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Unter allen Beeten ist Ruh

Unter allen Beeten ist Ruh

Titel: Unter allen Beeten ist Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller,
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verliert. Schließlich ist er schon einmal durchgedreht. Dann kann das immer wieder passieren.«
    Das war neu für Pippa, und sie sah Karin alarmiert an, aber diese winkte ab und sagte: »Angelika, das ist eine uralte Geschichte. Das ist fünfzig Jahre her.«
    »Mein Vater sagt, wer einmal zu fest zugeschlagen hat, der tut es auch wieder«, fauchte Angelika, »der ist eine tickende Zeitbombe. Mein Vater sagt, er ist froh, dass er nicht mehr auf Schreberwerder lebt. Er findet, dass die Insulaner für mich nicht mehr der richtige Umgang sind. Hier leben ja fast nur Kriminelle, sagt mein Vater, wie der Exhäftling Herr X, der in Wirklichkeit Krause heißt und der seine Lebensuntüchtigkeit dadurch rechtfertigt, dass er sich Künstler nennt und seit Jahren immer wieder ein- und dasselbe alberne Kunstwerk produziert. Und dann Jochen Peschmann mit seinen illegalen Geschäften. Und Viktor, sagt mein Vater, der ist ein Frauenverführer ohne Moral. Luis passt genau in diese Bande, denn immerhin wurde er unehrenhaft aus der Marine entlassen – wegen gefährlicher Körperverletzung!« Angelika lehnte sich zurück und lächelte triumphierend. »Mein Vater sagt, ich soll in Zukunft sehr vorsichtig sein, wem ich vertraue.«
    Pippa hörte, dass sich die Anspannung Ida Marthalers neben ihr in einem hörbaren Aufatmen löste – mit Sicherheit hatte sie ebenfalls erwartet, in Angelikas Anklage erwähnt zu werden. Wenn Lutz gewusst hatte, dass Dorabella Drogen von Ida bekommen hatte, wusste Angelika das ebenfalls. Oder hatte Lutz seine Verlobte doch nicht in alles eingeweiht?
    »Mein Vater sagt, alle kriegen irgendwann einen Inselkoller und werden aggressiv. Genau wie Luis«, sagte Angelika.
    »Unsinn, Luis ist nicht aggressiv«, gab Karin zurück, »er hat vor über fünfzig Jahren einen Nebenbuhler von Bord seines Schulschiffes geworfen. Das war eher ein Dumme-Jungen-Streich.«
    »Der Mann hätte tot sein können. Interessant, dass du den Vorfall derart bagatellisierst, Karin.«
    »Ich bitte dich, Angelika. Als Kinder konnten wir die Geschichte nicht oft genug hören. Platsch und blubb blubb, weg war er , das haben wir am Schluss immer gerufen. Entsinnst du dich nicht? Das war doch lustig!«
    »Im Gegensatz zu dir sehe ich die Sache jetzt anders«, sagte Angelika hochmütig, »ich bin erwachsen geworden. Heute kann ich ein solches Verhalten weder komisch finden noch tolerieren. Ich werde so bald als möglich von Schreberwerder verschwinden, hier hält mich nichts mehr. Ich kann nicht behaupten, dass ich mich in eurer Gesellschaft noch wohl fühle. Mein Vater sagt, in seinem Altenheim wird eine Nachtschwester gesucht. Dienstwohnung wird gestellt. Mein Vater sagt, ich passe perfekt auf diese Stelle. Mein Vater spricht morgen mit der Heimleitung.« Sie stand unvermittelt auf und ging ans Fenster. Mit leerem Blick sah sie hinaus in den Garten.
    Karin rollte genervt mit den Augen und presste die Lippen zusammen. Dann flüsterte sie Pippa zu: »Kann diese Frau nur nachplappern, was andere sagen?«
    Pippa nickte und erwiderte leise: »Wahrscheinlich ist ihr Selbstwertgefühl so gering, dass sie auf Nummer sicher gehen will. Bloß nichts falsch machen.«
    »Erst Lutz, jetzt ihr Vater. Nur ihre pathologische Eifersucht, die ist ganz allein auf ihrem Mist gewachsen.«
    »Oder genau umgekehrt: Vielleicht hat sie schon als Kind gelernt, dass Papi sie nur liebhat, wenn sie seiner Meinung ist. Und mit Lutz war es später genauso. Sie kennt es einfach nicht anders. Ein echter Klassiker der Verhaltenspsychologie.«
    Karin runzelte die Stirn. »Trotzdem: Wenn sie noch einen einzigen Satz mit Mein Vater sagt beginnt, garantiere ich für nichts mehr. Dann bin ich der lebende Beweis für ihre Theorie, dass die Insel aggressiv macht, und sie hat allen Grund, sich über mich zu beschweren.«
    Ida Marthaler hatte die leise Unterhaltung der Freundinnen gehört und kam zu dem Schluss, dass es höchste Zeit war, die Runde aufzulösen, ehe die Situation eskalieren konnte.
    »Angelika«, sagte sie, »du solltest heute Nacht nicht hierbleiben. Wir packen jetzt ein paar Sachen zusammen.«
    »Gut«, sagte Heinz Marthaler und schnappte sich im Aufstehen die Ginflasche, »dann nehme ich schon mal die Getränke.«
    Seine Frau würdigte ihn keines Blickes, als er schwankend das Haus verließ, sondern konzentrierte sich völlig auf Angelika. »Also, zu wem möchtest du mitkommen? Zu Karin oder zu mir?«
    Angelika warf Karin einen bösen Blick zu. »Zu der da bestimmt

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