliches Verständnis für Sterbliche. »Ich freu mich trotzdem über die prompte Lieferung. Stellen Sie die Sachen hier ab.« Sie wies auf das ehemalige Wohnzimmer. »Wenn Sie Unmengen von Absperrband interessant finden, gehen Sie um das Haus herum auf die andere Seite. Eine Chance, irgendwo ranzukommen, haben Sie nicht.«
»Alles klar«, erwiderte er. »Sean«, rief er seinem Kollegen am Auto zu, »die Kisten kommen ins Haus.«
Viel schneller wäre es gegangen, wenn sie ihm und Sean einfach befohlen hätte, im Auto sitzen zu bleiben, und stattdessen Stella um Hilfe gebeten hätte, aber Antonia war an ein Leben unter Sterblichen zu lange gewöhnt, und diese beiden waren echt sehenswert. Zwischen ihren wechselseitigen Zurufen – »Da rüber, Sam«, »Höher, Greg« und »Langsam hierher« – nahmen sie sich ausgiebig Zeit, um sich umzuschauen.
»Schön geworden, alle Achtung«, sagte Sean in einer Verschnaufpause.
»Sie kennen das Haus von früher her?«, fragte Antonia.
»Nicht richtig. Ich war mal hier, als ich klein war. Meine Oma hat bei den Underwood-Damen geputzt. War ein Graus, für sie zu arbeiten, hat sie gesagt.« Dass das vielleicht taktlos war, schien ihn nicht zu interessieren. »Die waren wirklich seltsam. Meistens haben sie über irgendetwas furchtbar gestritten, hat meine Oma gesagt.« Er schüttelte den Kopf darüber, wie merkwürdig exzentrische alte Damen sein konnten.
»Wie lange könnte das denn her gewesen sein?« Eine ziemliche Suggestivfrage, aber warum nicht?
»Lassen Sie mich überlegen. Ich war ein kleiner Junge, sieben, oder vielleicht acht. Es ist also gut zwanzig Jahre oder mehr her, als sie angefangen hat, hier zu arbeiten. Sie blieb ein paar Jahre und ließ es dann sein. Sie kam auch schon in die Jahre, und die Damen wurden
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