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Unter allen Beeten ist Ruh

Unter allen Beeten ist Ruh

Titel: Unter allen Beeten ist Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller,
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Kästner-Kinder auf.«
    Sven wurde knallrot. »Hab ich ja auch. Aber Lisa wollte sich von Daniel allein verabschieden, und da haben die beiden Bonnie zu mir geschickt.« Sven sah Pippa verlegen an. »Die ist nun wirklich nicht meine Kragenweite. Viel zu jung. Die ist genauso schnell eingeschlafen wie die Kästner-Kinder. Und da bin ich nur kurz mal weg, um was zu holen.«
    »Aus Dorabellas Gewächshaus?« Pippa schüttelte den Kopf. »Was gibt es denn da zu holen?«
    Sven biss sich schuldbewusst auf die Lippen. Er winkte sie nahe zu sich und flüsterte ihr ins Ohr: »Gras.«
    Pippa war sofort klar, dass er damit nicht etwa Zierrasen meinte, und lachte laut auf. »Aus Dorabellas Gewächshaus. Sicher.«
    »Doch, ehrlich! Die haben da Cannabis gezüchtet.« Plötzlich grinste er breit. » Gutes Cannabis. Und ich weiß, wo der Schlüssel zum Vorhängeschloss ist.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Pippa. »Du nimmst mich doch auf den Arm.«
    »Kannst du aber glauben«, feixte Sven. »Ich habe die beiden kiffen sehen. Tante Dora und Herrn X. Ganz bestimmt.« Langsam wurde Sven munterer. »Ich habe das zufällig entdeckt. Wir brauchten mal so eine Schere, um Rosen abzuknipsen, und Mama hat gesagt, ich soll Tante Dora fragen. Aber die war nicht da, und ich dachte, sie hat bestimmt nichts dagegen, wenn ich in ihrem Gewächshaus nachsehe und mir die Schere ausborge. Und da habe ich es gesehen: ungefähr zwanzig Cannabispflanzen mit riesigen Blüten. Echt, Wahnsinn.«
    »Das war bestimmt diese andere Cannabispflanze, die Lutz Erdmann anbauen will. Und die beiden haben schon mal …«
    Sven schüttelte bestimmt den Kopf. »Die hätten doch überhaupt keine Wirkung, wenn man die raucht. Und die von Tante Dora … oh, Mann. Die haben gewirkt.«
    »Also gut. Dora hat Cannabis angebaut, und in der Nacht, als sie starb, wolltest du dir etwas holen.« Pippa holte tief Luft. Svens Schockzustand ließ sich nicht damit erklären, dass er sich vielleicht zufällig in Dorabellas Nähe aufgehalten hatte, als sie starb.
    Vorsichtig fragte sie: »Und weiter?«
    »Ich … ich habe sie gesehen. Sie kam aus dem Haus von Tante Dora. Und … und dann war Tante Dora tot!« Sven ließ sich erschöpft zurück in die Kissen fallen. »Tot!«, flüsterte er.
    Pippa wartete, bis er sich wieder beruhigt hatte.
    »Und du hast jemanden gesehen.«
    Sven nickte zögernd.
    »Sven, wen hast du gesehen?«
    Er sank in sich zusammen und schwieg.
    »Sven, es ist sicher ganz harmlos, aber es ist nicht gut, wenn du es mit dir herumschleppst und vielleicht irgendjemanden grundlos verdächtigst.«
    Er wand sich in offensichtlicher Pein. Schließlich flüsterte er kaum hörbar: »Frau Marthaler. Sie ist aus Tante Doras Haus gekommen. Genau um Mitternacht. Und jetzt ist Tante Dora tot.«
    Pippas Gedanken überschlugen sich. Ida Marthaler war vielleicht die Letzte, die Dora lebend gesehen hatte – und sie hatte Freddy nichts davon erzählt!
    »Sven, war Tante Dora auch da, als Frau Marthaler im Haus war? Hast du sie gesehen?«
    Sven schüttelte den Kopf. »Ich habe sie nicht gesehen, ich habe aber auch nicht nachgeschaut. Ich wollte doch nicht, dass mich jemand sieht … Ich war so erschrocken, als die Marth… äh, Frau Marthaler plötzlich aus der Tür kam, ich konnte mich gerade noch verstecken. Und als sie weg war, bin ich ganz schnell zurück zu den Kästners. Ich hatte ja keine Ahnung.«
    Er sah sie ängstlich an.
    »Meinst du, ich hätte Tante Dora noch retten können?« Seine Stimme klang vor Angst kindlich und dünn.
    »Nein, sicher nicht. Als deine Lehrerin gegangen ist, war bestimmt noch alles in Ordnung.«
    Pippa spürte selbst, dass ihre Antwort nicht ganz glaubhaft klang, aber Sven schien zufrieden zu sein.
    »Weißt du«, sagte er, »ich habe einen Moment lang gedacht, dass vielleicht die Marthaler Tante Dora umge… Aber wenn ich mich vertan hätte und hätte sie beschuldigt … das Abi hätte ich mir abschminken können.«
    »Ich verstehe – böse Zwickmühle. Aber für einen Mord braucht man ein Motiv. Und Frau Marthaler hatte gar keinen Grund, Dorabella etwas zu tun. Sie waren einfach nur langjährige Nachbarn.« Pippa versuchte, so zuversichtlich wie möglich zu klingen. Sie hätte nicht sagen können, ob sie mit diesen Worten eher sich selbst oder ihren Patensohn zu beruhigen versuchte.
    »Wenn du willst, kann ich ja mal mit Frau Marthaler reden«, sagte sie. Als sie Svens alarmiertes Gesicht sah, fügte sie hinzu: »Ich werde natürlich sagen,

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