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Unten Am Fluss - Watership Down

Titel: Unten Am Fluss - Watership Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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gefragt, was er vorhabe. Ein oder zwei meiner Kaninchen scheinen mitgegangen zu sein – ich weiß nicht, weshalb.«
    »Ich werde ihnen schon erzählen, weshalb«, sagte Woundwort. »Kommt mit.«
    Er wußte jetzt, was sie zu tun hatten. Jedes Kaninchen, das er mitgebracht hatte, mußte nach unten geschickt werden, um zu graben, und jede verstopfte Lücke in der Wand mußte geöffnet werden. Und was Thlayli betraf, so würden sie ihn einfach lassen, wo er war, und je weniger darüber gesprochen wurde, desto besser. Es durfte keine Kämpfe mehr in engen Läufen geben, und wenn das schreckliche Oberkaninchen schließlich erschiene, würde es von allen Seiten ins Freie gezerrt werden.
    Er wandte sich um und wollte den Bau erneut durchqueren, blieb aber, wo er war, und bekam große Augen. Im schwachen Licht unter dem unregelmäßigen Loch im Dach stand ein Kaninchen – kein Efrafa, ein dem General unbekanntes Kaninchen. Es war sehr klein und blickte sich gespannt um – mit aufgerissenen Augen wie ein Junges, das zum erstenmal über der Erde ist –, als ob es nicht ganz sicher wäre, wo es sich befand. Während Woundwort hinschaute, hob es eine zitternde Vorderpfote und fuhr mit ihr tastend über sein Gesicht. Einen Augenblick flackerte im General ein Gefühl aus alten Tagen auf – der Geruch von nassen Kohlblättern in einem Cottage-Garten, der Eindruck eines sorgenfreien, freundlichen Ortes, lange vergessen und verloren.
    »Wer zum Teufel ist das?« fragte General Woundwort.
    »Es – es muß das Kaninchen sein, das dort gelegen hat, Sir«, antwortete Groundsel. »Das Kaninchen, das wir für tot hielten.«
    »Oh, ist es das?« sagte Woundwort. »Nun, das ist so ungefähr dein Kaliber, nicht wahr, Vervain? Das ist eines, mit dem du fertig werden dürftest. Beeil dich«, höhnte er, als Vervain zögerte, da er nicht sicher war, ob der General es ernst meinte, »und komm wieder heraus, sobald du es erledigt hast.«
    Vervain ging langsam ein Stück vorwärts. Selbst er empfand wenig Befriedigung bei der Aussicht, ein tharn Kaninchen, das halb so groß war wie er, auf einen höhnischen Befehl hin zu töten. Das kleine Kaninchen machte keinerlei Bewegung, weder um sich zurückzuziehen, noch um sich zu verteidigen, sondern starrte ihn nur aus großen Augen an, die, wenn auch sorgenvoll, bestimmt nicht die eines geschlagenen Feindes oder eines Opfers waren. Vor seinem Blick blieb Vervain unsicher stehen, und einige Augenblicke standen sich die beiden in dem trüben Licht gegenüber. Dann sagte das fremde Kaninchen sehr ruhig und ohne eine Spur von Furcht: »Es tut mir von ganzem Herzen um euch leid. Aber ihr könnt uns keinen Vorwurf machen, denn ihr seid in der Absicht gekommen, uns zu töten.«
    »Einen Vorwurf machen?« antwortete Vervain. »Weswegen?«
    »Daß ihr sterben müßt. Glaube mir, es tut mir leid.«
    Vervain hatte früher jede Menge Gefangene getroffen, die ihn vor ihrem Tod verflucht oder bedroht hatten – nicht selten mit übernatürlicher Rache, so ähnlich, wie Bigwig im Sturm Woundwort verflucht hatte. Wenn solche Dinge eine Wirkung auf ihn ausgeübt hätten, wäre er nicht Chef der Owslafa gewesen. Tatsächlich hatte Vervain für fast jede Äußerung, die ein Kaninchen in dieser schrecklichen Lage machte, ohne lange zu überlegen, sofort eine oder zwei aus einem ganzen Vorrat von höhnischen Erwiderungen bereit. Jetzt, als er wie gebannt in die Augen dieses unerklärlichen Feindes starrte – des einzigen, dem er in dieser langen Nacht auf der Suche nach Blutvergießen gegenübergestanden hatte –, überkam ihn Entsetzen, und er empfand Furcht vor seinen Worten, die sanft und unerbittlich wie Schneegestöber über schutzlosem Land waren. Die schattigen Winkel des fremden Baus schienen voller Flüstern und bösartiger Geister, und er erkannte die vor Monaten in den Gräben von Efrafa vergessenen Stimmen von Kaninchen, die er in den Tod befördert hatte.
    »Laß mich in Ruhe!« rief Vervain. »Laß mich gehen! Laß mich gehen!«
    Stolpernd und umhertappend fand er seinen Weg zu dem geöffneten Lauf und zog sich empor. Oben stieß er auf Woundwort. Der hörte einem von Groundsels Leuten zu, der zitterte und das Weiße seiner Augen zeigte.
    »O Sir«, sagte der Junge, »sie sprechen von einem großen Oberkaninchen, größer als ein Hase; und sie hörten ein seltsames Tier –«
    »Sei still!« sagte Woundwort. »Folge mir! Los!«
    Er gelangte auf die Böschung, blinzelte in die Sonne. Die im Gras

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