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Unter allen Beeten ist Ruh

Unter allen Beeten ist Ruh

Titel: Unter allen Beeten ist Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller,
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mal den Rest seiner Aussage vor«, sagte Freddy und holte ein zusammengefaltetes Blatt aus der Tasche. »Nach dem Wurf drehte sich der Verfolger kurz in meine Richtung und verschwand sofort in der Havel. Das nehme ich wenigstens an, denn an Land war diese Person nicht mehr zu finden, obwohl ich die gesamte Insel absuchte. Ich vermute, die Person hat mich bei meiner Suche gesehen und sich verborgen gehalten. Ich habe mich dann wieder ins Bett gelegt, weil mir die Lust zum Spargelstechen vergangen war. Ich dachte darüber nach, wer diese Person gewesen sein könnte, und bin darüber eingeschlafen. Am nächsten Morgen stellte sich heraus, dass Lutz Erdmann in den frühen Morgenstunden ermordet worden ist, und mir wurde klar, dass ich vermutlich den Täter gesehen hatte. Und der Täter oder die Täterin hat mich sicherlich besser gesehen als umgekehrt. Ich bin sicher, dass Fräulein Bolle weiß, wer diese Person ist.«
    »Hat er wirklich Fräulein gesagt? Das habe ich ja schon seit dem Ende der Kaiserzeit nicht mehr gehört!« Und außerdem stimmt es nicht, fügte Pippa in Gedanken hinzu, faktisch bin ich ja immer noch verheiratet.
    Freddy sah seine Schwester missbilligend an. »Unterbrich mich nicht. Jetzt kommt das Wichtigste: Fräulein Bolle hat bereits öfter unter der Eifersucht dieser Person gelitten und ihr mit dem nächtlichen, heimlichen Treffen mit Lutz Erdmann ein Motiv für den Mord geliefert. «
    Pippa saß mit offenem Mund da. Nur langsam sickerte in ihr Gehirn, welchen Namen Luis der Polizei genannt hatte. »Angelika? Luis glaubt, dass Angelika mich verfolgt und dann Lutz aus Eifersucht gekillt hat?«
    »Genau so ist es, Fräulein Bolle.« Um Nantes Mundwinkel spielte die Andeutung eines Lächelns.
    »Aber das muss Schmidt doch sofort ins Reich der Phantasie verwiesen haben! Lutz war zu dem Zeitpunkt nicht allein, sondern mit Annette Julius zusammen.« Sie dachte einen Moment lang nach. »Obwohl … Angelika hat das Boot vor der Insel ankern sehen und begriffen, dass Lutz heimlich auf die Insel zurückgekehrt ist … daraufhin wollte sie zu seiner Parzelle, ist über mich gestolpert und hat gedacht, ich käme von Lutz. Sie hat mich verfolgt, was wiederum von Luis beobachtet wurde … dann hat sie sich von seinem Spargel-Weitwurf verjagen lassen … Hm … Und dann? Zurück zu Lutz, um ihn mit Annette Julius in flagranti zu ertappen?«
    »Bingo«, sagte Freddy.
    Pippa schüttelte den Kopf. »Da stimmt doch etwas nicht … Angelika erwischt die beiden, und dann wartet sie in aller Seelenruhe, bis Lutz die Julius wieder an Land gebracht hat? Trotz Angelikas berüchtigter Eifersucht? Klingt nicht nach einem Mord im Affekt, wenn ihr mich fragt.«
    »Ganz genau! Ich wusste, meine Schwester ist klug genug, um auf diesen Schönheitsfehler zu stoßen. Dazu kommt, dass wir die Mordwaffe nicht haben. Wir wissen nur, dass Lutz von hinten eins über den Schädel bekommen hat. Nicht tödlich, aber hart genug, um ihn zu Boden zu schicken. Im Pool hat man ihn dann mit einem sehr spitzen, dünnen Gegenstand am Hals verletzt. Etwas Ähnliches wie ein Skalpell, glaubt der Rechtsmediziner.«
    »Spitz und dünn und sehr scharf«, ergänzte Nante.
    Freddy zeigte mit Daumen und Zeigefinger die Länge der vermutlichen Mordwaffe an. »Das Ding muss mindestens zehn bis zwölf Zentimeter lang sein. Damit wurde seine Halsschlagader aufgeschlitzt. Die letzten Schläge seines Herzens haben sein Blut ins Wasser gepumpt, deshalb diese Sauerei. Streng genommen ist er verblutet.«
    »Noch mehr unappetitliche Details, und ich übergebe mich hier und auf der Stelle«, fauchte Pippa.
    »Langer Rede kurzer Sinn«, resümierte Nante, »dafür brauchte man keine Kraft – das Überraschungsmoment reichte völlig aus. Es könnte also jeder gewesen sein, Mann oder Frau.«
    »Inklusive deiner Familie. Deshalb bist du mit von der Partie, nicht wahr?«
    Mitleidig drückte Pippa Nantes Hand.
    Er wandte den Blick ab. »Keine besonders schöne Sache, wenn man die eigene Familie in Verdacht hat. Es macht mich völlig fertig«, murmelte er.
    »Tröste dich, hier ist so gut wie jeder verdächtig. Wer weiß, welche Leichen Jochen noch im Keller hat. Und womit Lutz die Marthalers erpresst hat. Und welchen Grund Viktor haben könnte. Und … und … und …«
    »Das ist und bleibt das Problem«, bestätigte Nante, »es gibt jede Menge Kandidaten.«
    »Inklusive Luis, dir und mir«, erwiderte Pippa und seufzte.
    »Genau das ärgert mich maßlos!« Nante

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