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Unter allen Beeten ist Ruh

Unter allen Beeten ist Ruh

Titel: Unter allen Beeten ist Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller,
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»Ich habe eine Grundimmunisierung: Ich wohne in der Transvaalstraße 55.«
    »Es geht weiter«, rief Karin und verschwand tiefer im Labyrinth. Pippa und Gerdi folgten und quetschten sich schließlich als Letzte zu den anderen auf den kleinen Platz im Zentrum. Alle standen im Kreis um Felix, der auf dem Boden kniete und direkt unter der Bank die eingewickelte Kiste aus dem Erdloch buddelte. Die Kästner-Kinder klebten an seiner Seite und reckten die Hälse, um nichts zu verpassen.
    Felix hob die Kiste gerade auf die Bank, als Pippa bemerkte, dass Luis und Herr X unauffällig den schmalen Ausgang blockierten.
    »Aufmachen, aufmachen«, jubelten die Kinder, und Felix zog die Blechkiste aus der Tüte, entriegelte den Verschluss und öffnete den Deckel.
    Während alle versuchten, einen Blick auf den Inhalt zu werfen, fiel Pippa eine frische Schnitzerei auf der hölzernen Rückenlehne der Bank auf, ein Herz mit den Buchstaben »D« und »L« … Daniel und Lisa. Dieses Herz hatte es noch nicht gegeben, als sie Felix hier zum ersten Mal begegnet war. Sie lächelte. Romeo und Julia mussten also in der Zwischenzeit im Labyrinth gewesen sein.
    »Wer etwas aus einen Geocache herausnimmt, muss etwas anderes dafür hineintun«, erklärte Felix den Umstehenden. »Sehen wir nach, was wir finden.«
    Nacheinander holte er die Gegenstände heraus, hielt sie hoch und legte sie dann auf die Bank: zwei Knöpfe, eine gelbe Gummiente, einen Fahrplan der Rieke , einen benutzten Fahrschein und eine zerfledderte Taschenbuchausgabe von Erich Kästners Emil und die Detektive . Zuletzt entnahm er der Kiste einen dicken Briefumschlag, den er sofort Viktor aushändigte.
    »Was ist das?«, fragte Emil. »Und was tut Onkel Viktor jetzt dafür rein?«
    »Das ist Tante Doras Liste, von der ich euch erzählt habe«, sagte Karin. »Die gehört nicht zu den anderen Sachen. Die hat Onkel Viktor nur dort aufgehoben. Wir suchen jetzt ein Teil von den anderen Dingen aus der Blechkiste aus, und dann überlegen wir, was wir dafür hineintun.«
    Emil musste nicht lange nachdenken. »Wir wollen das Buch haben.« Seine Geschwister nickten eifrig.
    Felix legte die restlichen Dinge wieder in die Kiste zurück und gab den Kindern das Buch. »Jetzt müssen wir das Buch ersetzen.«
    »Durch ein anderes Buch?«, fragte Anton.
    »Nein, das muss nicht sein. Irgendetwas. Hat jemand eine Idee?«
    Alle sahen sich ratlos an. Alle Jacken oder Taschen mit verwendbarem Inhalt befanden sich bei Luis, wo sie beim überstürzten Aufbruch der Gesellschaft achtlos liegen geblieben waren.
    »Ich habe etwas«, rief Pippa und zog vorsichtig Pias alte Hutnadel aus der dunklen Kappe, die sie aus Anlass der Trauerfeier trug. »Aber aufpassen, die ist wirklich spitz und scharf.«
    Als sie die Nadel an Felix übergab, ließ Luis’ Gesicht keinen Zweifel daran aufkommen, dass er für die Hutnadel eine andere Verwendung gewusst hätte.
    Die Nadel wurde in die Kiste gepackt, und Felix delegierte die Aufgabe, die Kiste wieder zu verbuddeln, an die Kinder, die sich mit Feuereifer ans Werk machten.
    Währenddessen richteten sich alle Augen auf Viktor, der langsam den Umschlag öffnete und die Papiere gewissenhaft glattstrich, bevor er das Testament vorlas, das Wort für Wort bestätigte, was Dorabella per DVD mitgeteilt hatte.
    »Datum vom letzten Donnerstag, kurz vor Mitternacht, unterschrieben von Ida Marthaler und von mir«, schloss Viktor, faltete das Schriftstück wieder zusammen und steckte es zurück in den Umschlag.
    »Fälscher!«, rief Luis und schüttelte die Faust gegen Lutz, der sich weiß vor Zorn einen Weg bahnte und Luis und Herrn X beiseite stieß, um das Labyrinth fluchtartig zu verlassen. Ihm folgte eine aufgelöste Angelika Christ.
    »Lass mich in Ruhe, dumme Kuh«, hörten sie ihn durch das grüne Dickicht schreien, dann das laute Schluchzen der zurückgewiesenen Angelika und Schritte, die sich in verschiedene Richtungen entfernten.
    Als Pippa abends in Doras kleinem Bungalow im Bett lag, versuchte sie, die traurigen Ereignisse des Tages in Gedanken zu sortieren, gab aber schließlich übermüdet auf. Heute würde sie nicht mehr finden, wonach ihr Unterbewusstsein beständig suchte: Irgendetwas stimmte nicht mit dem Testament – und sie dachte dabei nicht an das von Lutz.

Kapitel 11
    A m nächsten Morgen war es nach dem Frühstück bereits so warm, dass Pippa es wagte, mit ihrem Laptop unter Dorabellas Erle zu ziehen und die lange vernachlässigten Fußnoten der

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