Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
glaube, dass Wenja recht hatte, als sie sagte, dass ihr Vater der Katalysator dafür sei. Ohne ihn werden wir sie nicht mehr zurückgewinnen.«
Valralka überlegte. Aber Eilirond wollte dieses leidige Thema nun beenden. Zu viel seiner Lebenszeit hatte es schon in Anspruch genommen. Das Ergebnis war immer das gleiche. Keines!
»Lass uns noch etwas mit dem Schwert üben, Herrin«, schlug er vor.
Valralka willigte ein. Sie hatte inzwischen schon etwas Übung darin, die Angriffe Eilironds mit ihrem Holzschwert abzublocken. Noch übten sie mit Schwertern aus Holz, damit niemand verletzt wurde. Bald schon jedoch, so hatte es Eilirond angekündigt, sollten es richtige Schwerter sein, mit denen sie die Klingen kreuzten. Valralka fand, dass es dafür noch zu früh war, Eilirond meinte jedoch, dass man gar nicht zu früh damit anfangen könne, ein Gefühl für ein Schwert zu entwickeln. Es sei ganz anders als der Übungskampf mit Holzschwertern. Er hatte auch schon bei den Rüstungsbauern eine Rüstung für die Königin in Auftrag gegeben. In ein paar Tagen sollte sie fertig sein, dann würden sie das Holz gegen Stahl tauschen.
Als Valralka an diesem Abend wieder in ihrem Zimmer am Fenster stand, fühlte sie sich noch einsamer als an anderen Tagen. Weit ging ihr Blick über die Lande Maladans und kam erst im weitesten Westen, den sie erkennen konnte, zum Stehen. Es dauerte eine Weile, bis ihre Augen sich an den dunklen Horizont gewöhnt hatten. Wie immer griff ihre rechte Hand an ihre Halskette, in der sich das Einzige befand, was noch für sie von Bedeutung war. Sie hatte ihr Amulett schon lange nicht mehr geöffnet und beschloss, es auch nicht wieder zu tun. Mit den Gedanken bei Tankrond, von dem sie immer noch nicht wusste, wie es ihm seit ihrer Abreise wohl ergangen war, ging sie zu Bett. Schnell fiel sie in einen tiefen Schlaf.
Als sie am nächsten Morgen erwachte, spürte sie sofort, dass etwas nicht stimmte. Irgendetwas war anders als sonst. Erschrocken fuhr sie im Bett auf und sah sich im Raum um. Doch es war alles so, wie es sein sollte. Vielleicht hatte sie auch nur schlecht geträumt, dachte sie und begann, sich wieder etwas zu beruhigen. Sie merkte, dass ihr der Schweiß auf der Stirn stand und sie fühlte sich ganz heiß. Wieder suchten ihre Blicke das große Schlafgemach ab – und dann sah sie es. Auf dem Boden, zwei Schritte vor ihrem Bett, lag ihr Amulett, und es war offen. Das kleine Türchen ragte senkrecht nach oben und nur, weil sie seitlich davon im Bett saß, konnte sie nicht in sein Inneres blicken. Sofort war sie aus dem Bett und nahm das Amulett in die Hand, um hineinschauen zu können. Ihre schlimmsten Befürchtungen wurden zur Gewissheit: Der Stern war verschwunden. Ihr wurde es noch heißer als zuvor und sie glaubte gar, die Hitze, die ihr in den Kopf schoss, würde sie verbrennen. Fieberhaft suchten ihre Augen den Boden des Raumes ab und schnell war sie auf den Knien, um auch unter das Bett sehen zu können. Doch das kleine Körnchen war nirgends zu entdecken. Valralka eilte zur Türe und öffnete sie so schnell, dass die beiden Wachen, die vor der Tür über den Schlaf ihrer Königin wachten, zusammenzuckten, denn damit hatten sie nicht gerechnet.
»War jemand in meinem Zimmer, während ich schlief?«, wollte sie von den Männern wissen. Zuerst sahen sie sie nur überrascht an, dann gab ihr der Ältere Antwort. »Nein Herrin, niemand hat dein Zimmer betreten.«
So schnell, wie Valralka herausgekommen war, so schnell schloss sie die Tür hinter sich, als sie zurück in ihr Zimmer ging. Erneut suchte sie den Boden ab, hob die Teppiche hoch und fuhr mit den Fingern alle Fugen der Steinplatten nach. Aber sie hatte keinen Erfolg. Ihr Stern war verschwunden. Als die Bedienstete mit dem Frühstück kam, beschied ihr Valralka barsch, es draußen hinzustellen und sofort wieder ihr Schlafgemach zu verlassen. Die Frau wusste nicht, was dies bedeuten sollte, folgte aber den Anweisungen ihrer aufgebrachten Königin. Sie wollte Valralka noch fragen, was denn passiert sei. Doch deren Blick duldete keine Fragen und so verließ sie den Raum. Valralka hatte Angst, dass vielleicht das Kügelchen an den Schuhen der Frau hängen bleiben könnte. Dann würde es irgendwohin verschwinden und sie würde seiner nie mehr habhaft werden können. Selbst sehr vorsichtig ging sie wieder zur Tür, öffnete sie und befahl den nun verdutzt dreinblickenden Soldaten, dass sie niemanden hereinlassen durften und sie nicht
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