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Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katryn Smith
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begegnete dem fragenden Blick des jungen Mannes.
    »Gibt es sonst noch etwas, Mr. Grey?«
    Da war keine Furcht in seinen blauen Augen, vielmehr Faszination und Neugier. Wenn er ehrlich sein sollte, fand Chapel das gleichermaßen besorgniserregend wie erfrischend.
    »Miss Ryland erzählte mir, Sie seien eher ein Nachtmensch, Mr. Chapel. Falls Sie sich die Ausgrabungsstelle ansehen möchten, nehme ich Sie gern einmal abends mit dorthin und zeige Ihnen, welche Fortschritte wir machen.«
    War Marcus Grey extrem höflich oder extrem dumm? So oder so fiel Chapel eine Antwort schwer. »Danke. Das wäre sehr freundlich.«
    Er müsste Molyneux mitnehmen - jemanden, der ihn pfählen könnte, sollte er sich auf Marcus' Hals stürzen. Der junge Mann ahnte ja nicht, wie aufdringlich er sich hier anbot.
    Oder aber doch.
    Marcus' Stimme ließ ihn erstarren, als er sich erneut zum Gehen gewandt hatte. »Wissen Sie zufällig etwas über eine Söldnergruppe, die während der Razzien gegen die Templer von König Philip ausgesandt wurde, um den Heiligen Gral zu finden?«
    Seine Überraschung wich einem tiefen Schmerz, als Bilder in seinem Kopf auftauchten, gegen die er nicht gewappnet war - von ihrer Sechsergruppe, die so kühn und voller Leben gewesen war. So selbstsicher und dumm.
    »Ja«, sagte er heiser und verfluchte sich dafür, »ich weiß von ihnen.« Die Frage war: Wie in aller Welt konnte Marcus Grey von ihnen wissen?
    Er vernahm Schritte hinter sich. Mr. Grey kam näher. Bei Gott, war dieser junge töricht! Chapel drehte sich nicht um. Er sollte es tun, aber er wusste, dass Marcus Grey ihn sehr verändert fände.
    »Wissen Sie etwas über einen Mann namens Dreux Beauvrai?«
    Chapel schloss die Augen. Kaum dass er Dreux' Gesicht vor sich sah, wurde ihm der Brustkorb eng. Ob er etwas über ihn wusste? Beinahe hätte er ein bitteres Lachen ausgestoßen. Gott, ja!
    Jetzt drehte er sich um und kontrollierte dabei sein Gesicht, so gut er konnte. »Ja, ich weiß von ihm.«
    Wieder strahlte Marcus. »Dann möchte ich dringend mit Ihnen reden. Über diese Söldner zu forschen, insbesondere über Beauvrai, ist mir schon fast zur Obsession geworden.«
    War das bloß ein Zufall oder etwas Finstereres? Wollte Gott ihn womöglich auf diese Art peinigen? Molyneux würde vermutlich sagen, Chapel könnte so seine Dämonen austreiben, aber er wusste es besser. Für ihn gab es keine Erlösung - noch nicht.
    »Selbstverständlich. Falls ich Ihnen neue Informationen geben kann, ist es mir ein Vergnügen, das zu tun. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen.«
    Grey schien peinlich berührt. »Ja, natürlich. Verzeihen Sie, dass ich Sie aufhielt.«
    Irgendwie schaffte Chapel es zu lächeln. »Da bedarf es keiner Entschuldigung. Guten Abend, Mr. Grey.«
    Mit diesen Worten ließ er den jungen Mann stehen und ging durch die Glasflügeltüren des Speisesalons hinaus auf eine kleine Terrasse, von der aus man in den Garten gelangte. Er war allein.
    Draußen war es still, und die Luft roch nach Meer, Sand, Tieren und Blumen. Er zündete sich eine Zigarette an, um den Rest menschlichen Dufts aus seiner Nase zu vertreiben.
    Das hier war schwieriger, als er es sich je ausgemalt hatte. Gott musste ihn fürwahr auf die Probe stellen.
    Ein leises Geräusch ließ ihn aufmerken. Dann fühlte er etwas Vertrautes. Molyneux.
    »Mon ami, geht es dir gut?«
    Chapel zuckte nur mit den Schultern. Nein, es ging ihm nicht gut. Seine Reißzähne waren weit genug hervorgetreten, dass sie ihn in die Unterlippe stachen, und er fühlte, wie der Hunger in ihm nagte.
    Molyneux kam zu ihm, und Chapel fühlte eher, wie sein Freund die Hand öffnete, als dass er es sah. Er blickte hinunter.
    Molyneux bot ihm ein kleines Fläschchen an. Was darin war, wusste Chapel sofort, obwohl das Behältnis größer war als die üblichen Röhrchen.
    »Es ist sehr hart für dich, non?«
    »Oui.« Seine Hand zitterte leicht, als Chapel nach dem Fläschchen griff. Sobald seine Finger sich darum schlossen, überkam ihn etwas.
    Nein, nicht etwas. Das. Die kleine Flasche in der Hand, wandte er sich mit übernatürlicher Schnelligkeit zu dem Priester, packte Molyneux bei den Schultern und drängte ihn in den Schatten, wo er ihn gegen die warme Mauer drückte.
    Der Pater riss die Augen auf. »Chapel, was tust du?«
    »Du verführst mich mit Röhrchen und Fläschchen.« Chapel schüttelte die Flasche vor Molyneux' Gesicht. »Du wusstest, wie es für mich sein würde, nicht wahr, alter Mann? Du

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