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Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Titel: Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert J. Jesse
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gewesen war. Dieses Mal konnte es Turgos sich nicht verkneifen zu fragen, wann dies denn gewesen sei. Sie saßen alleine an einem Tisch in der Taverne und niemand schien viel Notiz von ihnen zu nehmen. Whenda schaute sich jedoch erst noch einmal um, ehe sie Turgos Frage beantwortete.
    »Es war, glaube ich, während der Regierungszeit der Fürstin Martha, irgendwann so um das Jahr 550 herum. Vielleicht auch um 600. Ganz genau weiß ich es nicht mehr.«
    »Aha«, machte Turgos. Er unterließ es noch zu sagen, dass das ja praktisch erst vor Kurzem gewesen sei. Immer mehr entfernte sich die schöne Anyanar durch ihr schier grenzenloses Wissen von ihm. Und immer wieder traf ihn die Erkenntnis wie ein Stich ins Herz, dass Whenda ihn für ein Kind halten musste. Vor fast 2.000 Jahren war sie also schon einmal hier gewesen. Dies war so unwirklich für Turgos, dass er am liebsten hinausgelacht hätte, um sich dadurch wenigstens etwas Erleichterung zu verschaffen. In Schwarzenberg mochte es noch erträglich für ihn gewesen sein, dass sie vorgab, so alt zu sein. Doch je mehr er sich sicher sein konnte, dass in ihren Worten niemals eine Lüge gewesen war, desto schlechter fühlte er sich in ihrer Gegenwart. Er kam sich gar minderwertig vor. Denn er begehrte Whenda wie niemals zuvor etwas in dieser Welt. Aber wer war er denn, dass er überhaupt nur daran denken konnte, sie jemals in den Armen zu halten? Keiner von seinem Geschlecht war dies wert. Wie konnte der Eine nur so grausam sein und seine Kinder mit einer solchen Bürde in die Welt hinausziehen lassen? Wenn er alles richtig verstanden hatte, was Whenda ihm von Alatha erzählte, dann war dort auch das Geschlecht der Menschen vom Tode verschont gewesen und alterte nicht, aber diese Tage waren lange vorüber. Seine Lebensspanne war so gering, dass die Anyanar dies sicher nicht einmal lächerlich finden würden. Nahmen sie überhaupt Notiz von den Gefühlen und Nöten der sterblichen Menschen oder versuchten sie nur, diese zu lenken, wie es ihnen genehm war? Auch Whenda war aus diesem Grund hier mit ihm in den Thainlanden unterwegs.
    Er hatte sich von dieser Reise noch etwas anderes versprochen, doch dies würde niemals Realität werden können. Er hatte sich schon mehrmals überlegt, ob er die Anyanar auf seine Zuneigung, die er ihr gegenüber empfand, ansprechen sollte. Oder ob er einfach irgendetwas tun sollte, das sie verstand und worauf sie entsprechend reagieren könnte. So hätte er dann Gewissheit bekommen, wie sie zu ihm stand. Jedes Mal, wenn er sich dazu durchgerungen hatte, wollte er dann nicht das Glück des Augenblicks verletzen. Lieber blieb er untätig, als der Wahrheit ins Auge blicken zu wollen. Whenda sah, dass Turgos etwas bedrückte. Aber sie wusste nicht, dass sie der Gegenstand dieser traurigen Gedanken ihres Begleiters war. Sie entschied sich jedoch, den Baron nicht nach seinen Gedanken zu fragen. Hätte sie dies in jenem Moment getan, so hätte ihr Turgos die Wahrheit gesagt.
    Als sie nach dem Essen, mangels einer anderen sinnvollen Beschäftigung, auf ihr Zimmer gingen – sie gaben sich noch immer als verheiratet aus – legten sie sich sogleich schlafen. Am nächsten Morgen wollten sie früh aufstehen und weiter gen Norden marschieren. Sie würden jedoch nicht, wie Whenda es ursprünglich geplant hatte, durch das Quellgebiet des Hildor gehen, sondern eine der Furten südlich von Idumarn suchen. Der Mann, mit dem sie gesprochen hatten, hatte sie vor dem Gesindel gewarnt, das das nordwestliche Gat unsicher machen sollte, und ihnen davon abgeraten, diesen Weg einzuschlagen. Viel sei dort schon passiert, sagte er. Er glaubte auch, dass die Überfälle, von denen er gehört hatte, irgendwie etwas mit marodierenden Truppen aus dem Thainat von Fengol zu tun haben müssten. Dort seien nicht nur Räuber und Wegelagerer unterwegs, sogar ganze Züge mit Soldaten seien schon dort gesehen worden, berichtete er ihnen. Dieses Risiko wollten Turgos und Whenda dann doch nicht eingehen. Die Furten waren zwar nicht bewacht, doch sei dort auch noch nichts vorgefallen, was er sicher erfahren hätte, sagte der Mann noch.
     
     
    Hochverrat
    Tharvanäa, 4. Tag des 6. Monats 2515
     
    Valralka war immer noch erschüttert, als sie diesen Tag noch einmal Revue passieren ließ. Nerija hatte, als sie von ihrer Inspektionsreise wieder zurück war, einen Vorschlag gemacht, den es zu besprechen galt. Die Kanzlerin schlug nämlich vor, dass man mit den Frauen Maladans viele

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