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Unter allen Beeten ist Ruh

Unter allen Beeten ist Ruh

Titel: Unter allen Beeten ist Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller,
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Unfall aus.«
    »Niemals!«, platzte Luis heraus. »Dat gloob ick nich. Niemals!«
    Freddy wandte sich um und musterte den wütenden alten Mann. »Und wieso glauben Sie das nicht?«
    »Weil Dora immer nur zwei Handbreit Wasser einjelassen hat. Jeder weeß det!«
    Herr X nickte bestätigend, aber Freddy sagte geduldig: »Herr Krawuttke, Ihre Nachbarin war eine alte Frau und sehr krank. Wir haben schwere Medikamente gefunden, und Sie haben selbst erzählt, dass Frau von Schlittwitz gestern auf der Party das eine oder andere Gläschen Champagner getrunken hat. Der Arzt hat mir bestätigt, dass sich Wechselwirkungen zwischen Schmerzmitteln und Alkohol ergeben können, die unter Umständen sogar zu Bewusstlosigkeit führen. Es ist tragisch, aber sie ist in der Badewanne ertrunken.«
    »Det gloob ick nich!«, wiederholte Luis aufgebracht. »Heeßt det, Se wollen Doras Tod nich untersuchen?«
    »Herr Krawuttke, ich verstehe Ihren Schmerz. Besonders bei Unglücksfällen wünscht man sich eine Erklärung, mit der man weiterleben kann. Irgendetwas, was deutlich macht, dass man nicht mehr hätte helfen können.« Freddy sah in die Runde. »Der Arzt hat nichts festgestellt, was darauf schließen ließe, dass Frau von Schlittwitz gelitten hat. Es gibt außerdem keine Anzeichen von äußerer Gewalt. Da sind keine Einbruchsspuren, keine blauen Flecken, nichts, was auf einen Kampf hindeutet.« Freddy lächelte verständnisvoll. »Ich weiß, dass es für Freunde und Angehörige schwer ist, den Tod eines geliebten Menschen zu akzeptieren. Glauben Sie mir bitte: Wenn wir auch nur den geringsten Zweifel an diesem Ergebnis hätten …«
    »Ach, erzähl doch nichts!«, rief Luis verzweifelt. »Is euch doch ejal, Dora war ooch bloß ’ne alte Frau!«
    Er drehte sich abrupt um und marschierte wütend aus dem Garten, gefolgt von Herrn X.
    Freddy sah den beiden nachdenklich hinterher, dann klappte er seinen Block zu.
    »Wir sind hier fertig. Sie können in meiner Dienststelle erfahren, wohin der Leichnam von Frau von Schlittwitz gebracht wurde. Ich danke Ihnen für Ihre Zeit.« Er nickte Pippa zu. »Du weißt, wie wir zu erreichen sind. Wenn du willst, telefonieren wir später, ja?«
    Als Freddy gegangen war, herrschte unbehagliches Schweigen, bis Lutz Erdmann beiläufig fragte: »Weiß zufällig jemand, wer die Parzelle erbt?«
    Alle stierten ihn sprachlos an, nur Gerdi Kästner reagierte. »Luis würde Sie für diese Pietätlosigkeit genauso zu Boden schicken wie Ihren schmierigen Anwalt gestern«, schnappte sie und ging drohend einen Schritt auf ihn zu.
    Lutz grinste breit. »Wieso pietätlos? Ich muss doch wissen, an wen mein Angebot ergeht. Und die Peschmanns sind ja jetzt auch wieder zu haben …«
    Jochen Peschmann packte Lutz unvermittelt am Ärmel und zerrte ihn über den Steinplattenweg zum Gartentor. »Raus aus meinem Garten, Erdmann. Und wenn ich in Toulouse in der Jugendherberge wohnen muss – Sie kommen mir nicht mehr auf meinen Grund und Boden. Verschwinden Sie.«
    Lutz Erdmann riss sich empört los und holte Luft. Die eisigen Blicke der übrigen Anwesenden hielten ihn allerdings davon ab, seiner Wut freien Lauf zu lassen. Er drehte sich auf dem Absatz um und marschierte in Richtung seiner Parzelle. Angelika Christ stöckelte ihm eilig hinterher.
    »Was war denn da draußen los?«, fragte Karin, als Pippa zurück ins Haus kam.
    »Lutz Erdmann hätte es beinahe geschafft, von der aufgebrachten Menge gelyncht zu werden.«
    Pippa erzählte Karin, was im Garten der Peschmanns vorgefallen war, und die schüttelte fassungslos den Kopf.
    »Lutz ist ein … ein … ein richtiger Widerling!«, brach es aus ihr heraus. »Weißt du, dass ich ihm als Kind mal das Leben gerettet habe? Er wäre beinahe ertrunken. Ich hätte damals einfach in die andere Richtung sehen sollen …« Sie schüttelte sich. »Und jetzt habe ich seinetwegen auch noch Gedanken, für die sich jeder zivilisierte Mensch schämen muss! Ich könnte ihn …«
    »So kenne ich dich ja gar nicht«, sagte Pippa staunend.
    »Ich mich auch nicht. Aber Lutz holt aus jedem das Schlechteste heraus. Schrecklich.«
    »Was hat der Arzt zu Sven gesagt?«
    »Er hat ihm eine Spritze gegeben, damit er sich beruhigt und sich ausschläft. Er meint, der Junge zeigt Schocksymptome, wird sich aber wieder beruhigen, wenn er sich erst an den Gedanken gewöhnt hat, dass seine geliebte Tante Dora gestorben ist.« Karin sah liebevoll zum schlafenden Sven hinüber. »Sven ist eben doch sensibler,

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