Unten Am Fluss - Watership Down
sah sofort, was Campion gemeint hatte. Der Fremde war ein großes Kaninchen, schwer, aber munter, mit rauhem, fronterfahrenem Aussehen und dem Ausdruck eines Kämpfers. Er hatte einen eigentümlichen dichten Fellwuchs – eine Art Scheitelknoten – auf dem Wirbel seines Kopfes. Er starrte Woundwort mit einer unvoreingenommenen, taxierenden Miene an, der der General sehr lange Zeit nicht begegnet war.
»Wer bist du?« fragte Woundwort.
»Mein Name ist Thlayli«, erwiderte der Fremde.
»Thlayli, Sir «, sagte Campion sofort. Der Fremde sagte nichts.
»Die Patrouille brachte dich herein, wie ich hörte. Was tatest du?«
»Ich bin gekommen, mich Efrafa anzuschließen.«
»Warum?«
»Es überrascht mich, daß Ihr fragt. Es ist Euer Gehege, nicht wahr? Liegt etwas Ungewöhnliches darin, daß jemand sich euch anzuschließen wünscht?«
Woundwort war ratlos. Er war kein Narr, und es war, wie er sich nicht verhehlen konnte, außerordentlich seltsam, daß ein rechtschaffenes Kaninchen aus eigenem Antrieb nach Efrafa hineinlief. Aber natürlich – das konnte er nicht sagen.
»Was kannst du?«
»Ich kann rennen und kämpfen und eine Geschichte beim Erzählen verderben. Ich bin Offizier in einer Owsla gewesen.«
»Kämpfen kannst du? Könntest du es mit ihm aufnehmen?« fragte Woundwort, auf Campion blickend.
»Gewiß, wenn Ihr wünscht.« Der Fremde griff Campion im Rücken an und zielte einen schweren Schlag gegen ihn, der gerade noch rechtzeitig zurücksprang.
»Sei kein Narr«, sagte Woundwort. »Setz dich. Wo warst du in einer Owsla?«
»Weit entfernt. Das Gehege wurde von Menschen zerstört, aber ich konnte entfliehen. Dann bin ich einige Zeit gewandert. Es wird Euch nicht überraschen, daß ich von Efrafa hörte. Ich bin einen langen Weg gekommen, um mich ihm anzuschließen. Ich dachte, daß Ihr mich vielleicht gebrauchen könntet.«
»Bist du allein?«
»Zur Zeit ja.«
Woundwort überlegte wieder. Es war durchaus wahrscheinlich, daß dieses Kaninchen Offizier in einer Owsla gewesen war. Jede Owsla würde ihn aufnehmen. Wenn er die Wahrheit sagte, so hatte er Intelligenz genug besessen, der Vernichtung seines Geheges zu entrinnen und eine lange Reise über offenes Land zu überleben. Es mußte eine sehr lange Reise gewesen sein, denn es gab kein Gehege innerhalb der normalen Reichweite der Efrafa-Patrouillen.
»Nun«, sagte er schließlich, »ich glaube, wir werden dich schon gebrauchen können, wie du dich ausdrückst. Campion hier wird sich heute nacht um dich kümmern, und morgen früh kommst du vor den Rat. In der Zwischenzeit fang nicht an zu raufen, verstehst du? Wir können dir auch ohne das eine Menge zu tun geben.«
»Sehr schön.«
Als der Rat am anderen Morgen die infolge der kürzlichen Verluste entstandene mißliche Lage des Geheges besprochen hatte, gab General Woundwort zu bedenken, daß ihnen für den Anfang Schlimmeres passieren könnte, als den großen Neuankömmling als Offizier in dem Kennzeichen »Linker Hinterlauf« unter der Dienstanweisung von Hauptmann Chervil auszuprobieren. Nachdem der Rat ihn gesehen hatte, stimmte er zu. Gegen ni-Frith hatte Thlayli, der immer noch aus dem tiefen Kennzeichen-Biß in seinem linken Lauf blutete, seinen Dienst angetreten.
35. Tasten
Diese Welt, in der viel zu tun und wenig bekannt ist...
Dr. Johnson
»– und vor dem Kennzeichen silflay «, sagte Chervil, »schaue ich mir immer das Wetter an. Das vorherige Kennzeichen schickt natürlich einen Läufer, um zu melden, wann sie hinunterzugehen beabsichtigen, und er berichtet über das Wetter, aber ich gehe immer selbst und sehe mir das Wetter an. Im Mondlicht stellen wir die Wachtposten ziemlich dicht auf und rühren uns selbst, um sicherzugehen, daß keiner sich zu weit entfernt. Aber im Regen oder in der Dunkelheit schicken wir das Kennzeichen in kleinen Gruppen hinaus, eine nach der anderen, und jede Gruppe hat einen Wachtposten. Bei absolut schlechtem Wetter erbitten wir die Erlaubnis des Generals, silflay zu verschieben.«
»Und versuchen sie oft, davonzulaufen?« fragte Bigwig. Während des Nachmittags war er mit Chervil und Avens, dem anderen Kennzeichen-Offizier, durch die Läufe und überfüllten Baue gegangen und hatte bei sich gedacht, daß er noch nie in seinem Leben einen so freudlosen, deprimierten Haufen Kaninchen gesehen hatte. »Sie machen auf mich nicht den Eindruck, als wären sie eine sehr schwierige Gruppe.«
»Die meisten machen keine Schwierigkeiten, das stimmt«,
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