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Unten Am Fluss - Watership Down

Titel: Unten Am Fluss - Watership Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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war. Er trat schnell zurück und fühlte Pipkin an seinem Schwanz. Was für ein Narr war ich! dachte er. Warum habe ich nicht Silver da postiert?
    In diesem Augenblick vernahm er Cowslip. Er schreckte auf; denn er konnte erkennen, daß er ziemlich weit entfernt war. Dieser Ort mußte ungeheuer groß sein.
    »Bist du's, Hazel?« fragte Cowslip. »Sei uns willkommen und deine Freunde auch. Wir sind froh, daß ihr gekommen seid.«
    Keine menschlichen Wesen, mit Ausnahme der mutigen und erfahrenen Blinden, können an einem fremden Ort, wo sie nichts sehen können, sinnlich viel wahrnehmen, aber bei Kaninchen ist es anders. Sie verbringen das halbe Leben in Dunkelheit oder in annähernder Dunkelheit, und Tastsinn, Geruch und Gehör vermitteln ihnen ebensoviel oder mehr als das Sehvermögen. Hazel hatte jetzt die klarste Kenntnis dessen, wo er war. Er würde den Ort wiedererkennen, auch wenn er auf der Stelle fortginge und erst sechs Monate später wiederkäme. Er befand sich auf der einen Seite des größten Baus, in dem er je gewesen war; sandig, warm und trocken, mit einem festen, kahlen Boden. Mehrere Baumwurzeln durchzogen die Decke, und sie waren es, die die ungewöhnliche Spannweite trugen. Eine große Anzahl von Kaninchen war hier versammelt – viel mehr, als er mitbrachte. Alle hatten denselben kräftigen, üppigen Geruch wie Cowslip.
    Cowslip selbst befand sich am anderen Ende der Halle, und Hazel merkte, daß er auf eine Erwiderung von ihm wartete. Seine eigenen Gefährten kamen immer noch unter Scharren und Schlurfen nacheinander aus dem Eingangsbau. Er überlegte sich, ob er sehr förmlich sein sollte. Ob er sich nun Oberkaninchen nennen konnte oder nicht, er hatte keine Erfahrung in solchen Dinge. Der Threarah hätte sich zweifellos der Lage großartig gewachsen gezeigt. Er wollte nicht verlegen erscheinen oder seine Anhänger im Stich lassen. Er kam zu dem Schluß, daß es am besten wäre, offen und freundlich zu sein. Schließlich hätten sie reichlich Zeit, während sie sich in dem Gehege niederließen, diesen Fremden zu zeigen, daß sie ihnen in nichts nachstanden, statt Ärger zu riskieren, wenn er gleich am Anfang vornehm tat.
    »Wir sind froh, daß wir aus dem schlechten Wetter heraus sind«, sagte er. »Wir sind wie alle Kaninchen – am glücklichsten in der Menge. Als du zu uns ins Feld herüberkamst, Cowslip, sagtest du, euer Gehege sei nicht groß, aber nach den Löchern zu schließen, die wir entlang der Böschung sahen, muß es ein vortreffliches großes sein.«
    Als er schloß, spürte er, daß Bigwig soeben die Halle betreten hatte, und wußte, daß sie alle wieder beisammen waren. Die fremden Kaninchen schienen durch seine kleine Rede leicht verstimmt, und er merkte, daß er aus irgendeinem Grunde nicht den richtigen Ton angeschlagen hatte, als er sie zu ihrer großen Zahl beglückwünschte. Vielleicht waren es doch nicht so sehr viele? Hatte eine Krankheit gewütet? Aber weder roch es danach, noch gab es sonstige Anzeichen. Sie waren die größten und gesündesten Kaninchen, die er je kennengelernt hatte. Vielleicht hatten ihre nervöse Unruhe und ihr Schweigen mit dem nichts zu tun, was er gesagt hatte? Vielleicht hatte er einfach nicht gut gesprochen, weil er keine Übung darin hatte, und sie glaubten, daß er sich ihren feinen Bräuchen nicht anpassen könne. Schadet nichts, dachte er. Nach gestern Abend bin ich mir meines eigenen Haufens sicher. Wir wären nicht hier, wenn wir schwierigen Situationen nicht gewachsen wären. Diese anderen Burschen werden uns eben kennenlernen müssen. Auf jeden Fall scheinen sie keine Abneigung gegen uns zu empfinden.
    Es wurden keine Reden mehr gehalten. Kaninchen haben ihre eigenen Konventionen und Förmlichkeiten, wenn auch nur wenige und kurze, nach menschlichen Normen. Wenn Hazel ein menschliches Wesen gewesen wäre, hätte man von ihm erwartet, daß er seine Gefährten vorstellte, und zweifellos wäre jeder als Gast von einem ihrer Gastgeber in Obhut genommen worden. In dem großen Bau hingegen ging es anders zu. Die Kaninchen vermischten sich ganz natürlich. Sie redeten nicht um des Redens willen, in der gekünstelten Art, wie es menschliche Wesen – und manchmal sogar ihre Hunde und Katzen – tun. Was aber nicht bedeutete, daß sie sich nicht miteinander in Verbindung setzten; nur geschah es nicht durch Geplauder. Im ganzen Bau gewöhnten sich die Neuankömmlinge und diejenigen, die hier zu Hause waren, auf ihre eigene Weise und wann es ihnen

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