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Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katryn Smith
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bieten oder vor Samt, wo wir schon einmal dabei sind?«
    War das Mitleid in den Augen des alten Mannes? »Er wird zurechtkommen. Von Saint haben wir nichts zu befürchten, auch wenn ich nicht vorhabe, ihm nahe genug zu kommen, um meine Theorie zu beweisen. Du bist uns weit nützlicher, wenn du hierbleibst.«
    »Du hast selbst gesagt, dass der Orden diese Gegend längst verlassen hat.« Und Chapel übersah nicht, dass sein Freund ihm keine Erklärung dafür gab, weshalb er ihn bat zu bleiben.
    Molyneux sah ihn ein wenig traurig - und weise - an. »Aber bist du dir dessen hinreichend sicher, um Miss Ryland und ihre Familie ungeschützt zurückzulassen?«
    Der Gedanke traf ihn wie ein Hieb. Molyneux kannte ihn zu gut. Er wusste, dass Chapel außerstande wäre, Pru zu verlassen, solange die geringste Chance bestand, dass sie gefährdet sein könnte.
    »Nein, aber wir beide wissen, wie unwahrscheinlich es ist, dass der Orden zurückkommt.«
    »Wohl wahr.« Molyneux sah ihn ruhig an. »Doch die Rylands sind nicht die Einzigen, um die ich mich sorge.«
    Chapel betrachtete ihn verwundert. »Du machst dir Sorgen um mich?«
    Der Priester nickte. »Ich sehe, wie viel sie dir bedeutet, mon ami. Und ich weiß, was du mit dem Mann tun würdest, der sie vergiftete und ihre Familie angriff.«
    Er würde ihn töten, qualvoll und langsam. Die Kirche indessen würde ihn nicht tot wollen. Sie wollte herausfinden, was er plante und wie tief die Wurzeln seines Ordens reichten. Chapel verstand das, wenngleich es ihm nicht gefiel.
    »Ohne dein Blut ...« Es war ein hilfloser Versuch, sich an das Vertraute zu klammern.
    »Ich denke, wir wissen beide, dass du dich darum allein kümmern kannst.« Molyneux' Ton war nicht vorwurfsvoll, sondern sachlich.
    Chapel runzelte die Stirn. Er hatte keine weiteren Einwände mehr vorzubringen. »Wirst du mich auf dem Laufenden halten?«
    Nun war der Priester wieder ganz Freundlichkeit und Verständnis in Person. »Oui. Und wenn du gebraucht wirst, schicke ich nach dir.«
    »Ich werde bereit sein.«
    »Das hoffe ich nicht, mon ami.«
    Entsetzliche Angst krampfte Chapel den Magen zusammen, als ihm klarwurde, was sein Freund meinte. Molyneux kannte die Wahrheit genauso gut wie er.
    Das Einzige, was ihn bereit machen könnte, Rosecourt zu verlassen, wäre Prus Tod.
    »Wann reist Pater Molyneux ab?«
    Chapel und Pru schlenderten durch die einsame Stille des Gartens. Grillen zipten ihr sanftes Lied, und in der Ferne rief eine Eule. Noch weiter weg, am Strand, schlugen die Wellen gegen das Ufer und streuten ihr Salzaroma bis hierher.
    »Morgen.« Er blieb stehen, als sie die Tür zum Gewächshaus öffnete, und folgte ihr hinein.
    »Werden Sie ihn vermissen?«
    Das warme feuchte Klima war angenehm, und Blumenduft erfüllte die Luft. Mindestens ein Dutzend Tische voller eingetopfter Blumen und Pflanzen standen hier, und an den Wänden rankten sich größere Gewächse.
    »Natürlich«, antwortete er. Ein Rosenspalier erregte seine Aufmerksamkeit. »Aber es ist ja nicht so, als würden wir uns nicht wiedersehen.«
    »Glauben Sie, Sie und ich werden uns je wiedersehen?«
    Er wandte sich zu ihr. Statt ihn anzusehen, blickte sie auf einen fernen Punkt in der Dunkelheit. Das war unwahrscheinlich, und sie wusste es. Verdammt! »Wie meinen Sie das?«
    Nun erst drehte sie sich zu ihm, und er erkannte ihr trauriges Lächeln. »Eines Tages im Himmel.«
    Chapel schluckte, aber der Kloß in seinem Hals rührte sich nicht. »Das wäre schön.«
    Ein kleiner Laut entfuhr ihr, der sich wie ein Lachen anhörte, jedoch zu spöttisch und verächtlich wirkte, um echt zu sein. »Ich will nicht als Jungfrau sterben.«
    Ihr schockierendes Geständnis ließ ihn wie einen jungen zusammenfahren. Ein scharfes, reißendes Gefühl fuhr ihm durch die Daumenspitze, als er die Hand von den Rosen zurückzog.
    Es war hell genug, dass sie gesehen hatte, wie er zusammenzuckte. Und zweifellos hatte sie auch sein leises Fauchen gehört.
    Sie kam zu ihm, bis sie unmittelbar vor ihm stand, und blickte ihn fragend an. »Was ist passiert?«
    »Nichts. Ein Dorn.«
    Sie nahm seine Hand in ihre deutlich kleinere, schmalere. Ihre Berührung war so leicht und köstlich wie die Abenddämmerung, und sie behandelte ihn, als wäre er wertvoll, etwas Besonderes, keine Kreatur, die ihr Leben auslöschen könnte wie eine Kerzenflamme.
    Dann hob sie seine Hand an ihren Mund. Er wusste, was sie vorhatte, und es ängstigte ihn gleichermaßen, wie es ihn enttäuschte.

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