Unten Am Fluss - Watership Down
Betracht zog, war die Patrouille in guter Ordnung weitergezogen, und Groundsel, der stellvertretende Kommandeur, hatte sich bewährt. Aber von dem fremden Kaninchen war nichts mehr gesehen worden; und der Verlust Mallows, ohne daß man etwas dafür vorweisen konnte, hatte die Owsla aufgebracht und ziemlich demoralisiert.
Andere Patrouillen waren sofort hinausgeschickt worden, aber alles, was sie festgestellt hatten, war, daß die Kaninchen vom Norden den Eisenweg überquert hatten und nach Süden verschwunden waren. Es war unerträglich, daß sie so nahe an Efrafa vorbeigekommen und ihres Weges gegangen sein sollten, ohne wahrgenommen worden zu sein. Selbst heute noch bestand die Möglichkeit, sie zu erwischen, wenn nur ein wirklich unternehmungslustiger Offizier mit der Suche betraut werden konnte – Hauptmann Campion vielleicht –, denn Patrouillen überquerten selten den Eisenweg, und das nasse Land dahinter – das Land am Fluß – war nur teilweise bekannt. Er wäre selbst gegangen, aber bei den kürzlichen Disziplinarschwierigkeiten im Gehege konnte er das Risiko nicht eingehen; und Campion konnte jetzt kaum entbehrt werden. Nein – so ärgerlich es auch war, die Fremden wurden im Augenblick am besten vergessen. Das erste war, die Owsla-Verluste zu ersetzen – und vorzugsweise mit Kaninchen, die wußten, wie man bei weiteren Anzeichen von Meinungsverschiedenheiten rücksichtslos verfuhr. Sie würden einfach die besten, die sie hatten, befördern, eine Weile zurückstecken und sich auf die Ausbildung konzentrieren müssen, bis die Lage wieder normal war.
Woundwort begrüßte Hauptmann Chervil ziemlich geistesabwesend und ließ sich das Problem weiter durch den Kopf gehen.
»Wie sind deine Wachtposten, Chervil?« fragte er schließlich. »Kenne ich welche von ihnen?«
»Ein guter Haufen, Sir«, erwiderte Chervil. »Ihr kennt Marjoram – er war mit Euch als Läufer auf Patrouille. Und ich glaube, Ihr kennt Moneywort.«
»Ja, ich kenne sie«, sagte Woundwort, »aber sie gäben keine Offiziere ab. Wir müssen Charlock und Mallow ersetzen, daran liegt mir.«
»Das ist schwierig, Sir«, sagte Chervil. »Diese Art Kaninchen hopst nicht aus dem Gras.«
»Nun, aus irgendwas müssen sie hopsen«, sagte Woundwort. »Überlege dir das und erzähle mir von jeder neuen Idee, die dir kommt. Jedenfalls möchte ich jetzt deine Wachtposten inspizieren. Komm mit, bitte.«
Sie wollten sich gerade in Marsch setzen, als ein drittes Kaninchen näher kam – kein anderes als Hauptmann Campion selbst. Es war Campions Hauptaufgabe, die Umgebung von Efrafa morgens und abends zu durchsuchen und alles Neue zu melden – die Autoreifenabdrücke eines Traktors im Schmutz, den Mist eines Sperbers oder die Ausstreuung eines Düngemittels auf einem Feld. Als erfahrener Spurenleser blieb ihm wenig oder nichts verborgen, und er war eines der wenigen Kaninchen, für die Woundwort echte Achtung empfand.
»Willst du mich sprechen?« fragte Woundwort zögernd.
»Nun, ich glaube, ja, Sir«, erwiderte Campion. »Wir haben ein hlessi aufgelesen und hereingebracht.«
»Wo war er?«
»An der Unterführung, Sir. Auf dieser Seite.«
»Was machte er?«
»Nun, Sir, er sagt, er sei einen langen Weg gekommen, um sich Efrafa anzuschließen. Daher dachte ich, daß Ihr ihn vielleicht sprechen wolltet.«
»Sich Efrafa anzuschließen ?« fragte Woundwort verdutzt.
»Das sagte er, Sir.«
»Warum kann der Rat ihn nicht morgen sehen?«
»Wie Ihr wünscht natürlich, Sir. Aber mir fällt auf, daß er ein bißchen ungewöhnlich ist. Ich würde sagen, ein besonders nützliches Kaninchen.«
»Hmm«, sagte Woundwort überlegend. »Na schön. Ich habe nicht viel Zeit. Wo ist er jetzt?«
»Am Crixa, Sir.« (Campion meinte den Kreuzungspunkt der beiden Saumpfade, der etwa fünfzig Meter entfernt zwischen den Bäumen lag.) »Zwei meiner Polizeistreifen sind bei ihm.«
Woundwort ging zum Crixa zurück. Chervil, der bei seinem Kennzeichen Dienst hatte, blieb, wo er war. Campion begleitete den General.
Zu dieser Stunde war der Crixa ein einziger grüner Schatten mit einem roten Sonnenschimmer, der durch die sich bewegenden Blätter zwinkerte. Das feuchte Gras an den Rändern der Pfade war getüpfelt von den Stacheln des mauvefarbenen Günsels, und die Heilkräuter und gelben Erzengel blühten in rauhen Mengen. Unter einem Holunderbusch auf der anderen Seite des Pfades warteten zwei Owslafa oder Ratspolizisten, und bei ihnen war ein Fremder.
Woundwort
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