Unter allen Beeten ist Ruh
getauscht!«
Der Kommissar verdrehte die Augen. »Welches Buch denn jetzt schon wieder?«
»Das Kistenbuch, Menno!«, rief eine Kinderstimme. » Emil und die Detektive !«
Pippa und Schmidt fuhren herum. Die Kästner-Zwerge hatten sich angeschlichen und lungerten auf der Treppe herum, die zum Schlafboden führte.
»Und Sie sind auf die Nadel gekommen, weil Sie den Kindern aus diesem Buch vorgelesen haben?«, fragte Schmidt.
»Genau«, sagte Anton, »Tante Pippa hat vorgelesen, und als die Stelle kam, wo Emil mit der Nadel bewiesen hat …«
»… dass der böse Herr Grundeis der Dieb ist, da ist sie plötzlich aufgesprungen und losgerannt«, fiel Emil ihm ins Wort, und die beiden Mädchen nickten ernsthaft.
»Und dann hat Tante Pippa die Kiste ausgegraben und war ganz dreckig. Wie ein kleines Ferkelchen«, fuhr Anton fort.
»Wie ein kleines Ferkelchen sah Tante Pippa aus?« Schmidts Mundwinkel zuckten. »Schade, dass ich nicht dabei war.«
Anton nickte eifrig. »Du kannst das nächste Mal mitspielen. Dann kannst du auch die Kistenregeln lernen. Tante Pippa hat ganz tolle Ideen!«
»Daran zweifle ich keinen Augenblick«, murmelte Schmidt mit unüberhörbarer Ironie in der Stimme, und Pippa spürte, wie ihr das Blut in den Kopf stieg.
»Und wie muss ich mir so eine … Hutnadel vorstellen?«, fragte Schmidt.
Pippa zog einen Zeichenblock, der auf dem Tisch lag, heran und malte mit einem Filzstift die Hutnadel auf.
»So sieht sie aus«, sagte sie und schob den Block zu Schmidt. »Pia Peschmann kann es Ihnen bestätigen, sie hat sie mir geschenkt.«
Schmidt musterte die Zeichnung. »Sieht gefährlich aus«, konstatierte er schließlich.
»Spitz und dünn und sehr scharf«, sagte Pippa langsam und akzentuiert. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah Schmidt herausfordernd an.
Gerdi Kästner kam an den Tisch und räumte demonstrativ die Teetassen ab. Sie warf Pippa und Schmidt einen beredten Blick zu.
»Tante Pippa erzählt dem netten Kommissar die Geschichte jetzt woanders weiter. Hier wird nämlich jetzt gefrühstückt.«
Pippa und Schmidt verließen die Parzelle der Kästners. Zu Pippas Überraschung ging der Kommissar durch das pompöse Gartentor auf Erdmanns Parzelle und steuerte auf die Haustür zu.
»Hier?«, fragte Pippa zweifelnd. »Sollten wir nicht woanders hingehen? Das Haus ist doch versiegelt.«
Kommissar Schmidt zog die Augenbrauen hoch. »Das hat Sie gestern Nacht doch auch nicht gestört.«
»Freddy und Nante haben Ihnen erzählt …?«
Seine Miene war undurchdringlich, aber seine Augen blitzten amüsiert. »Schon nicht schlecht, Frau Bolle, aber noch nicht ganz korrekt.«
Pippa starrte ihn entgeistert an. »Sie waren letzte Nacht auch auf der Insel und haben uns …? Der Mann an der Terrassentür!«
Schmidt grinste. »Ich konnte gar nicht so schnell in den Pool hechten, wie ich mir blaue Flecken geholt habe.«
Er benutzte Lutz Erdmanns Hausschlüssel, um das Siegel aufzuschlitzen, und öffnete die Tür. Mit einer Geste bat er Pippa, einzutreten, aber sie stand wie festgenagelt.
Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. »Es war Ihre Idee, dass wir Erdmanns Palazzo durchsuchen!«
Schmidt lächelte noch etwas breiter und ging ins Haus.
Pippa folgte ihm kopfschüttelnd. »Ich bin so eine Idiotin! Das hätte ich mir eigentlich denken können. Schließlich kenne ich meinen Bruder: Er würde niemals seinen bequemen Arbeitsplatz durch so ein Himmelfahrtskommando riskieren. Ihre Methoden sind wirklich bemerkenswert, Herr Kommissar.«
»Kojak ist mein großes Vorbild«, antwortete Schmidt trocken, »ich habe zwar nicht seine Glatze, dafür aber sein Gehirn.«
Pippa ließ sich von seinem Lachen für einen Moment anstecken, wurde aber rasch wieder ernst.
»Und was sollte diese vermeintlich konspirative Aktion bezwecken?«
»Ich hoffte, dass Sie sich an mehr Details erinnern, wenn Sie mit Freddy und Nante noch einmal alles in Ruhe durchgehen. Ohne den Druck eines offiziellen Verhörs. Ich halte Sie für eine sehr gute Beobachterin. Und wie ich mittlerweile weiß, sind Ihnen einige Dinge aufgefallen, die uns ganz unwichtig erschienen.«
»Freddy hat Ihnen also heute Nacht noch alles brühwarm erzählt! Wahrscheinlich liegt er deshalb jetzt im Tiefschlaf. Ich habe vorhin bei ihm angerufen und es ewig lange klingeln lassen, aber wenn er einmal schläft, können Sie Kanonen neben ihm abfeuern, ohne dass er aufwacht!«
»Also bin ich immerhin die Nummer zwei in Ihrer
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