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Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Titel: Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert J. Jesse
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mussten sie gemeinsam in der Lage sein, eine gewaltige Last zu tragen. Nun erkannte er das Zentrum des Raumes und genau dahinter glaubte er auch, den Thron zu sehen. Der Thron selbst war anscheinend über eine Steintreppe zu erreichen, die aus schwarzem Gestein erschaffen worden war. Als er den Ort erreicht hatte, sah er, dass dies auch eine Art von Granit zu sein schien. Der Thronsessel selbst war jedoch wieder aus dem weißen Granit des Falkensteins gemeißelt.
    Immer mehr Menschen füllten nun den Saal, es waren jetzt auch viele Frauen darunter. Die großen Fenster ließen viel Licht herein und da die Sonne schon fast im Süden stand, wurden ihre Strahlen jetzt nicht mehr von den Bergen verdeckt. Turgos wunderte sich über das Glas der Fenster. In seiner Burg war es nicht so lichtdurchlässig wie hier. Vor Tausenden von Jahren war anscheinend auch die Glasherstellung auf einem höheren Niveau gewesen als in der heutigen Zeit.
    Dort, wo sie die große Halle betreten hatten, war eine Treppe gewesen, glaubte er sich zu erinnern. Nein es waren zwei gewesen. Eine führte hinunter in tieferliegende Stockwerke und eine führte nach oben. An jener Seite strömten immer mehr Menschen aus den anderen Geschossen der Zitadelle herbei. Der große Saal begann sich sogar zu füllen. Turgos hätte es nicht für möglich gehalten, dass hier so viele alte Menschen lebten. Aber was er hier bisher gesehen hatte, vermittelte ihm nicht den Eindruck, dass diese dem Müßiggang frönten . Ein jeder schien einer Arbeit nachzugehen, die ihm zugefallen war. Es kamen auch noch weitere Bewaffnete herein und bahnten sich ihren Weg durch die bereits Versammelten. Auch diese Männer trugen schwere Handäxte, die sich sicher nur mit Mühe am Gürtel befestigen ließen. Einer der Soldaten stand ganz in seiner Nähe und Turgos erkannte die Schlaufen aus Kettengliedern, in denen die Äxte sicher ihren Platz finden sollten, wenn die Männer beide Hände zur Verfügung haben mussten. Dort hing bei dem Manne auch eine lederne Klingenzarge. Diese diente dazu, dass er sich nicht an den Klingen der Axt schnitt. Auf den Umhängen der Männer befand sich eine stilisierte Stadt, die anscheinend aus lauter Türmen bestand. Er wunderte sich, dass ihm das erst jetzt auffiel, denn auch ein großes Banner, das hinter dem Thron aufgespannt war, trug dieses Muster. Er erinnerte sich jedoch, dass Whenda so schnell vorangegangen war, dass er keine Gelegenheit gehabt hatte, den Männern auf den Rücken zu schauen. Und jene, die die steinernen Riegel wegzogen hatten, hatte er auch nicht von hinten gesehen. Er glaubte nun aber, dass auch diese so gewandet waren wie ihre Kameraden. Whenda, die einiges höher auf der dritten Treppenstufe zum Thron ihren Platz eingenommen hatte, um die Lage besser übersehen zu können, sah, dass Turgos das Banner in Augenschein nahm.
    »Das ist das alte Banner Fengols«, sagte sie zu ihm. »Fengol wurde einst in den Landen Ilvaleriens auch die Stadt der Türme genannt. Aber das erzähle ich dir ein anderes Mal.«
    »Hattest du auch so eine Rüstung?«, wollte er wissen.
    Whenda lächelte. »Ja, aber mein Feldzeichen war der Stab des Fürsten von Fengol.«
    Turgos erwiderte nichts darauf und sah sich weiter im Raume um. Er glaubte, an einer Wand in der Ferne jenes Fresko zu erkennen, auf dem auch Whenda von den Künstlern verewigt worden war und welches jeder hier im Saal außer ihm gut zu kennen schien. An dem Laufgang, der sich hinter kleineren Säulen verbarg, meinte er Statuen zu erkennen, die sicher längst gefallene Helden der Menschen und Anyanar darstellen sollten, die einst für Fengol und die Fürsten in die Schlacht gezogen waren. Sein Auge blieb an einer dieser Statuen haften, denn diese war kleiner als die anderen. Als er gerade glaubte, darin einen Zwerg zu erkennen, schoben sich jedoch einige Menschen zwischen ihn und die Statue, die ihm danach verborgen blieb. Noch immer kamen weitere Menschen herein und drängten Richtung Thron. Es mussten schon Tausende sein, dachte er und überlegte, ob er nicht auch einmal zwei Stufen des Thronpodestes hinaufsteigen sollte, um einen besseren Überblick zu bekommen. Er entschloss sich jedoch dagegen, weil er fand, dass es ihm nicht zustand, einen erhöhten Platz einzunehmen. Bei Whenda lagen die Dinge ja anders. Sie war hier im Saal wahrscheinlich die Einzige, die mit Fug und Recht dort stehen durfte, wo sie sich aufhielt.
     
     
    Ruf zu den Waffen
    Falkenstein, 7. Tag des 8. Monats

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