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Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katryn Smith
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hast mich hergebracht. Die Sicherheit aller in diesem Haus lastet auf deinen gebrechlichen Schultern. Das Mindeste, was du für mich tun kannst, ist, eine Ader für mich zu öffnen - oder, besser noch, mich sie für dich öffnen zu lassen.«
    Speichel sammelte sich auf seiner Zunge, und sein Kiefer kribbelte vor Erregung.
    Als Molyneux ihn ansah, erkannte Chapel das sich spiegelnde Feuer seiner Augen in denen des alten Mannes. »Es dauert mich, wie du leidest, Chapel, aber du willst das nicht tun.«
    »Will ich nicht?« Chapel lachte tief und leise. »0 doch, ich will! Das weißt du.«
    »Du bist kein Monstrum, kein Mörder.«
    »Mörder? Ich will dich nicht umbringen, Molyneux. Ich will lediglich mehr, als du mir gegeben hast, du kleiner Quälgeist.« Er verlor zusehends die Beherrschung, was sich gut anfühlte. »Ich will, was du mir verweigert hast.«
    »Nichts habe ich dir je verweigert. Es war deine Entscheidung, dich nicht mehr von Menschen zu nähren deine Wahl. Du hast einen Schwur geleistet. Willst du ausgerechnet jetzt wieder damit anfangen, wo wir uns um solch wichtige Angelegenheit zu kümmern haben?«
    Chapel zitterte, so sehr strengte er sich an, seine Zähne nicht in Molyneux' Hals zu graben. Er könnte ihn töten, wenn er von ihm trank, das wusste er. Das letzte Mal war viel zu lange her, als dass er beizeiten wieder aufhören könnte, hätte er erst einmal angefangen. Eher bedürfte es einer ganzen Gruppe, um seinen Durst zu stillen, wenn er ihm erst einmal nachgab - zum Beispiel der Dinnergäste der Rylands.
    Prudence. Der Gedanke an sie sollte ihn eigentlich in Raserei versetzen, doch stattdessen durchfuhr es ihn eiskalt und trieb den Dämon weit genug zurück, dass Chapel sich wieder fangen konnte. Er könnte niemanden töten, der Prudence lieb und teuer war. Schon gar nicht könnte er ihr ein Leid zufügen. Keiner von ihnen sollte erfahren, was er war, insbesondere Pru nicht. Warum, war egal, er klammerte sich einfach an diesen Gedanken und bezwang damit fürs Erste den Teufel in sich.
    Langsam ließ er Molyneux los, strich seinem Freund das Jackett glatt und wandte sich von ihm ab. Dann nahm er den Stöpsel aus dem Fläschchen und schüttete sich den Inhalt in die Kehle. Danach war sein Hunger gelindert, und sein Verlangen nach mehr verstummte vorerst.
    »Es tut mir entsetzlich leid«, sagte er, ohne sich umzudrehen.
    »Mir auch. Ich hatte keine Ahnung, wie schwierig das für dich sein würde.«
    Chapel lachte bitter. »Ich schon.«
    Ein drückendes Schweigen legte sich über sie, während Molyneux ihm schrittweise näher kam. Der alte Priester hatte fürwahr Mut. »Vielleicht haben wir das alles falsch angestellt, mein Freund.«
    »Wie meinst du das?«
    »Möglicherweise kannst du dich nur unter Kontrolle halten, indem du dich an Menschen nährst.«
    »Aber das ist eine Sünde, wie du wohl weißt!«
    »Nicht, wenn du sie nicht tötest. Und es gibt so viele Menschen da draußen, die nicht unschuldig sind - Mörder, Diebe ...«
    Chapel grinste hämisch. »Protestanten?«
    Pater Molyneux schürzte die Lippen. »Du weißt genau, was ich sagen will.«
    »Ja, ich weiß, und es ist nett gemeint, aber eine Sünde ist eine Sünde, alter Freund.«
    »Möglicherweise ist es keine Sünde. Möglicherweise ist es der einzige Weg, wie du deine Menschlichkeit bewahren kannst. Vielleicht sind deine Kräfte göttlich, nicht böse.«
    »Bist du betrunken? Was zum Teufel redest du da?«
    »Du bist, wie Er dich vorsah. Wir beide können nicht behaupten, Seinen Plan zu kennen, aber wenn menschliches Blut dir Kraft gibt, dann sollst du es vielleicht auch bekommen.«
    »Du bist wahnsinnig.« Diese Worte richtete er an Molyneux' Rücken, denn der Priester war schon auf dem Weg zur Terrassentür.
    Er blieb jedoch stehen und schenkte Chapel noch ein väterliches Lächeln. »Nein, ich bin alt. Mir waren viele Jahre vergönnt, um zu diesem Schluss zu gelangen. Und du kämst vielleicht zu demselben, würdest du einmal lange genug aufhören, dich selbst zu kreuzigen, und in Ruhe nachdenken.«
    Dann war Chapel mit der schockierenden These des Priesters allein. Und er war derart erschrocken, dass er gar nicht bemerkte, wie weit seine Zigarette heruntergebrannt war, bis er roch, dass seine Haut versengt wurde.

    Marcus rannte gleich nach der kurzen Unterhaltung mit Chapel hinauf in sein Zimmer. Seine Gedanken überschlugen sich, und sein Herz raste, als er die Tür hinter sich schloss.
    Allein in seinem Gemach auf Rosecourt,

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