Unter allen Beeten ist Ruh
hast du dann getan?«, fragte Pippa schließlich.
»Ich habe in seinem Arbeitszimmer nach meinem Vertrag gesucht. Ich wollte ihn vernichten – dieser Fremdgeher hatte das Recht auf meine Parzelle für immer verwirkt. Aber der Vertrag war nicht im Ordner. Und plötzlich stand Lutz hinter mir.« Sie ballte die Fäuste, dass ihre Fingerknöchel schneeweiß wurden. »Als ich mich auf mein vierzehntägiges Rücktrittsrecht berief und meinen Vertrag zurückverlangte, lachte er mich aus. Er holte den Vertrag aus seiner Aktentasche und hielt ihn mir unter die Nase.«
Angelika presste die Lippen zusammen.
»Und weißt du, was er mir zeigte?«, rief sie wild.
Pippa schüttelte eingeschüchtert den Kopf.
Angelika fuhr sich hektisch mit der Hand über die Stirn. »Das Datum meiner Unterschrift. Er hatte den Vertrag um einen Monat vordatiert. Die Frist war abgelaufen. Und nicht nur das: Es stand ein Passus im Vertrag, dass ich ihm die Parzelle unentgeltlich abtrete, im Tausch für eine Anstellung im Hanf-Hotel, falls das Projekt jemals realisiert wird! Stell dir das vor! Falls! «
Pippa musste ihre Empörung über Lutz nicht spielen.
»Dieser Aasgeier! Ich wäre ausgeflippt! Ich hätte ihm irgendetwas über den Schädel gezogen, ganz sicher. Stiehlt dir alles, was du hast, nutzt deine Liebe aus …«
»… und denkt, er kommt damit durch!«, schrie Angelika völlig außer sich. »Er kriegt alles und ich kriege gar nichts? Nicht mit mir!«
»Das konntest du nicht zulassen.«
»Richtig! Er hat nur bekommen, was er verdient hat. Ich habe ihn bestraft.«
»Und wie?«
Angelika stutzte und wurde schlagartig ruhig. »Was soll die Frage? Du weißt doch genau, wie Lutz gestorben ist.« Sie musterte Pippa stirnrunzelnd und sagte langsam: »Dieser Schlaumeier von Kommissar, mit dem du ständig die Köpfe zusammengesteckt hast … und dein Bruder ist ein Bulle … Moment mal! Das hier ist eine Falle, richtig? Du bist nicht besser als Lutz! Du hast mich die ganze Zeit belogen!«
Ehe Pippa reagieren konnte, hatte Angelika die Hutnadel in der Hand. Wie eine Furie stürzte sie sich auf die sitzende Pippa und nahm sie in den Schwitzkasten.
Pippa keuchte, als sie die Spitze der Nadel an ihrem Hals spürte.
»Ich lasse mich nicht erpressen, hörst du?«, zischte Angelika direkt an Pippas Ohr. »Auch von dir nicht, du verdammte Lügnerin. Du wirst mein Leben nicht zerstören, du nicht, du miese, kleine …«
Sie verstärkte den Druck der Nadel auf Pippas Hals, und Pippa stöhnte gequält auf.
Angelika kicherte. »Du weißt alles, und es wird dir nichts mehr nützen …«
Mit einem Krachen flog die Schranktür zu Herrn X’ Bungalow auf, und Schmidt und Freddy stürzten ins Zimmer.
»Keine Bewegung! Polizei!«, rief Schmidt, die Pistole im Anschlag.
Freddy warf sich auf die überraschte Angelika Christ, die vor Wut und Enttäuschung wie eine Besessene kreischte und blind mit der langen Nadel nach ihm stach.
»Wenn du meinen Bruder verletzt, wirst du das bereuen«, brüllte Pippa, holte aus und versetzte Angelika Christ einen Kinnhaken, der diese zu Boden schickte. Sofort ließ Freddy die Handschellen um Angelikas Handgelenke klicken.
Pippa weinte vor Erschöpfung, als sie Freddy umarmte. Ihr Blick fiel auf Kommissar Schmidt, der seine Pistole sicherte und breit grinste.
»Ihr habt euch ganz schön Zeit gelassen«, schnauzte sie ihn an.
Sie ließ Freddy los und rieb sich den Hals.
»Was hat euch aufgehalten?«
»Wir greifen ein, wenn wir alle Informationen haben, die wir brauchen. Mit ein bisschen Kollateralschaden muss immer gerechnet werden«, sagte Freddy und wich erstaunlich flink aus, als Pippa nach ihm schlug. Er zwinkerte Schmidt zu. »Jahrelanges Training als kleiner Bruder.«
Er bückte sich und zog Angelika auf die Füße. Als er sie durch den Raum führte, drehte Angelika sich noch einmal zu Pippa um, spuckte nach ihr und fauchte: »Ich habe dich vom ersten Moment an gehasst.«
»Sieht so aus, als hätte ich eine Feindin fürs Leben gefunden«, sagte Pippa und seufzte.
Sie sahen Freddy und Angelika nach, wie sie durch die Haustür verschwanden.
Schmidt lächelte Pippa an. »Arroganter, kleingeistiger Kommissar, ja?«
»Haben Sie mich deshalb so lange zappeln lassen?«
Schmidt schüttelte lachend den Kopf.
»Danke für Ihre Hilfe, Pippa. Fühlt sich gut an, wenn ein Fall gelöst ist.«
Pippa lächelte zurück. »Fühlt sich gut an, wenn man dabei helfen konnte.«
Epilog
Schreberwerder hielt Hof.
Auf
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