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Unter allen Beeten ist Ruh

Unter allen Beeten ist Ruh

Titel: Unter allen Beeten ist Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller,
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runzelte die Stirn. »Hättest du dir etwa träumen lassen, plötzlich als Verdächtige bis zum Hals in einem Mordfall zu stecken? Ich jedenfalls nicht. Und dann kann man noch nicht einmal selbst etwas unternehmen, um die eigene Unschuld zu beweisen.«
    »Oder die Schuld des Mörders«, sagte Pippa nachdenklich.
    Sie stand auf und ging die paar Schritte ans Ufer. Rechts von ihr endete der pompöse Zaun, der Erdmanns Parzelle von der der Peschmanns trennte. Nur ein kleiner Schritt, und wir sind auf Erdmanns Grundstück, dachte sie, und niemand kann uns sehen, wenn wir uns von hinten an das Haus heranschleichen …
    Pippa drehte sich zu den beiden Männern um.
    »Wir müssen einfach beweisen, dass es niemand von uns war. Etwas anderes bleibt uns gar nicht übrig. Also gehen wir jetzt systematisch vor – wie bei einer guten Übersetzung. Da lese ich zuerst den Text ganz durch. Dann recherchiere ich über das Thema, bis ich alle Fachbegriffe kenne. Anschließend sehe ich mir den Stil genauer an – und wenn ich alle Einzelheiten und Vokabeln verstanden habe, sehe ich plötzlich klar. Die Übersetzung ist nur noch eine Niederschrift in einer anderen Sprache, bei der ich nicht mehr lange über jeden Satz nachdenken muss.«
    »Du sprichst in Rätseln«, sagte Freddy.
    Pippa grinste die beiden Männer an. »Kein Rätsel – wir beginnen mit der Recherche. Und zwar sofort. Auf geht’s!« Sie wand sich um den Zaun herum und stand auf Erdmanns Parzelle. »Los, worauf wartet ihr denn noch?«
    »Was hast du vor?«, fragte Nante.
    »Ich will mir alles ganz genau ansehen und die Einzelheiten verstehen. Das mache ich so lange, bis ich die Sprache des Mörders kenne, kapiert? Ich bin sicher, wir finden bei Lutz Hinweise.«
    »Hat Fräulein Bolle mal ein Ziel, nutzen Proteste nicht mehr viel«, reimte Nante spontan.
    »Und das ist noch harmlos ausgedrückt«, sagte Freddy und stand auf, um seiner Schwester zu folgen.
    Pippa stand am Pool, als die beiden sie einholten. Das Wasser war abgelassen, und ein süßlicher Duft hing in der Luft.
    »Riecht noch nach Lutz«, sagte Freddy schnüffelnd und fing sich dafür einen warnenden Blick Nantes ein.
    Aber Pippa hatte seine Bemerkung nicht gehört. Sie ging in der Dunkelheit weiter Richtung Haus und versuchte, Einzelheiten zu erkennen. Das Windlicht in Nantes Hand flackerte unbeständig und brachte nicht allzu viel Licht, aber plötzlich erhellte ein Blitz die Szenerie und machte Pippa auf ein kleines Seitenfenster aufmerksam, das lediglich angelehnt war.
    »Räuberleiter«, befahl sie, und Freddy gehorchte.
    Pippa stieg auf seine verschränkten Hände und zwängte sich ächzend durch das kleine Fenster. Ab morgen halte ich strenge Diät, dachte sie, nein, besser: Ich werde mich nicht mehr in derart absurde Situationen bringen.
    Sie purzelte in einem kleinen Abstellraum auf den Boden, rappelte sich wieder hoch und sah aus dem Fenster. »Terrassentür!«, kommandierte sie.
    Sie öffnete den Männern die Tür, und die beiden schlüpften schnell hinein, weil in diesem Moment die ersten schweren Regentropfen vom Himmel fielen.
    »Wie gut, dass das Siegel nur an der Haustür klebt«, bemerkte Nante trocken.
    »Wie gut, dass das Gewitter erst morgen Mittag kommt«, schoss Pippa zurück.
    Im Gegensatz zu den anderen Häusern auf Schreberwerder war das Erdmann’sche Domizil ein Palast. Allein das Wohnzimmer hatte die Grundfläche jedes beliebigen Häuschens auf der Insel. Echter Parkettboden und eine geschmackvolle, teuer wirkende Wohnlandschaft in Rehbraun verströmten gediegene Eleganz. Auf dem gläsernen Esstisch standen die Reste eines Essens für zwei Personen und ein glänzender Champagnerkübel, in dem eine leere Flasche mit dem Hals nach unten steckte.
    Wie ein altertümlicher Nachtwächter seine Laterne, trug Nante das Windlicht vor sich her und folgte Pippa auf Schritt und Tritt.
    Im Schlafzimmer stießen sie auf ein zerwühltes Bett und die aufgerissene, leere Packung eines Kondoms. Eine der Bettdecken lag auf dem Boden, und die Vorhänge waren geschlossen. Im Bad stand die gläserne Tür der großzügigen Duschkabine offen, und zwei große, benutzte Handtücher lagen davor.
    Sie kehrten zurück ins Wohnzimmer.
    »Im Schlafzimmer war der Mörder nicht«, sagte Pippa.
    Freddy sah sie verblüfft an: »Und wieso?«
    »Weil Lutz es, nachdem er seine Gespielin wieder aufs Festland gebracht hatte, nicht mehr bis ins Schlafzimmer geschafft hat.«
    Nante und Freddy wechselten einen erstaunten

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