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Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Titel: Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert J. Jesse
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Männer. Denn dahinter«, so sagte sie, »ist ein weiterer, ungleich größerer Stein, der den ersten aufhält, wenn ihn zu wenige Männer öffnen wollen. Es war damals so gedacht, dass es mindestens hundert Menschen braucht, um den Zugang zur Festung zu öffnen. Dadurch war gewährleistet, dass selbst wenn einige Feinde eingedrungen waren, diese einem angreifenden Heer niemals die Tür zu öffnen vermochten.
    Turgos nickte bewundernd.
    Whenda fuhr fort. »Dahinter befindet sich dann noch ein langer Gang, an dessen Ende ein weiterer Blockierstein hinter einem Eisengitter ist. Des Nachts durfte früher immer nur einer der Steine geöffnet sein. Aber in der Regel gab es nach Einbruch der Dämmerung bis zum Sonnenaufgang keinen Einlass in die Festung. Selbst die Fürsten hielten sich an diese Regel und übernachteten auf den Brücken, wenn sie zu spät kamen, um noch Einlass zu finden.«
    »Das ist lobenswert!«, sagte Turgos.
    »Der Gang dahinter«, fuhr Whenda fort, »kann jederzeit mit dem Wasser der Quellen des Falkensteins geflutet werden, sollten Feinde bis dort hinein gelangen. Aber ich glaube nicht, dass dieser Mechanismus noch funktioniert. Im Hof ist ein großes Wasserbecken, welches einst herrlich anzusehen war. Viele Springbrunnen speisten es und die Menschen setzten sich an seinen Rändern gerne hin, um ein Mahl zu sich zu nehmen oder sich einfach nur zu unterhalten. Das Wasser dieses Beckens konnte mit einem Male in den Gang entleert werden. Durch den großen Höhenunterschied entstand so ein starker Wasserdruck, dass es sogar ausreichte, weitere Feinde von der Brücke zu spülen, sollten diese dort stehen oder gar einen Rammbock heranzuführen versuchen.«
    Turgos verstand. Aber er fragte sich, was ein Rammbock gegen den dicken schweren Granitriegel wohl auszurichten vermochte. Mehr als ein paar Kratzer würde er ihm auch nicht beibringen können. Er sah an der Wand hinauf zu den Basteien, die von hier unten sehr klein erschienen. Wurden von dort oben Steine herabgeworfen, dann mussten diese alles unter sich zermalmen, worauf sie trafen. Es war jedoch keine Spur eines abgewiesenen Angriffes auf den Falkenstein an der Mauer und auch nicht am Blockierstein zu erkennen. Sicher hatte es noch nie ein feindliches Heer versucht, dort einzudringen. Turgos wusste nun, dass es wirklich nicht vieler Männer bedurfte, um die Festung zu verteidigen. Denn auch Steine konnten aus einer solch großen Höhe auf die Angreifer heruntergeschleudert werden, dass die Verteidiger nicht von deren Pfeilen erreicht wurden.
    »Oben in den Basteien auf der Mauer sind Schüttvorrichtungen, die Steine direkt vor das Tor und über die ersten fünfzig Schritte der Brücke ergießen, wenn es erforderlich ist. Früher waren sie immer gefüllt und ihre Ladung würde auch die Brücke stark in Mitleidenschaft gezogen haben, wenn sie denn jemals eingesetzt worden wären«, ergänzte Whenda noch. Aber auch sie war der Überzeugung, dass der Falkenstein niemals einem Angriff ausgesetzt gewesen war. Es fehlten dafür einfach die Spuren am Granit, die dies bezeugen müssten.
    Sie warteten eine geraume Zeit auf der Brücke vor der Mauer und sahen hinunter ins Tal. Auch Turgos gewöhnte sich nun etwas an die Höhe. Er hielt sich jedoch immer in der Mitte der Brücke und vermied es, wie die beiden anderen an die Brüstung zu treten und von dort aus hinunterzusehen. Dann hörten sie eine Stimme rufen. Sicher war der Verwalter der Festung eingetroffen und verlangte nach seinem Enkelsohn. Humir rannte, gefolgt von Whenda und Turgos, sofort zurück zu der rechteckigen Öffnung im Stein und erkannte tatsächlich die Stimme seines Großvaters. Es gab eine kurze Diskussion, aber Humir forderte den Einlass so nachdrücklich, wie es ihm Turgos gar nicht zugetraut hätte. Er verstand viele der Worte nicht, die durch den Schacht gewechselt wurden. Humir war für ihn zwar gut zu vernehmen, was jedoch auf der anderen Seite herübergerufen wurde, konnte er fast nicht verstehen. Nur Wortfetzen drangen zu ihm hin, die keinen Sinn ergaben. Whenda schien sie jedoch zu verstehen, denn mit einem Male bedeutete sie Turgos, Humir zu folgen, und sie gingen zurück über die Brücke. Turgos tat, wie ihm gesagt worden war. Unterwegs erklärten sie ihm, dass der Verwalter herauskommen würde. Aber dafür mussten sie sich an die Grenze des Sichtbereiches begeben, der von den Basteien noch einzusehen war. Erst wenn sie dort anlangten, würde der Blockierstein geöffnet und der

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