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Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katryn Smith
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ihr Mitgefühl stillschweigend hin.
    Prudence indessen lächelte nur und wandte sich Molyneux zu. »Und waren Sie einer von diesen guten Patern?«
    Nun, das war eine Frage, die in anderen Kreisen für schallendes Gelächter gesorgt hätte. Wenn einer von ihnen beiden den anderen zum Mann heranwachsen gesehen hatte, dann wohl eher Chapel den Priester als umgekehrt.
    »Ja«, antwortete der Priester mit einem schelmischen Blitzen in den Augen, als er Chapel zugrinste. »Aber ich zeichne ausschließlich für seine Tugenden verantwortlich, Miss Ryland.«
    Amüsiert sah sie wieder zu Chapel. »Oho, das würde ja andeuten, dass Sie Laster haben, Mr. Chapel. Pater Molyneux würde uns doch ganz sicher nicht irreführen wollen.«
    Chapel nippte an seinem Wein. »Der gute Pater wird Sie leider Gottes in jeder Weise irreführen, die mir unangenehm sein könnte, Miss Ryland, so wie es Familienmitglieder untereinander bisweilen gern zu tun pflegen.«
    Alle vier Ryland-Schwestern lachten und fingen an, entsprechende Anekdoten über sich zum Besten zu geben, worüber Chapel froh war, denn er war es nicht gewohnt, im Mittelpunkt des Interesses zu stehen. Ganz zu schweigen davon, dass seine menschliche Fassade noch genauerer Prüfung nicht lange standhalten würde.
    Während des Desserts bot Thomas Chapel und Molyneux an, seine Bibliothek nach Belieben für private wie berufliche Zwecke zu nutzen. Chapel erwähnte nicht, dass Prudence ihm schon reichlich Bücher gebracht hatte. Dass eine unverheiratete Dame allein zu seinem Zimmer kam, war nichts, was ein Gentleman beim Dinner verkündete.
    Zu überhaupt keiner Zeit oder Gelegenheit sollte ein Gentleman derlei verkünden.
    Nach dem Dessert, als Chapel gerade dachte, er könnte der Enge des Hauses entfliehen und nach draußen gehen, wo es nicht so aufdringlich nach menschlichem Leben duftete, kam Marcus Grey auf ihn zu.
    Der Mann war jung, gutaussehend, sterblich und verbrachte sehr viel Zeit mit Pru. Folglich gab es für Chapel wenig Anlass, ihn zu mögen. Allerdings erschloss sich ihm auch kein Grund, weshalb er ihn verachten sollte, abgesehen davon, dass Chapel gern wie er wäre, und sei es nur für einen einzigen Tag. Wobei Tag naturgemäß der entscheidende Punkt war.
    »Mr. Chapel«, sagte der junge Mann leise und seltsam ehrfürchtig, »wie ich von Miss Ryland höre, verfügen Sie über ein umfängliches Wissen, was den Gral betrifft.«
    »Nun, umfänglich wäre wohl anmaßend, aber ich weiß ein wenig darüber.« Also hatte Pru über ihn gesprochen? Aha.
    »Was würden Sie denn als Ihr Fachgebiet bezeichnen?«
    »Mittelaltergeschichte.« Es war die Antwort, die ihm spontan einfiel.
    »Haben Sie zufällig genauere Kenntnis über den Templerorden und seine Vertreibung aus Frankreich?«
    Würde er wie ein normaler Mensch atmen und schlucken, hätte Chapel sich in diesem Moment gewiss verschluckt. Ob er etwas wusste? Zählte eventuell, selbst dabei gewesen zu sein? Selbstverständlich konnte er Mr. Grey nicht sagen, dass er einer von König Philips Soldaten gewesen war.
    »Ähm, ja. Ich bin mit den Geschichten vertraut, welche die Templer umgeben.«
    Marcus' blaue Augen strahlten, und seine Wangen röteten sich. Sogleich roch Chapel das warme Blut, wie es durch den Körper des jungen Burschen gepumpt wurde, als sein Herz schneller schlug. Sein Kiefer begann zu kribbeln. Wenngleich er sich in keinster Weise sexuell von diesem Mann angezogen fühlte, hatte der Dämon in ihm doch keine Geschlechterpräferenzen, wenn es um Nahrung ging.
    »Vielleicht könnten wir uns während Ihres Aufenthaltes hier einmal ausführlicher über die Templer unterhalten.«
    Chapel nickte. Dann sollte er vorher sicherstellen, wohlgesättigt zu sein. »Mit Freuden!« Vorausgesetzt, er enthüllte nicht zu viele Informationen, deren Herkunft er nicht erklären konnte.
    Als er gehen wollte, hielt der junge Mann ihn zurück, indem er ihm eine Hand auf den Arm legte. Chapel starrte auf die bronzenen Finger an seinem schwarzen Gehrock. Marcus Grey hatte nicht die Hände eines Gelehrten, sondern die vernarbten, schmutzigen eines Kriegers. Bei diesem Anblick erinnerte Chapel sich an jene Zeit, als seine Hände genauso ausgesehen hatten, als er nichts weiter gebraucht hatte als sein Schwert und seine Freunde.
    Sein Blick musste Mr. Grey verunsichert haben, denn dieser zog seine Hand rasch wieder weg und wich sogar einen Schritt zurück, wie man es bei einem wilden Hund tut. Wider besseres Wissen sah Chapel auf und

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