Unsterbliches Verlangen
Hatte sie das geplant? Und was genau wollte sie von ihm? Wollte sie ihn oder was sie dachte, das er ihr geben könnte?
»Ich werde Sie nicht verwandeln, nicht so.«
Sie lächelte, seine Daumenspitze an ihrer Unterlippe. »Armer Chapel, so misstrauisch! Ist Ihnen jemals der Gedanke gekommen, dass ich vielleicht versuche, Sie zu verführen, nicht Sie zu benutzen?«
Bevor Chapel sie aufhalten konnte, öffnete Pru ihren süßen Mund und umfing seine Daumenspitze mit ihren Lippen. Ihre warme Zunge streichelte seine Haut, und sein Herz hörte auf zu schlagen.
Ihn verführen? Sie brachte ihn um!
Und es war ein Tod, den er mit Freuden annahm.
Kapitel 18
Chapels Haut schmeckte warm und salzig, sein Blut ein klein wenig metallisch und sehr süß. Nichts daran war abstoßend, ganz im Gegenteil, es war sogar höchst erregend. Sie nahm einen Teil von ihm in sich auf, etwas, das ihr nie wieder genommen werden konnte. Zu wissen, was er war, zu wissen, dass Blut so maßgeblich für sein Überleben war - es war, als würde sie sich ihm auf eine Weise verbinden, die noch weit tiefer ging als jeder Liebesakt.
Sie öffnete den Mund und gab seinen Daumen frei. Nur wenige Sekunden waren vergangen, aber sie hatten sich wie eine Ewigkeit angefühlt.
Langsam bewegte seine Hand sich von ihr weg. Chapel beobachtete sie, als rechnete er damit, dass sie jeden Moment in Flammen aufging. Dann blickte er wieder in Prus Gesicht auf, die Augen weit aufgerissen und voller Schmerz. Er sah so verletzlich aus, so gerührt und zugleich entsetzt. Wie sollte sie ihm begreiflich machen, dass sie auch bei ihm wäre, selbst wenn sie etwas zu verlieren hätte?
»Warum?«, flüsterte er atemlos.
Pru neigte den Kopf und legte eine Hand an seine Wange. Armer, armer Chapel! »Weil ich ein klein wenig von Ihnen mitnehmen möchte, wenn ich gehe.«
Er wusste, was sie mit »gehen« meinte. War es möglich, dass er noch verwundeter wirkte? »Ich würde nicht mehr nehmen - nicht, wenn Sie in den H Himmel kommen wollen.« Er runzelte die Stirn und schluckte angestrengt.
Es rührte an Prus Herz, zu sehen, wie nahe ihm ihr Tod ging. Sie trat noch dichter zu ihm, bis sie nichts als ein Hauch Nacht mehr trennte, weniger Raum, als ein Atemzug einzunehmen vermochte.
»Ich würde Ihnen gern etwas geben, das Sie mitnehmen können«, sagte sie leise und drückte ihre Hand flach auf seine Brust. Dabei sah sie ihm in die Augen. Was, wenn er sie abwies?
Aus seinem Stirnrunzeln wurde blanker Schrecken. Er schüttelte den Kopf, dass sein goldenes Haar aufflog. »Nein, Pru, ich werde Ihr Blut nicht nehmen.«
Ihre Finger auf seinem Mund brachten ihn zum Schweigen. »Das ist es nicht, was ich will.«
Er blinzelte, und seine Augen, die eben noch geleuchtet hatten, wurden dunkler, als er begriff, was sie meinte.
»Sie sagten, Sie würden mir helfen, die Dinge zu tun, die ich mir wünsche«, erinnerte sie ihn und ließ ihm keine Chance, sich ihr auf der Stelle zu versagen. Ihre Beine streiften seine, sein Oberkörper presste sich gegen ihre Brust, während sie die winzige Distanz zwischen ihnen schloss. »Ich möchte Leidenschaft kennenlernen, Chapel. Ich will wissen, wie es ist, einen Liebesakt zu erleben mit Ihnen.«
Wie blass er in der Dunkelheit war! Seine Lippen waren leicht geöffnet, doch kein Ton kam heraus, als er seine Hand auf ihre drückte und sie an der Stelle festhielt, an der sein Herz anscheinend Mühe hatte weiterzuschlagen. Und er sah aus, als hätte sie ihm gerade einen Dolch zwischen die Rippen gestoßen.
»Tun Sie mir das nicht an. Bitte! Ich möchte Ihnen nicht weh tun.«
Weh tat er ihr jetzt, indem er zuließ, dass sie seinen Schmerz sah. »Ich will auch nicht, dass Sie mir weh tun. Ich möchte, dass Sie mich lieben.«
»Pru ...«
Sie fiel ihm ins Wort. »Ich will, dass Sie den Liebesakt mit mir vollziehen. Wann wurden Sie das letzte Mal von jemandem geliebt, Chapel?«
Waren das Tränen in seinen Augen, oder täuschte das Mondlicht? »Noch nie«, antwortete er kaum hörbar.
Nein, die Tränen waren in ihren Augen. »Dann lassen Sie sich von mir lieben, bitte!«
Seine freie Hand legte sich an ihre Wange, während die andere immer noch ihre auf seiner Brust hielt. »Ich bin sicher, dass ich nichts tat, Sie zu verdienen, mon ange, aber ich bin nicht stark genug, Sie abzuweisen, obwohl ich dafür zweifellos verdammt werde.«
Pru wollte etwas erwidern, bekam jedoch keine Gelegenheit mehr dazu, denn ehe sie etwas sagen konnte, lagen seine Lippen
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