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Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Titel: Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert J. Jesse
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ihm stand, folgte seinem Beispiel, und schnell machte es Schule. Immer mehr Menschen knieten sich nieder und zeigten damit der Statthalterin, dass sie sich ihrem Befehl unterstellen würden. Was Whenda am meisten verwunderte, war jedoch, dass Turgos es den Menschen vom Falkenstein gleichtat. Auch er war auf den Knien. Whenda wusste, dass es nun an der Zeit war, etwas zu sagen.
    »Menschen Fengols«, hob sie mit lauter und klarer Stimme an. »Ihr wisst, wer ich bin? Das sehe ich in euren Augen und erkenne es in der Ehrerbietung, die ihr mir gegenüber durch euer Niederknien bezeugt. Ich bin Whenda, Statthalterin Fengols, und nie habe ich dieses Amt niedergelegt seit jenem Tage als Xenon, der erste der Fürsten von Fengol, mich dahin erhob. Ich habe lange in der Fremde verweilt. Doch nun bin ich zurückgekehrt. Und mir scheint, dass das Schicksal keinen besseren Augenblick für meine Heimkehr auswählen konnte als diesen heutigen Tag.«
    Alle im Saal schwiegen und lauschten ihrer Stimme, die bis in die letzten Reihen klar und deutlich zu vernehmen war.
    »Und nun, da ich hier bin, rufe ich euch zu den Waffen. Ich rufe euch auf, für jene in die Schlacht zu ziehen, die euch lieb und teuer sind. Ich rufe euch auf, zu kämpfen für alles, was einst war, jetzt ist, und durch unser entschiedenes Handeln auch bald wieder sein wird. Doch rufe ich euch auch auf, euer Leben zu geben, wenn es denn sein muss. Denn gewiss ist uns nur der Tod. Doch jene, die nach uns leben, sollen einer anderen Gewissheit folgen, sollten wir fallen. Denn dann wird alles untergehen, für das Fengol einst stand und für das es sich für euch zu leben lohnte. Erhebt euch nun, meine Brüder und Schwestern, und ein jeder, der gewillt ist, mit mir in die Schlacht zum Entsatz eures Heeres zu ziehen, der verweile im Saal. All jene, die dies nicht wollen, was immer auch ihre Gründe sein mögen, dürfen uns jetzt verlassen, und es soll ihnen hernach nicht als Feigheit nachgesagt werden.«
    Ein dumpfes Geräusch ging durch den Saal, als sich so viele Menschen wieder erhoben. Whenda erkannte bei einigen, dass es sie viel Kraft kostete. Ihre Glieder waren schwer und das Alter forderte seinen Tribut. Als wieder alle auf den Beinen waren, erklärte Whenda in einigen kurzen Sätzen noch einmal, was vorgefallen war und wo das Heer Magos‘ in der Falle saß. Doch dies schienen alle schon zu wissen, denn sie sah niemanden erstaunt. Sie selbst staunte nun jedoch darüber, dass niemand gegangen war. Alle waren noch hier. Und Whenda erkannte in den Augen der versammelten Menschen, dass Fengol bald in die Schlacht ziehen würde. Hoffentlich war dies nicht die letzte, in die sie es führte. Ihr Blick glitt über die Menschen im Thronsaal. Sie waren fest im Charakter und stark in ihrer Haltung. Jene, die mit ihr ins Feld zogen, wenn sie dazu auserwählt waren, würden nicht zögern und treu ihren Dienst erfüllen. Das konnte man den Menschen gut ansehen. Doch nun galt es, weitere Vorbereitungen zu treffen.
    Whenda sprach erneut zu den Versammelten. »So lasst uns denn ein jeder sein Haus bestellen, auf dass es die Rückkehr seiner Bewohner ziere.« Alle verstanden, was sie damit meinte. »Geht hin und richtet euch für die Reise, der Verwalter und seine Männer werden dann diejenigen unter euch auswählen, welche mit uns in die Schlacht ziehen werden. Alle anderen sollten sich auf die Ankunft der Frauen und Kinder Lahrewans vorbereiten. Verabschiedet euch voneinander, wie es sich geziemt, denn viele von euch, die heute noch hier stehen, werden bald nicht mehr unter uns sein.« Dann ging sie ohne ein weiteres Wort die Stufen der Empore hinab.
    Whenda ging zu Turgos und wollte ihn fragen, wieso auch er vor ihr niedergekniet war. Doch ehe sie das Wort an ihn richten konnte, sprach er sie freundlich grinsend an.
    »Und wie soll ich mein Haus bestellen, Herrin? Es ist sehr fern.«
    Whenda sah ihn eindringlich an. Sie sagte nichts und sein Grinsen verlor sich in einer Verwunderung, die aus ihrem Blick geboren zu sein schien. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, fasste sie mit beiden Händen Turgos Kopf und küsste ihn auf den Mund. Dies kam für ihn so unverhofft, dass er ihren Kuss fast nicht erwiderte. Sie hatte ihn überrumpelt. Doch dann ließ sie ihn auch schon wieder los.
    »Mein Haus ist nun bestellt«, sagte die Anyanar leise.
    Turgos nickte. »Meines auch.«
    Die Umstehenden waren erstaunt über das Vorangegangene. Aber Whenda ging sofort wieder zum Kriegshandwerk

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